Analyse: So will Bol.com zum Univeralversender werden
19.11.2014
Bol.com mausert sich zum Universalversender (Bildquelle: Screenshot)
Nach den zahlreichen Sortimentserweiterungen in diesem Jahr müsste eigentlich langsam das Ende der Fahnenstange erreicht sein. Doch das Gegenteil ist der Fall. Denn der Online-Händler will jetzt erst richtig Gas geben und sein Sortiment und seinen Service in den nächsten Jahren weiter kräftig ausbauen, wie die Holländer auf dem "Online-Strategy Event 2014 " der Konzern-Mutter Ahold verraten haben (Hintergrund: Der holländische Supermarkt-Riese Ahold hat den Online-Händler Bol.com im Frühjahr 2012 zum Kaufpreis von 350 Mio. Euro übernommen ). Generell will sich Bol.com von einem auf Medien und Elektronik fokussierten Spezialanbieter zu einem Universalversender wandeln. Das machen die Holländer zwar schon seit der Übernahme durch Ahold, indem ja immer wieder neue Produktkategorien angeboten werden. Bislang macht Bol.com aber nach eigenen Angaben erst einen Bruchteil seines Umsatz mit neuen Sortimenten, so dass man die große Auswahl stärker gegenüber Kunden kommunizieren will. Um Kunden die neuen Sortiment verstärkt ans Herz zu legen, will Bol.com unter anderem das Shopping-Erlebnis stärker personalisieren. Seinen Handelspartnern will Bol.com zudem auch "Brand Stores" für ihre eigene Marke anbieten und Marketing-Tools an die Hand geben, mit denen Partner ihre Angebote auf Bol.com bewerben können. Auf diese Weise will Bol.com zum einen mehr Einnahmen aus dem Service-Geschäft erzielen. Zum anderen soll die Plattform für Händler so attraktiv werden, dass sie die beste Verkaufsplattform für sie in Holland und Belgien wird. Mehr Angebot soll in einem zweiten Schritt wieder dazu führen, dass auch mehr Kunden auf das Portal kommen (siehe Grafik oben). Um Verbrauchern mehr Service zu bieten, denkt Bol.com zudem über Same-Day-Delivery nach. Der 1999 als reiner Online-Buchhändler gegründete Internet-Versender wird im laufenden Jahr voraussichtlich einen Umsatz von 680 Mio. Euro erzielen. Dabei handelt es sich um den Netto-Umsatz (exkl. MwSt.) aus Verkäufen, die Bol selbst und seine Partner erwirtschaftet haben. Im Vorjahr lag der Netto-Umsatz der Holländer bei 490 Mio. Euro, in den vergangenen zwölf Monaten haben die Umsätze der Handelspartner erstmals die 100-Millionen-Euro-Marke überschritten . Bol.com ist nach eigenen Angaben seit 2004 profitabel, in diesem Jahr soll die EBITDA-Marge einen Wert von ungefähr drei Prozent erreichen. Das würde bei einem Netto-Umsatz von 680 Mio. Euro einem EBITDA von rund 20 Mio. Euro entsprechen. Bol.com zählt nach eigenen Angaben derzeit fünf Mio. aktive Kunden, die in den vergangenen zwölf Monaten bei den Holländern gekauft haben. Mit diesen Eckdaten sei Bol.com bereits der klare Marktführer im Online-Handel in Benelux, da Wettbewerber wie Wehkamp, Zalando und Coolblue in Holland und Belgien nach eigenen Schätzungen deutlich weniger Kunden, Produkte und Umsätze vorweisen könnten (siehe Übersicht in der nachfolgenden Grafik).Kennzahlen von Bol.com und Wettbewerbern (Bildquelle: Screenshot)
Im laufenden Geschäftsjahr werden voraussichtlich 16 Prozent aller Verkäufe über Partner erzielt (2013: 10 Prozent). Insgesamt steuern Handelspartner bereits rund 1,5 Mio. Produkte zum Gesamtsortiment von ungefähr neun Mio. Produkten auf Bol.com bei. Interessanterweise wird die Wachstumsstrategie von Bol.com genau zu dem Zeitpunkt öffentlich, indem mit Amazon gerade ein direkter Konkurrent in Holland eine lokale Shopping-Seite gestartet hat . Bislang hatte Amazon.nl seine Kunden in Holland auf die britische Website verwiesen. Externe Handelspartner können bislang nicht auf Amazon.nl verkaufen.Abonnieren Sie unseren kostenlosen wöchentlichen Newsletter!