Real begräbt sein eFood-Angebot: "Nicht im erforderlichen Maße nachgefragt"

von Stephan Randler

26.08.2020

 (Bild: NH-Pressebild)
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Bild: NH-Pressebild unter Creative Commons Lizenz
Vor drei Jahren hatte die Supermarkt-Kette Real   noch ehrgeizige eFood-Pläne. Denn damals war nicht weniger geplant als ein bundesweiter Lieferdienst für frische Lebensmittel   , nachdem erste Tests in Düsseldorf, Berlin und Stuttgart angelaufen waren. Doch aus diesem Vorhaben wird nun doch nichts mehr. Denn anstatt zu expandieren, begräbt Real in Kürze sein vorhandenes eFood-Angebot komplett.
Real Online-Shop
Der Lebensmittel-Shop von Real (Screenshot)
So wird Real seinen Online-Shop für frische Lebensmittel   (siehe Abbildung) mit dem aktuellen Geschäftsjahr 2019/20 einstellen, das am 30. September endet. Und für diese Entscheidung gibt es gleich verschiedene Gründe. "Zum Tagesgeschäft eines jeden Lebensmittel-Einzelhändlers gehört, dass Sortimente und Services auf den Prüfstand gestellt werden, die von Kunden nicht oder nicht im erforderlichen Maße nachgefragt werden", argumentiert Real auf Nachfrage von neuhandeln.de. Und das überrascht. Denn zurzeit boomt im Internet an sich ja das Geschäft mit Lebensmitteln. Denn in der Corona-Krise haben viele Verbraucher mehr Lebensmittel online   bestellt, wie zum Beispiel eine Studie vom Bundesverband für E-Commerce und Versandhandel   (BEVH) besagt. Bei dem eFood-Startup Picnic   zum Beispiel hat sich die Online-Nachfrage in der Corona-Krise mehr als verdoppelt   . Passend dazu wird der Lebensmittel-Lieferservice von Real jetzt aber auch nicht nur eingestellt, weil die Nachfrage nicht den Erwartungen entspricht. Denn Real trennt sich zudem von seinem eFood-Angebot, weil das Geschäft nicht die notwendige Profitabilität aufweist. Deshalb wurde der Lebensmittel-Shop auf den Prüfstand gestellt von der neuen Real-Geschäftsführung, die seit diesem Frühjahr im Amt ist. Denn zu diesem Zeitpunkt hatte die Investment-Gesellschaft SCP   eine Vereinbarung   getroffen, um das komplette SB-Warenhausgeschäft der Handelskette Real von der bisherigen Konzern-Mutter Metro   zu übernehmen. In diesem Zusammenhang hatte der neue Eigentümer bereits angekündigt, viele der 273 Real-Standorte veräußern zu wollen. Bereits vor dem endgültigen Abschluss im Juni   wurden daher verbindliche Vereinbarungen mit Kaufland und Edeka zur Übernahme von 141 Märkten getroffen.

RealPro ebenfalls vor dem Aus

Für die verbleibenden Real-Filialen prüft SCP nach eigenen Angaben "weiterhin alle Optionen   ". Wenn es aber immer weniger Real-Standorte in Deutschland gibt, ist zwangsläufig auch ein bundesweiter Liefer-Service vom Tisch. Denn kommissioniert werden die Online-Bestellungen der Kunden in Filialen, die sich in ihrer Nähe befinden. Für einen deutschlandweiten Liefer-Service fehlt Real zudem langfristig die Online-Plattform. Denn das aktuelle Online-Angebot Real.de will die Schwarz-Gruppe übernehmen, die das Portal perspektivisch einmal unter dem Namen ihrer Vertriebslinie Kaufland betreiben   will. Beliefert mit frischen Lebensmitteln werden Real-Kunden aktuell in einem guten Dutzend Städten und Regionen in Deutschland. In drei Städten können Kunden zudem Lebensmittel online bestellen und danach im Markt abholen ("Click & Collect"). Nach so einem Muster konnten Verbraucher vor einigen Jahren auch bei vier Drive-In-Stationen mit dem Auto vorfahren und sich die Bestellungen in den PKW packen lassen. Diese Stationen wurden geschlossen   , weil die Abholung in Märkten effizienter war. Keine Zukunft hat übrigens auch das Kunden-Programm "Real Pro   ", das ebenfalls Ende September eingestellt wird. Das kommt nun aber wirklich nicht überraschend. Schließlich konnte ja das Treue-Programm bereits zum Marktstart im vergangenen Herbst beim Praxis-Check nicht überzeugen   .
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