„Folgerichtige Konsequenz“: Hermes will für Haustür-Zustellung mehr Geld

Erst in diesem Frühjahr hat Hermes Germany seine Preise erhöht. Seitdem bezahlen Online-Händler daher im Schnitt 4,5 Prozent mehr, wenn sie ihre Sendungen über die Otto-Tochter zustellen. Und im nächsten Jahr will Hermes die Preise erneut erhöhen – und zwar „in einer ähnlichen Größenordnung“.

Olaf Schabirosky
Olaf Schabirosky (Bild: Hermes)

Das berichtet das Hamburger Abendblatt in einem Online-Bericht (nur für Abonnenten). Demnach müsse der Paket-Zusteller laut dem neuen Hermes-CEO Olaf Schabirosky (siehe Foto) mehr in Löhne investieren, weil der Arbeitsmarkt durch den E-Commerce-Boom inzwischen „leer gefegt“ sei und sich die Personalsuche deshalb zunehmend schwieriger gestalte.

Doch damit nicht genug. Hermes plant laut dem Schabirosky-Interview im Abendblatt auch noch, dass für die klassische Zustellung an die private Adresse eines Verbrauchers ein Aufschlag fällig werden soll.

Entsprechende Pläne hat Hermes auf Nachfrage von neuhandeln.de bestätigt. Demnach werden die Preis-Anpassungen voraussichtlich wohl im ersten Quartal 2019 in die Umsetzung gehen. Dass eine Zustellung an einen Hermes-Paketshop dann günstiger ausfallen könnte als eine Zustellung an eine Privatadresse, wäre eine „folgerichtige Konsequenz“ – schließlich könne Hermes in den Paketshops ja mehr Sendungen auf einen Schlag loswerden und dadurch die Zustellkosten pro Paket senken.

Mit dieser Begründung investiert Hermes seit geraumer Zeit auch in seine Paketshops. Geplant sind demnach 5.000 weitere Standorte bis zum Jahr 2020, nachdem die Otto-Tochter aktuell schon 15.000 Hermes-Shops in Deutschland führt. Pakete abgeben und abholen können Verbraucher seit wenigen Monaten vor diesem Hintergrund auch in ersten Filialen der Sparda-Bank. So gesehen kommt der Aufpreis für die Hauszustellung nicht gerade überraschend. Auch weil Hermes bereits in diesem Jahr verlauten ließ, dass die Zustellung an der Haustür für Paketdienste „zeitaufwändig“ und „teuer“ sei.

Paketzustellung

Prinzipiell sei es Sache der Händler, ob diese selbst die Zusatzgebühren für Kunden übernehmen oder den Zuschlag für die Zustellung zu Hause einfach an Verbraucher weitergeben. Ob Kunden aber noch bei Online-Händlern bestellen, die Pakete künftig nur noch an Hermes-Shops liefern oder plötzlich einen Aufpreis für die Haustür-Zustellung berechnen? Laut einer Verbraucherbefragung vom Institut für Handelsforschung (IFH) dürften sich zwar die Auswirkungen in Grenzen halten. Demnach wünschen sich zwar 80 Prozent der Befragten eine Zustellung an der Haustür. Dort erreichen aber nur 61 Prozent der Pakete die Empfänger, weil diese zum Beispiel den ganzen Tag unterwegs bei der Arbeit sind.

Eine Abholung auf dem Heimweg könnte in diesem Fall tatsächlich für Verbraucher sinnvoll sein, wenn sie zuhause ohnehin das Paket verpassen würden. Die IFH-Studie wurde aber im Auftrag von Hermes veröffentlicht, weshalb man die Aussagen mit Vorsicht genießen sollte. Schwer vorstellbar jedenfalls, dass Kunden plötzlich für einen Service bezahlen, den sie bislang ja ohne Aufpreis nutzen konnten. Händler werden daher wohl die höheren Zustellkosten für ihre Kunden selbst stemmen müssen, wenn diese eine Zustellung zu Hause wünschen – oder sich nach einem anderen Paket-Zusteller umsehen.

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2 Kommentare

  1. Tja,

    die Idee hätte die Otto-Gruppe mal haben müssen, als sie Hermes aufgebaut hat.

    Einfach die Pakete statt nach Hause nur bis in den nächsten Otto-Shop / Katalog-Sammelbesteller-Stelle schicken, wo dem Kunden gegen kleine Provision direkt die nächste Bestellung aufgeschwatzt werden kann und Amazon hätte es nie gegeben….

Kommentare sind deaktiviert.