Licht und Schatten: So trotzen Conrad, Thalia und Sport 2000 der Corona-Krise

von Stephan Randler

01.04.2020

 (Bild: NH-Pressebild)
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Bild: NH-Pressebild unter Creative Commons Lizenz
Die Corona-Epidemie nutzen viele Händler, um neue Online-Angebote zu starten und Kunden zielgenau in der Krise zu bedienen. So hat erst der Gartengeräte-Hersteller Stihl vergangene Woche einen Online-Shop gestartet, um damit Verbraucher auch bei geschlossenen Geschäften bedienen   zu können. Und der Auktionssender 1-2-3.tv bietet eine Supermarkt-Show, damit Kunden einfach von zu Hause aus an Lebensmittel   kommen. Kein Wunder also, dass auch die Verbundgruppe Sport 2000, der Buchhändler Thalia mit Mitstreitern sowie Conrad Electronic jetzt neue Online-Formate starten. Wobei allerdings hier längst nicht alle Angebote so sinnvoll sind wie die neuen Shopping-Angebote von Stihl oder 1-2-3.tv.
shopdaheim
Thalia & Co. setzen auf ein Local-Commerce-Portal (Bild: Screenshot)
Wenig durchdacht etwa wirkt das Online-Portal Shopdaheim.de, das nun verschiedene Buchhändler wie Thalia gemeinsam gestartet haben. Über die neue Website sollen Verbraucher ab sofort einfach Ladengeschäfte in ihrer Nähe finden, die sie auch online versorgen. "Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben unsere Gesellschaft spürbar verändert", heißt es von Thalia & Co. "Auch das Einkaufsverhalten ist davon betroffen und es ist abzusehen, dass die Menschen auch nach der Krise verstärkt online einkaufen werden." Shopdaheim.de   soll helfen, dass lokale Händler im Netz sichtbar werden und Kunden eine "Händler-vor-Ort-Suche" für Shops in ihrer Gegend bieten. Die Absicht dahinter ist sicherlich ehrbar, die Umsetzung allerdings unnötig. Denn Händler in der Nähe kann jeder Verbraucher heute bereits online finden, wenn er bei Google Maps oder Google nach einem Angebot sucht. Viele Einzelhändler pflegen hier zudem bereits einen Business-Eintrag, damit sie auch gefunden werden. Bei Shopdaheim.de dagegen müssen sich Händler erst noch eintragen. Dazu muss das Portal entsprechend beworben werden, damit hier auch überhaupt einmal Nutzer nach Geschäften suchen - während Google als Suchmaschine längst etabliert ist - auch für Anfragen mit lokalem Bezug.
Shopdaheim.de
Shopdaheim.de bietet eine Händler-Suche - doch wer will die nutzen? (Screenshot)
Thalia & Co. entgegnen diesen Argumenten, dass sie mit dem neuen Online-Portal mehr als eine Suche bieten und ein "Bewusstsein für den regionalen Einkauf" schaffen wollen. Schließlich wären jetzt viele Menschen daheim und würden sich solidarisch zeigen. Ziel sei daher, dass Kunden auch online den Geschäften die Treue halten, in denen sie bereits stationär gerne einkaufen. Doch genau das erreichen Einzelhändler eben auch, wenn sie bei Google & Co. sichtbar sind. Weil für Händler und die Kunden ein echter Mehrwert fehlt, wird man vom Local-Commerce-Portal langfristig wohl nicht mehr viel hören.

Sport2000.de wird zu einem Online-Marktplatz

Kein Selbstläufer werden dürfte auch die E-Commerce-Initiative der Verbundgruppe Sport 2000   . Über die deutsche Website Sport2000.de können Händler zwar ab sofort erstmals online verkaufen. Damit will der Verbund seinen Mitgliedern einen "zusätzlichen Weg zum Kunden" bieten, wenn wegen Corona die lokalen Ladengeschäfte geschlossen   sind. Auch nach der Krise sollen lokale Handelspartner über die neue E-Commerce-Plattform ihr Geschäft "digital ergänzen". Wenn Verbraucher einen Schuh online kaufen möchten, wird auf die lokalen Sortimente der angeschlossenen Händler zugegriffen. Sobald ein Kauf zustande kommt, muss der einzelne Händler von seinem Online-Umsatz eine Provision abgeben. Konkret sehen Kunden im Online-Shop aber nicht, welcher Händler das Produkt verkauft. Bei einzelnen Größen eines Artikels können zudem die Preise online unterschiedlich ausfallen - wenn verschiedene Größen von unterschiedlichen Händlern stammen. Denn technisch nutzt man eine Lösung, die bereits bei dem Online-Marktplatz Schuhe.de   zum Einsatz kommt, wo der Online-Handel ähnlich abläuft. Der Hintergrund ist, dass Schuhe.de - wie auch Sport 2000 - ja zu der Handelskooperation ANWR   gehört. Wer auf Händlerseite den Zuschlag bei einem Online-Verkauf erhält, wird über ein selbst entwickeltes System ermittelt. Aussagen wie "Je nach Größe, können die Preise auf SPORT 2000 variieren" dürften aber nicht gerade die Konversionsrate nach oben treiben. Erschwerend kommt hinzu: Es gibt heute bereits genügend Online-Shops mit Sportbedarf, gegen die man jetzt erst einmal ankommen muss.

Conrad ködert Kunden mit Community

Hart umkämpft und zudem geprägt von geringen Margen ist das Elektronik-Geschäft, in dem wiederum Conrad aktiv ist. Weil auch hier aktuell die Läden dicht sind und es vor Ort damit keine Beratung gibt, sollen sich Kunden nun bei Fragen an eine Online-Community   wenden. Diese wurde am 20. März 2020 gestartet und trägt den Namen "Conrad@YourSide". Wer sich hier registriert, kann eigene Fragen stellen oder anderen Nutzern helfen. "Gerade in diesen besonderen Zeiten ist uns der individuelle Austausch wichtig", erklärt Ralf Bühler, der bei Conrad seit einem knappen Jahr   als Chief Sales Officer tätig ist. Mit der Community bietet Conrad aber nicht nur eine Anlaufstelle in der Krise. Eine rege Community kann Kunden auch langfristig einen Mehrwert bieten und Conrad so ein Alleinstellungsmerkmal im Elektronik-Handel verschaffen. Insofern sollte sich das Investment für Conrad langfristig auszahlen.
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