Aus zwei mach eins: Die Drogeriemarkt-Kette Rossmann bietet ihren Online-Shop ab sofort wieder auf der zentralen Website Rossmann.de an, nachdem Kunden in den vergangenen Jahren zum Bestellen das separate Online-Portal Rossmannversand.de aufsuchen mussten. Wer das nun tut, landet auf der Website Rossmann.de. Dort fanden Verbraucher bei den Produkten neben Informationen zum Artikel (Eigenschaften, Anwendung) bislang nur den Filialpreis. Jetzt dagegen ist bei Artikeln jeweils ein Preis für einen Online-Einkauf zu sehen und Kunden können die einzelnen Produkte direkt online bestellen – ohne dass sie dazu noch wie zuvor auf eine andere Website von Rossmann wechseln müssen.

Dass Rossmann einmal seinen Online-Shop mit seinem Info-Portal verschmelzen wird, hatte der Drogeriemarkt bereits vor über einem Jahr angekündigt. Das strategische Ziel der Zusammenlegung ist, die beiden Vertriebskanäle E-Commerce und Einzelhandel miteinander zu verzahnen. So will Rossmann künftig „dem anspruchsvollen Kunden von heute gerecht werden“ und im Internet „über eine bloße Produktpräsentation hinaus einen Mehrwert bieten“, wie es gegenüber neuhandeln.de heißt.
Dabei soll nicht zuletzt eine Kombination aus Content und E-Commerce-Elementen nun „ein echtes Einkaufserlebnis“ schaffen. Und die Chancen dafür stehen gar nicht schlecht. Zwar bieten einzelne Produktseiten wie diese hier (Beispiel: Nagellack-Entferner) nur Informationen zu dem jeweiligen Produkt, das man bei Rossmann kaufen kann. An anderer Stelle liefert Rossmann aber schon verschiedene Tipps für ein schickes Nageldesign. Bei diesem redaktionellen Content werden zudem Produkte wie Nagellack-Entferner beworben, die Kunden beim Nageldesign nützlich sein sollten.
Wenn Rossmann in Zukunft noch den jeweiligen Produktseiten einen Hinweis auf die redaktionellen Anleitungen spendiert, sollte die Mischung aus Content und Commerce auch schlüssig wirken.
Rolle rückwärts: Online-Shop war schon einmal integriert
Hinter den Kulissen hat sich bereits in den vergangenen Monaten einiges getan. So kooperiert die für das Stationärgeschäft verantwortliche Dirk Rossmann GmbH inzwischen mit der für den E-Commerce zuständigen Rossmann Online GmbH, die den Online-Shop zuvor eigenständig betrieben hatte.
Seit April 2015 ist daher der Einkauf der Rossmann Online GmbH in das Category Management der gesamten Drogeriemarkt-Kette eingebunden. So haben Einkäufer und Category Manager von Rossmann heute zwei Vertriebsschienen im Blick. Wenn ein Drogerieartikel dann nicht in das Sortiment der Filialen passt, kann dieselbe Ware vielleicht ja trotzdem für den Online-Shop interessant sein.

Neben den Prozessen hat sich auch das Sortiment verändert. So wurde im vergangenen Jahr zum einen das Kernsortiment an Drogeriemarkt-Produkten im Online-Shop um fast 50 Prozent auf inzwischen über 6.300 Artikel ausgebaut (Vergleichszahl einer Filiale: rund 17.500 Drogerie-Artikel).
Durch weitere Produkte in Randsortimenten wie Haushaltsgeräten oder Möbeln kam der Online-Shop zwischenzeitlich zwar schon einmal auf zusätzliche 90.000 Artikel. Dieses Angebot an Zusatzsortimenten wird aber sukzessive reduziert und soll langfristig nur noch 2.500 bis 4.000 Produkte umfassen. So will sich Rossmann auch online auf seine Kernkompetenzen beim Drogeriegeschäft konzentrieren.
Einen neuen Anlauf im E-Commerce startet Rossmann jetzt übrigens, weil sich nach eigenen Angaben das Kundenverhalten verändert habe und auch Produkte des täglichen Gebrauchs zunehmend im Internet gekauft werden. Vor sechs Jahren sah man das noch ein wenig anders.
Zwar ist Rossmann schon seit 1999 im E-Commerce aktiv. Nachdem der Online-Shop aber früher schon einmal direkt auf Rossmann.de zu finden war, wurde das Angebot erst im Jahr 2010 auf die separate Website Rossmannversand.de ausgegliedert – um dadurch das stationäre Geschäft zu stärken.
Aktuell verzichtet Rossmann zwar auf einen Mindestbestellwert, erhebt dafür aber eine Porto-Pauschale von 4,95 Euro pro Bestellung. Zum Vergleich: Der direkte Konkurrent dm besteht bei seinem kürzlich eröffneten Online-Shop auf einen Mindestbestellwert von 25 Euro und erhebt zusätzlich 4,95 Euro Versandkosten – allerdings immer pro Paket. Bei einer Bestellung können jedoch mehrere Pakete anfallen, für die Kunden jeweils 4,95 Euro an Porto berappen müssen. Allerdings wird erst ab einem Gewicht von 25 Kilo oder einem Volumen von rund 140 Litern ein weiteres Paket benötigt, bei einer Online-Bestellung werden die Versandkosten zudem transparent beim Check-Out aufgelistet.
Während die gesamte Rossmann-Gruppe im vergangenen Geschäftsjahr 2015 den Umsatz über alle Vertriebskanäle europaweit um knapp zehn Prozent auf 7,9 Mrd. Euro steigern konnte, stagnierte das Geschäft des deutschen Online-Shops bei einem Netto-Umsatz von 23 Mio. Euro (siehe Grafik). Damals wurde aber bereits das Sortiment reduziert und die Werbung für den Online-Shop zurückgefahren. Luft nach oben gibt es im E-Commerce für Rossmann daher sicher – erst Recht mit der neuen Strategie.
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