In Deutschland halten Konsumenten nach wie vor ihr Geld zusammen. Zu diesem Ergebnis kommt jetzt eine Verbraucherbefragung, die vom Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (BEVH) durchgeführt wurde. Demnach haben Bundesbürger im zweiten Quartal 2023 zwar stolze 19,2 Mrd. Euro für Waren im E-Commerce ausgegeben. Zum Vorjahr entspricht das aber einem Rückgang von -12,2 Prozent. Denn im zweiten Quartal 2022 wurden hierzulande noch 21,8 Mrd. Euro mit Waren im E-Commerce umgesetzt.

Bereits im ersten Quartal 2023 hatten sich die Brutto-Umsätze im E-Commerce verringert. Damals sanken die Online-Umsätze mit Waren sogar etwas stärker und reduzierten sich um -15,0 Prozent auf einen Wert von 19,4 Mrd. Euro.
Allerdings hatte es ein Jahr zuvor im ersten Quartal auch noch ein einstelliges Wachstum gegeben. Denn zum Jahresstart 2022 konnten Online-Händler von einem guten Nach-Weihnachtsgeschäft profitieren, bevor sich mit dem Krieg in der Ukraine dann allerdings Ende Februar das Blatt gewendet hatte. Vor dem Kriegsbeginn lag das Wachstum daher noch bei einem Plus von 11,5 Prozent.
Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine wurde in den weiteren Wochen des ersten Quartals 2022 dagegen nur noch ein moderater Zuwachs von 2,3 Prozent erzielt. Erstmals zurückgegangen in einem Vierteljahr waren die Online-Umsätze dann im zweiten Quartal 2022, als der Ukraine-Krieg, die hohen Energiepreise als auch steigende Lebenshaltungskosten ein volles Vierteljahr lang die Stimmung trübten.
Rückgang auf schwachem Vorjahresniveau
Das bedeutet nun aber auch: Die Marktzahlen im zweiten Quartal 2023 haben sich jetzt auf einem Niveau verschlechtert, das bereits voll durch die Konsumkrise geprägt war. Das zeigt sich nicht zuletzt, wenn man die aktuellen Zahlen mit dem Vor-Corona-Niveau aus dem Jahr 2019 vergleicht. Dieser Vergleich ist auch sinnvoll, weil durch die pandemiebedingten Filialschließungen ja Verbraucher quasi zum Online-Kauf gezwungen wurden und der E-Commerce in Deutschland von einer Sonderkonjunktur profitieren konnte.
Auf das gesamte erste Halbjahr gesehen liegen die Brutto-Umsätze im E-Commerce nun zwar immer noch +14,7 Prozent über den ersten sechs Monaten aus dem Jahr 2019. Doch im vergangenen Jahr lagen die aktuellen Halbjahreszahlen sogar stolze 32,9 Prozent über dem Vor-Corona-Niveau (siehe Grafik unten).
Aktuell nähern sich die Online-Umsätze damit also wieder dem Vor-Corona-Niveau an. Den BEVH wundert diese Entwicklung nicht. „Die Unternehmen stemmen sich mit Macht gegen die Krise“, weiß Martin Groß-Albenhausen (siehe Foto oben), stellvertretender Hauptgeschäftsführer des BEVH. „Aber sie müssen erkennen, dass sich Konsumenten auch durch starke Angebote kaum noch zum Kauf bewegen lassen.“
Keine Trendumkehr in Sicht
Der aktuelle Abwärtstrend zieht sich laut dem Verband durch alle Sortimente. Besonders unter Druck stehen der Handel mit Schmuck und Uhren (-17,4 Prozent), das Geschäft mit Computern, Zubehör & Spielen (-16,9 Prozent) als auch der Online-Handel mit Haushaltswaren & -geräten (-16,1 Prozent), wie diese Auswertung des BEVH nach einzelnen Warensegmenten zeigt. Dass sich der generelle Abwärtstrend im E-Commerce in den nächsten Monaten umkehrt, hält der Verband inzwischen für unrealistisch. Für das ganze Jahr rechnet der BEVH daher nun damit, dass sich die E-Commerce-Umsätze um mehr als fünf Prozent reduzieren. Zu Jahresbeginn hatte der Verband noch ein Plus von 4,8 Prozent und eine leichte Erholung erwartet, nachdem bereits die E-Commerce-Umsätze im gesamten vergangenen Jahr fast zweistellig gesunken waren.

Für seine Studie befragt der BEVH jährlich von Januar bis Dezember insgesamt 40.000 Privatpersonen aus Deutschland ab 14 Jahren dazu, wie viel Geld sie für Waren beim Einkauf im Online-Handel ausgeben. Bei den Zahlen handelt es sich immer um Verbraucherpreise – also um Brutto-Umsätze mit Mehrwertsteuer.
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