Umweltschutz

Otto-Versand setzt auf nachhaltige Verpackungen

von Susanne Broll

30.03.2021 Der E-Retailer Otto kooperiert mit dem Hamburger Start-up Wildplastic, um seine Bestellungen in Verpackungen aus "wildem Plastik" zu verschicken. Das bedeutet, künftig wird Kunststoff verwendet, der sonst weder recycelt noch korrekt entsorgt wird.

 (Bild: Otto Group)
Bild: Otto Group
Bereits im vergangenen Jahr startete der Otto-Konzern   ein Pilotprojekt mit dem Start-up Wildplastic   . Dieses hat sich darauf spezialisiert, Kunststoffmüll, der weder recycelt noch innerhalb eines funktionierenden Abfallsystems korrekt entsorgt werden kann, in den Wertstoffkreislauf zurückzuführen. Dazu arbeitet das Unternehmen weltweit mit zertifizierten Organisationen und SammlerInnen von Kunststoffen zusammen. Diese sammeln das wilde Plastik (z.B. in Haiti oder Nigeria), dann wird es in Portugal oder Spanien mit einem speziellen Verfahren gereinigt, eingeschmolzen und zu Granulat verarbeitet. Das Granulat wird von Produzenten in Europa zu Versandtüten verarbeitet.

Nach Testläufen mit den neuen Versandtüten im vergangenen Jahr will Otto diese nun flächig einsetzen und bis Ende 2021 einen Großteil seiner Versandverpackungen auf die Tüten von Wildplastic umstellen. Bisher verwendete der Konzern Verpackungen aus normalem Recyclingmaterial. Gegenüber diesen soll die neue Verpackung zu einer Einsparung von ca. 57 Gramm CO2 je Tüte führen, das entspricht rund 55 Prozent mehr als zuvor. Ein Aufdruck auf den Tüten soll auf das Problem von wildem Plastikmüll aufmerksam machen und gibt Hinweise zur richtigen Entsorgung des Beutels.

Wildplastic gibt an, dass durch die Kooperation mit Otto jährlich ca. 340.000 Kilogramm wildes Plastik in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt und rund 516.800 Kilogramm C02 eingespart werden.

Die Kooperation mit Wildplastic ist nicht das einzige Projekt von Otto im Bereich der nachhaltigen Verpackung. Der Konzern ist - zusammen mit Tchibo   und Avocadostore   - Teil des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung   geförderten Projektes "PraxPack"   . In dem gemeinsamen Forschungsvorhaben überprüfen die Unternehmen die Chancen von Mehrwegversandsystemen und entwickeln zusammen Lösungen, um Verpackungsmüll zu vermeiden.

Im vergangenen Jahr startete Otto auch ein Pilotprojekt mit Mehrwegtüten, sogenannten 'RePacks'. KundInnen konnten diese nach Erhalt ihrer Bestellung an Otto zurückschicken, entweder leer oder mit Retoure. Die Tüten wurden dann aufbereitet, desinfiziert und wiederverwendet. Bis zu 20 Mal soll ein RePack eingesetzt werden können, worüber im Vergleich zu herkömmlichen Versandverpackungen eine Einsparung von bis zu 80 Prozent CO2 und 96 Prozent Müllvolumen möglich ist. Das Fazit von Otto zu dem Projekt ist positiv und der Versender will weiter mit Mehrwegversandtaschen experimentieren. Karla Jabben vom Otto-Nachhaltigkeitsteam schränkt dies allerdings ein: "Der Aufwand für Rückversand, Reinigung, Aufbereitung und Desinfektion ist nicht zu unterschätzen, zumal der Personalbedarf in der Logistik bekanntlich schon heute beträchtlich ist und teils nur schwer gedeckt werden kann. Langfristig müsste hier zusätzlich über ein einheitliches Pfand- und Rückführungssystem nachgedacht werden, sodass der*die Kund*in bewusst eine Mehrwegverpackung im Bestellprozess auswählen kann und wir dadurch die Retourenquote aus dem Test noch steigern können. Nur dann funktioniert ein Mehrwegsystem."
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