Nachhaltiger Konsum

Nachhaltigkeit: 40 Prozent der Onlineshopper kaufen Gebrauchtes

von Frauke Schobelt

10.01.2022 E-Commerce ist für viele Onlineshopper die erste Anlaufstelle für nachhaltigen Konsum, auch Nischenanbieter finden hier ihre Kundschaft. Beliebter wird auch Recommerce: Besonders Jüngere nutzen Vinted, Ebay Kleinanzeigen, Shpock und Co., um gebrauchte Waren zu kaufen.

 (Bild: Preis King auf Pixabay)
Bild: Preis King auf Pixabay
Vier von zehn Deutsche sind bereit, im neuen Jahr nachhaltiger einzukaufen. Fündig werden viele dabei vor allem im Onlinehandel. Fehlende Auswahl und hohe Preise stellen allerdings Hürden dar. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel Deutschland (bevh)   zusammen mit dem Meinungsforschungsunternehmen Civey unter 1005 Online-Shoppern zum Thema nachhaltiger Konsum.

Danach gefragt "Was spricht Ihrer Ansicht nach dagegen, nachhaltiger als bisher zu konsumieren?", antworten zwar 39,9 Prozent der befragten Verbraucher mit "nichts", doch für 29,9 Prozent erscheint ein nachhaltiger Einkauf oft noch "zu teuer" (zweithäufigste Antwort). Mehr als jeder Fünfte (22 Prozent) gibt an, dass die Suche nach nachhaltigeren Produkten "zu aufwändig" sei.

"Die meisten Kunden wären zwar bereit, nachhaltigere Produkte einzukaufen. Eine umweltschonende Alternative zu einem konventionellen Produkt zu finden, ist aber mit einem Mehraufwand verbunden", sagt Daniela Bleimaier , Leiterin Public Affairs Deutschland & Regionales beim bevh. Das gelte besonders für preissensible Kunden, die nachhaltige Produkte für teurer erachten. "Diese sind oft nur dann bereit, sich für ein Angebot zu interessieren, wenn sie eine große Auswahl und Vergleichbarkeit von Preisen vorfinden - und das möglichst ohne lange suchen zu müssen."

Wie erfolgreich die Produktsuche ist, hängt stark vom Verkaufskanal ab. 34 Prozent finden nachhaltige Produkte wie Kleidung aus Bio-Baumwolle, fair hergestellte Produkte, CO2-neutrale Produkte am ehesten im Onlinehandel, nur 19,2 Prozent der Kunden fühlt sich bei der Auswahl im stationären Handel gut aufgehoben. Die restlichen 46,8 Prozent der Befragten zeigten keine Präferenzen. "Gerade weniger bekannte Nischenanbieter setzen daher gezielt auf Onlinekanäle, um ihre Produkte niedrigschwellig einem größeren Publikum zugänglich zu machen", erläutert Daniela Bleimaier.

Jüngere kaufen Gebrauchtes im Netz

Auch der Digitalverband Bitkom   hat 1109 Internet-Nutzerinnen zum Thema Nachhaltigkeit befragt. Demnach besteht grundsätzlich ein großes Interesse an nachhaltigen Angeboten beim Online-Shopping, allerdings liegt die tatsächliche Nutzung dieser Angebote oft noch deutlich darunter:
  • So können sich 56 Prozent vorstellen, künftig bewusst mehrere Bestellungen zu bündeln und auf denselben Liefertag zu legen - doch erst ein Fünftel (21 Prozent) tut dies bereits.
  • 59 Prozent haben Interesse an Reparaturservices von Online-Händlern, um defekte Produkte wieder instand setzen zu lassen - 13 Prozent nutzen entsprechende Angebote tatsächlich.
  • Jeder und jede Achte (12 Prozent) nutzt Möglichkeiten, mit einem Online-Kauf auch für Umweltprojekte zu spenden oder Bäume zu pflanzen - fast die Hälfte (48 Prozent) kann sich dies künftig vorstellen.
  • Und 8 Prozent zahlen bereits einen kleinen Aufpreis für eine CO2-Kompensation ihrer Paketlieferungen. Ein Drittel (34 Prozent) hat daran künftig Interesse.
Die Online-Shopper in Deutschland nehmen beim Thema Nachhaltigkeit aber auch die Händler in der Pflicht: 81 Prozent sehen vor allem sie in der Verantwortung, den Online-Handel nachhaltig und klimaschonend zu gestalten. 92 Prozent meinen auch, die Händler sollten möglichst viele Waren in denselben Karton packen. 86 Prozent finden, die Kartons für die bestellten Waren seien oft viel zu groß. Und 61 Prozent wünschen sich eine geringere Umweltbelastung durch den Lieferverkehr, indem die Paketzustellung nur noch mit Elektroautos oder -fahrrädern erfolgt.

Viele der befragten Online-Shopper kaufen zudem lieber gebrauchte Produkte statt Neuware. 40 Prozent nutzen mittlerweile Vinted, Ebay Kleinanzeigen, Shpock und andere, um online Second-Hand-Artikel zu erstehen. Dabei kaufen Frauen (44 Prozent) über entsprechende Plattformen deutlich aktiver ein als Männer (36 Prozent). Unter den Jüngeren zwischen 16 und 29 Jahren kauft sogar mehr als die Hälfte (52 Prozent) Gebrauchtes im Netz - bei den 30- bis 49-Jährigen sind es 41 Prozent, 37 Prozent bei den 50- bis 59-Jährigen und ein Viertel der über 60-jährigen Online-Shopper (25 Prozent). Ein weiteres Viertel (28 Prozent) kann sich vorstellen, künftig Gebrauchtes statt Neuware im Netz zu kaufen.
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