Insolventer Buchhändler

Thalia darf Weltbild-Kundendaten und Markenrechte übernehmen

von Joachim Graf

17.09.2024 Thalia darf die Kundendaten, die Markenrechte und den EBook-Reader vom insolventen Konkurrenten Weltbild übernehmen. Das Bundeskartellamt hat dazu jetzt grünes Licht gegeben.

 (Bild: Thalia)
Bild: Thalia
Die Thalia-Gruppe   ist das größte deutsche Crosschannel-Buchhandelsunternehmen. Sie übernimmt die Kundendaten aus dem Weltbild-Onlineshop und den von Weltbild verkauften E-Reader Tolino   sowie die Weltbild-Marken, den Onlineshop   und Domains. Nicht übernommen werden die Ladengeschäfte, teilt das Bundeskartellamt mit. Die 14 Ladengeschäfte waren im Zuge der Insolvenz zum 31. August ohnehin bereits geschlossen worden.

Laut dem Präsident des Bundeskartellamtes   , Andreas Mundt, verfüge Thalia zwar über eine bedeutende Marktposition im Buchhandel und sei über die Plattform Tolino auch eine relevante Kraft bei E-Books. Man habe den Zusammenschluss aber letztendlich noch in der ersten Phase freigeben kommen, weil: "Neben der Tatsache, dass die Ladengeschäfte von Weltbild nicht Gegenstand des Zusammenschlusses waren, war für die Freigabe unter anderem maßgeblich, dass mit Amazon ein deutlich größerer Wettbewerber sowohl beim Onlinehandel mit gedruckten Büchern als auch im Bereich E-Books existiert."

Auch bei den E-Books hätten sich keine durchgreifenden wettbewerblichen Bedenken ergeben: "Auch hier war zu berücksichtigen, dass beim Vertrieb von E-Books in Deutschland insgesamt Amazon den ganz überwiegenden Teil des gesamten Absatzvolumens auf sich vereint. Höhere Marktanteile der Zusammenschlussbeteiligten ergäben sich nur bei einer separaten Betrachtung der Plattform Tolino: Diese ist zwar als offenes System konzipiert; die von Amazon für den Kindle angebotenen Bücher stehen für den Tolino aber wegen der Nutzung eines proprietären Kindle-Formats nicht zur Verfügung."

Der Weltbild-Onlineshop ist noch nicht auf Thalia.de umgeleitet. Aktuell heißt es dort noch "Weltbild sagt 'Servus und Tschüß'!".

Die Weltbild GmbH & Co. KG hatte am 10. Juni 2024 Insolvenz angemeldet. Laut Christian Plail , Insolvenzverwalter von der Kanzlei SGP Schneider Geiwitz   waren die Gespräche mit bestehenden und potenziell neuen Investoren zur Weiterführung des Geschäftsbetriebes gescheitert. Doch die Fortführung hätte "vor allem in den Bereichen IT und Marketing einen immensen finanziellen und zeitlichen Aufwand" erfordert, um Weltbild profitabel fortführen zu können. "Aufgrund starken Wettbewerbsdrucks mit ungewissem Ausgang", wie er betont.

Neben Weltbild haben weitere Unternehmen der WB D2C Insolvenz angemeldet (Neuhandeln: "Weitere Weltbild-Töchter sind insolvent   "). Christian Plail: "Für die weiteren Gesellschaften und Marken suchen wir weiterhin nach Zukunftslösungen. Die Ausgangslagen sind dabei sehr unterschiedlich."
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