Die Corona-Krise spielt Zalando zunehmend in die Karten. So rechnet der Mode-Versender jetzt damit, den Umsatz im laufenden Geschäftsjahr 2020 um 20 bis 22 Prozent steigern zu können. Damit erhöht der Fashion-Spezialist seine Prognose aus dem vergangenen Juli. Damals hatten die Berliner erst mit einem Umsatzplus von 15 bis 20 Prozent gerechnet. Dieser Ausblick wird nach oben korrigiert, weil Zalando im dritten Quartal 2020 ein „außergewöhnlich starkes und profitables Wachstum“ verbucht.

Denn nach vorläufigen Zahlen kann Zalando von Juli bis September seinen Netto-Umsatz um 20 bis 23 Prozent auf einen Wert von 1,83 bis 1,87 Mrd. Euro erhöhen (Q3/2019: 1,52 Mrd. Euro). Das bereinigte EBIT erreicht dazu einen Wert von voraussichtlich 100 bis 130 Mio. Euro (Q3/2019: 6,3 Mio.).
Vor diesem Hintergrund korrigieren die Berliner nicht nur ihre Prognose beim Umsatz nach oben. Auch das Ergebnis soll besser ausfallen, als man noch im Juli erwartet hatte. So rechnet Zalando mit einem bereinigten EBIT von 375 bis 425 Mio. Euro für das Gesamtjahr 2020 (zuvor: 250 bis 300 Mio. Euro).
Insgesamt profitiert Zalando aktuell nach eigenen Angaben davon, dass sich durch die Corona-Krise das Kaufverhalten der Verbraucher zunehmend verändert und Einkäufe immer stärker ins Internet verlagert werden. Mit dieser Einschätzung sind die Berliner nicht allein. So hat in dieser Woche zum Beispiel der Baur-Versand berichtet, dass die Corona-Krise das Geschäft auf ein neues Umsatzniveau katapultiert hat. Bei der Otto-Tochter boomt aber das Geschäft mit Möbeln und Technik, während der Umsatz mit Fashion unter dem Vorjahresniveau liegt. Bei Zalando dagegen brummt das Kerngeschäft mit Mode.
Zalando profitiert von Plattform-Strategie und Online-Boom
Das liegt auch daran, dass Zalando zunehmend neue Partner auf seine Online-Plattform holt. Dadurch können Marken ihre Artikel bei Zalando anbieten und verkaufen. So erweitert der Fashion-Spezialist sein Online-Angebot um zusätzliche Sortimente, die Zalando nicht selbst in seinem Lager führt. Auch beim Partner-Programm dürfte Zalando von der Corona-Krise profitieren. Wenn Kunden vermehrt im Internet kaufen, müssen auch Hersteller umdenken und sich neue Online-Vertriebskanäle erschließen.

Beim Ergebnis profitiert Zalando gerade wiederum davon, dass Retourenquoten nach wie vor geringer ausfallen als üblich. Das liegt mit daran, dass Kunden nach wie vor verstärkt Sport- und Freizeitmode sowie Beauty-Produkte bestellen. Und diese Produkte werden schlichtweg weniger häufig retourniert als zum Beispiel Schuhe, wo es ja meist Auswahlbestellungen mit verschiedenen Größen gibt. Dazu hat Zalando nun wieder Sonderabschreibungen aufgelöst, die man im Frühjahr noch vorgenommen hatte.
Denn damals hatte sich das Brutto-Warenvolumen von 09. bis 30. März – also genau mitten im Corona-Lockdown – im Jahresvergleich um acht Prozent reduziert. Daraufhin wurden Abschreibungen auf Ware vorgenommen, bei der Zalando nicht mehr damit gerechnet hatte, sie zum normalen Preis an Kunden verkaufen zu können. Inzwischen habe sich die Nachfrage der Kunden aber wieder erholt, weshalb die Sonderabschreibungen wieder aufgelöst wurden. Dadurch ist der Gewinn im dritten Quartal gestiegen.
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Aus meiner Erfahrung heraus kann ich auch sagen, dass in meinem Umfeld (unabhängig ob bei Zalando oder wo anders) deutlich mehr Online-Bestellungen ausgegeben wurden!
Das ist psychologisch auch total einfach zu erklären: Dem Menschen ist langweilig, also shoppt er, oder er sucht sich ein Projekt der Zeitüberbrückung aus und muss dafür einkaufen. Auch die Einsparungen durch ausgefallenen Urlaub werden anders reinvestiert anstatt zu sparen.
Seit heute gibt es auch die finalen Zahlen für Q3/20:
https://corporate.zalando.com/de/investor-relations/news-storys/zalando-waechst-im-dritten-quartal-aussergewoehnlich-stark-und