Kooperation mit Soennecken

Wie sich Kaut-Bullinger aus der Insolvenz gerettet hat

von Joachim Graf , SUR

21.02.2025 Gestiegene Energiekosten, der Trend zur Arbeit im Homeoffice und die geringere Nachfrage nach Druckprodukten hatten beim Büroartikelhändler Kaut-Bullinger zu erheblichen Umsatzrückgängen und dem Gang in die Insolvenz geführt. Jetzt wurde das Schutzschirmverfahrens beendet. Geschäftsführer Robert Brech spricht im Interview über Details des Sanierungsverfahren und der Neuausrichtung des Büroartikelhändler Kaut-Bullinger.

Robert Brech, Geschäftsführer von Kaut-Bullinger
Bürartikelhändler Kaut-Bullinger GmbH & Co. KG   hat die Aufhebung des Eigenverwaltungsverfahren mit Ablauf des 31. Januar 2025 vorzeitig beantragt. Der Geschäftsbetrieb war trotz des eingeleiteten gerichtlichen Sanierungsverfahrens im September ohne Einschränkungen weitergegangen (neuhandeln berichtete).

Die Fortführung des Geschäftsbetriebs wird durch eine umfassende strategische Neuausrichtung ermöglicht. Geschäftsführer Robert Brech hatte ein neues Konzept vorgestellt, das von der Gesellschafterfamilie Egerer "mit Überzeugung getragen und unterstützt wird", wie das Unternehmen mitteilt.

"Der harte Wettbewerb im Online-Handel bei gleichzeitiger Kaufzurückhaltung der Unternehmen, auch bedingt durch die Arbeit im Homeoffice, hat zu deutlichen Umsatzrückgängen geführt. Wir hoffen, dass wir so unsere bisher erfolgreiche Position am Markt halten können. Erst vor wenigen Tagen haben wir unseren neuen Webshop eröffnet, der bei den Kunden spontan sehr gut ankam", hatte Robert Brech im September erklärt.

Im Zentrum der Restrukturierung steht die Auslagerung der Logistik an die Genossenschaft Soennecken   mit Sitz in Overath. Soennecken ist mit über 800 Mitgliedsunternehmen eine der führenden Handelskooperationen mit einen der modernsten Logistikzentren in Deutschland. Kaut Bullinger hofft sich von der Kooperation ein deutlich erweitertes Sortiment, modernere Logistikstrukturen und eine schnelle, zuverlässigere Belieferung.

Robert Brech, Geschäftsführer von Kaut-Bullinger, spricht im Interview über die Neuausrichtung:

Hat sich Soennecken an Kaut-Bullinger beteiligt? Wenn ja: mit welchem Anteil?

Nein, Soennecken hat sich nicht an Kaut-Bullinger beteiligt, allerdings in Form eines Outsourcings der kompletten Logistik und Teile des Einkaufs als wichtiger Hauptlieferant positioniert.

Gab es Personalabbau?

Ja, bedingt durch das oben genannte Outsourcing musste konsequenterweise ein Personalabbau sowohl in der Logistik und im Einkauf als auch in einigen Teilen der Verwaltung vorgenommen werden.

Auf wieviel Geld mussten die Gläubiger verzichten?

Hierzu haben alle Parteien Stillschweigen vereinbart

Haben Sie mit ihrem im Juli gestarteten neuen Onlineshop die ECommerce-Umsätze gesteigert?

Der neugestaltete Onlineshop kommt bei den Kunden sehr gut an, und die Umsatzzahlen sind sehr gut - wir sind da sehr optimistisch, und es wird selbstverständlich weiter an einer Optimierung gearbeitet. Da wir erst im Juli "live" gegangen sind und bereits im September 2024 in das Insolvenzverfahren eingestiegen sind, können wir noch keine finalen Angaben machen.

Wie hoch ist der Kaut-Bullinger-Onlineanteil aktuell?

Der Onlineanteil liegt derzeit bei rund 30 Prozent und soll deutlich gesteigert werden.

Online konkurrieren Kaut-Bullinger und Soennecken ja miteinander? Wie lösen sie dieses Dilemma?

Wir sehen dies nicht als Dilemma, vielmehr als tragfähige zukunftsweisende Kooperation.

Wie sollen sich die Marken künftig voneinander unterschieden?

Diese Frage ist irrelevant da Kaut-Bullinger als eigenständige Gesellschaft unverändert am Markt agiert, lediglich mit Soennecken kooperiert.

Was wollen Sie 2025 bei Kaut Bullinger anders machen?

Wir treten in einer völlig verschlankten, schlagkräftigen und betriebswirtschaftlich vorteilhaften Form, aber grundsätzlich in den bekannten Themenwelten auf. Allerdings erheben wir den Anspruch, schneller, effizienter und den kompletten Fokus auf unsere Kunden zu haben. Dazu optimieren wir unsere Systemlandschaft, was in der Vergangenheit aufgeschoben wurde, und entlasten so unsere Mitarbeiter im Tagesgeschäft deutlich.

Abschließend sagt Geschäftsführer Robert Brech: "Die strategische Kooperation und die Neuausrichtung unseres Geschäftsmodells ermöglichen uns eine langfristige Zukunftssicherung und eine klare Fokussierung auf die Bedürfnisse unserer Kunden. Kaut-Bullinger bleibt ein verlässlicher Partner für PBS-Produkte, Office Design und 3D-Druck. Zusätzlich wird das Sortiment um neue Warengruppen deutlich erweitert."
Die Gläubiger haben dem von der Geschäftsführung vorgelegten Sanierungsplan mit überwältigender Mehrheit zugestimmt.

Preview von Entwicklung der Online-Umsätze von Bürobedarf 2008 bis 2023
Entwicklung der Online-Umsätze von Bürobedarf seit 2008

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