Es ist aus

Weltbild stellt Geschäftstätigkeit ein

von Joachim Graf

14.08.2024 Medienhändler Weltbild stellt im Rahmen der laufenden Insolvenz seinen Geschäftsbetrieb zum 31. August 2024 ein. Wie es jetzt weitergeht:

Es wurde kein Investor gefunden wegen zu hoher IT- und Marketingkosten (Bild: Weltbild)
Bild: Weltbild
Es wurde kein Investor gefunden wegen zu hoher IT- und Marketingkosten
Die Filialen des Crosschannel-Handelsunternehmens werden schließen und führen bereits Räumungsverkäufe durch. Online wie auch in den Filialen werden vor allem Produkte aus dem Non-Media-Sortiment bereits mit Rabatten von bis zu 80 Prozent angeboten. Käufe sind im Onlineshop   und den Filialen aktuell weiterhin möglich und werden bis zum Ende des Geschäftsbetriebes ausgeliefert.

Die Weltbild GmbH & Co. KG hatte am 10. Juni 2024 Insolvenz angemeldet. Laut Christian Plail , Insolvenzverwalter von der Kanzlei SGP Schneider Geiwitz   waren die Gespräche mit bestehenden und potenziell neuen Investoren zur Weiterführung des Geschäftsbetriebes gescheitert. Doch die Fortführung hätte "vor allem in den Bereichen IT und Marketing einen immensen finanziellen und zeitlichen Aufwand" erfordert, um Weltbild profitabel fortführen zu können. "Aufgrund starken Wettbewerbsdrucks mit ungewissem Ausgang", wie er betont.

Interesse bestehen an einzelnen Assets wie Markenrechte oder Warenvorräte. Diese Gespräche würden fortgeführt. Christian Plail: "Wir mussten feststellen, dass alle Interessenten in dem unverändert sehr angespannten Marktumfeld sowie vor dem Hintergrund des notwendigen Investitionsvolumens und der hohen Transformationskosten nicht zu einer Betriebsübernahme, auch nicht im eingeschränkten Umfang bereit sind." Eine dauerhafte und nachhaltige Betriebsfortführung sei ohne frisches Kapital aufgrund der andauernden Verlustsituation nicht möglich gewesen.

Die 440 Mitarbeitenden wurden heute im Rahmen einer Mitarbeiterinformation über die anstehenden Entscheidungen und deren Hintergründe informiert. Voraussichtlich im September werden sie die Kündigungen erhalten. Ein kleines Team soll die Abwicklungsarbeiten unter anderem in den Bereichen IT, Buchhaltung und Personal übernehmen.

Neben Weltbild haben weitere Unternehmen der WB D2C Insolvenz angemeldet (Neuhandeln: "Weitere Weltbild-Töchter sind insolvent   "). Christian Plail: "Für die weiteren Gesellschaften und Marken suchen wir weiterhin nach Zukunftslösungen. Die Ausgangslagen sind dabei sehr unterschiedlich."

Seit dem 15.7.2024 insolvent sind Lernmittel-Unternehmen D2C digital GmbH   (Aktenzeichen IN 642/24), die D2C Logistics GmbH (IN 643/24), die Jokers GmbH & Co. KG   (IN 646/24), Fitz & Huxley Commerce GmbH   (IN 644/24) und die Kinderwelt Tausendkind GmbH   (IN 645/24).

Am 3. Juli erschien dann auch B2B-Großhändler Avus Buch & Medien GmbH   im Insolvenzregister Köln (70a IN 175/24, Insolvenzverwalter Rechtsanwalt Dr. Jörg Gollnick). Bereits seit dem 27. Juni in der Insolvenz ist Gärtner Pötschke   (503 IN 101/24). Das Amtsgericht Düsseldorf hatte hier Rechtsanwalt Frank Kebekus zum vorläufigen Insolvenzverwalter eingesetzt.

Hintergrund der Insovenzen: "Verhandlungen mit den Banken gescheitert"


Auf Nachfrage von Neuhandeln teilte ein Sprecher mit: "Nachdem die bereits fortgeschrittenen und erfolgsversprechenden Verhandlungen zwischen dem Gesellschafter Droege Group und verschiedenen Banken unerwartet gescheitert sind, kam damit auch ein geplantes Investment seitens der Droege Group in die verschiedenen Tochtergesellschaften der WB D2C Group nicht zustande." Durch die dadurch fehlende Liquidität seien weitere Gesellschaften der Gruppe in Zahlungsunfähigkeit geraten und hätten einen Antrag auf Insolvenz gestellt.

Die ECommerce-Beteiligungsgesellschaft WB D2C Group   hatte im Juni für Tochter Weltbild GmbH & Co. KG   , beim Amtsgericht Augsburg Insolvenz angemeldet und die Geschäftsleitung sowohl bei Weltbild als auch der Holding ausgetauscht (neuhandeln berichtete).

Droege hatte Weltbild 2014 aus der Insolvenz übernommen und nach und nach weitere Unternehmen angedockt, um mit einheitlicher IT kanalübergreifend zu verkaufen. Die Gruppe erwirtschaftet einen Jahresumsatz von rund 600 Millionen Euro und hat über 2.000 Mitarbeitende, ein Viertel bei der bei der schon länger insolventen Weltbild. Nachdem nach der erneuten Weltbild-Insolvenz die Geschäftsleitungen von Tochter und Gruppe ausgetauscht worden waren, waren offensichtlich überall wenig belastbare Zahlen gefunden worden. Für Gärtner Poetschke scheint der Insolvenzverwalter bereits einen neuen Käufer zu suchen.
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