Online-Shopping ohne Online-Shop: "Amazon Dash" kommt nach Europa

von Stephan Randler

15.08.2016

 (Bild: NH-Pressebild)
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Bild: NH-Pressebild unter Creative Commons Lizenz
Mit den "Dash Buttons   " bietet Amazon seinen Prime-Kunden in den USA bereits an, dass sie beim Versandriesen bestellen können, ohne dass sie dazu überhaupt noch den klassischen Online-Shop aufsuchen müssen   . Mit einem ähnlichen Verfahren ist der US-amerikanische Versandriese nun auch erstmals in Europa aktiv. So können britische Kunden ab sofort bei Amazon in UK shoppen, ohne dass sie sich dazu noch PC, Notebook, Smartphone oder Tablet brauchen - fast zumindest.
Amazon Dash
Über den "Amazon Dash" lassen sich Produkte speichern (Bild: Amazon.co.uk)
Hintergrund ist, dass Amazon in UK nun erstmals seinen "Amazon Dash   " anbietet. Im Gegensatz zu den "Dash Buttons" aus den USA handelt es sich hier um einen kleinen Stab, der rund 17 cm lang und knapp 3 cm breit ist (siehe Foto). Dieser "Amazon Dash" verfügt dabei über einen integrierten Scanner und ein eingebautes Mikrofon. Über den Stick können Kunden von Amazon daher online shoppen, indem sie bei sich zu Hause zum Beispiel die Barcodes von Produktpackungen scannen oder die Namen der gewünschten Artikel in den Amazon-Stick sprechen, die sie beim Versandriesen bestellen möchten. Anschließend werden diese Produkte im Warenkorb der Amazon-Kunden gespeichert. Wer dann später wieder den Online-Shop von Amazon wie gewohnt über den PC oder das Smartphone besucht, kann die neu vorhandene Einkaufsliste editieren und danach die Bestellung aufgeben. Der neue "Dash"-Stick soll auf diese Weise das Online-Shopping erleichtern, kann den gewohnten Einkauf am PC aber noch nicht ganz ersetzen. Das unterscheidet den Stick grundlegend von den "Dash Buttons", die Amazon in den USA vor anderthalb Jahren vorgestellt hatte und nun zunehmend von den Kunden nachgefragt werden. Das ist durchaus verständlich - schließlich nehmen die Dash Buttons dem Kunden lästige Online-Einkäufe ab, die in einem normalen Haushalt aber immer wieder anfallen.
Amazon Dash Button
Dash Button an einer Waschmaschine, über den sich Waschmittel von Tide bestellen lässt (Bild: Amazon.com)
Zur Erinnerung: Den Dash-Button einer Marke wie Persil kleben sich Amazon-Kunden zum Beispiel an ihre Waschmaschine. Danach wird der Button mit dem hauseigenen WLAN und dem Amazon-Konto des Kunden verbunden. Wenn das Waschmittel ausgeht, muss man nur kur den Button drücken – und schon wird das gewünschte Produkt bei Amazon geordert und zum Kunden nach Hause geschickt - ohne dass überhaupt noch ein Besuch im klassischen Online-Shop nötig ist (siehe Foto). Bei dem neuen "Dash"-Stick dagegen braucht es noch einen Besuch im klassischen Online-Shop, weil der neue Stick in erster Linie den klassischen Einkaufszettel ersetzen soll. Denn die Zielgruppe für den neuen Service sind solche Kunden, die sich über den kürzlich gestarteten Dienst "Amazon Fresh" ihre Lebensmittel nach Hause liefern lassen. Diese Kunden sollen den Dash-Stick immer dann nutzen, wenn ihnen wieder ein Produkt für ihren kommenden Wocheneinkauf einfällt. Die Idee: Wenn die Butter im Kühlschrank fast aus ist, sollen Kunden das Produkt genau dann in ihren "Amazon Dash" sprechen, wenn sie noch vor dem Kühlschrank stehen - damit sie später beim Online-Shopping nicht mehr mühsam darüber nachdenken müssen, welche Produkte sie nun brauchen. Erstmals vorgestellt wurde das Zauberstäbchen vor knapp zwei Jahren von Amazon in den USA   . Bereits damals hatte ich die Anwendung als vielversprechend bewertet, weil Amazon mit seinem Stick den Online-Kauf von Lebensmitteln pushen kann. So zeigen Studien   immer wieder, dass Verbraucher vor allem Lebensmittel im Internet kaufen, um dadurch Zeit zu sparen. Dieser Effekt verpufft aber, wenn sich Kunden erst mühsam ihre Produkte für den Wocheneinkauf in einem Online-Shop zusammen suchen müssen. Durch den "Amazon Dash" dagegen steht die Einkaufsliste für Kunden direkt nach dem Log-In bereit, was den Online-Einkauf von Lebensmitteln stark beschleunigt.
Nach wie vor stellt sich aber trotzdem die Frage, ob Amazon bei seinem neuen Service an der richtigen Stelle investiert   . Denn Studien zeigen auch immer wieder, dass der Online-Einkauf von Lebensmitteln eine Vertrauenssache ist und Kunden zum Beispiel befürchten, dass sie fauliges Obst oder Gemüse geliefert bekommen. Von Vorteil ist daher beim E-Commerce eine starke Marke, die für Kompetenz bei Lebensmitteln steht - was bei Amazon nun nicht gerade der Fall ist. Im dümmsten Fall bietet Amazon daher zwar einen bequemen Service, den Kunden aber erst gar nicht in Anspruch nehmen. Der Lebensmittel-Lieferservice "Amazon Fresh   " wurde im Juni in London gestartet, nachdem das Angebot bislang nur US-Kunden vorbehalten war. Den Lebensmittel-Lieferservice bietet Amazon allerdings nur Bestandskunden an, die das Treueprogramm "Prime   " nutzen. Für den Lieferservice zahlen diese dann eine Pauschale von 6,99 Pfund im Monat, wobei Kunden dann beliebig viele Bestellungen ab einem Bestellwert von 40 Pfund bei Amazon in Auftrag geben können. Gerüchten zufolge soll der Lebensmittel-Lieferdienst "Amazon Fresh" auch einmal in Deutschland starten.
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