Nachgefragt: Was wurde eigentlich aus dem Zalando-Projekt "Care & Repair"?

14.09.2023

 (Bild: NH-Pressebild)
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Bild: NH-Pressebild unter Creative Commons Lizenz
Unter dem Namen "Care & Repair   " hat Zalando vor zwei Jahren ein spannendes Pilotprojekt gestartet. Der Grundgedanke beim Projektstart war nämlich, Kunden von Zalando einen einfachen Zugang zu regionalen Reinigungs- und Reparaturbetrieben in der Nähe zu verschaffen. Dadurch sollten Verbraucher ohne große Umstände kaputte Kleidung flicken oder schmutzige Textilien reinigen lassen können. Übergeordnetes Ziel war, dass Verbraucher ihre Lieblingsmode länger tragen - und bei kleinen Mängeln nicht einfach entsorgen.
Zalando Care & Repair
Das Projekt pausiert (Bild: Zalando SE)
Wer den Service nun allerdings nutzen will, wird enttäuscht. Denn Zalando hat das Pilotprojekt vor wenigen Monaten wieder beendet. "Wir haben viel aus dem Pilotprojekt gelernt und fokussieren uns momentan darauf, unsere Erfahrungen auszuwerten und die nächsten Schritte zu erkunden", erklären die Berliner. Obwohl Kunden den Service gerade nicht nutzen können, ist das Thema aber noch nicht vom Tisch. Denn auf Nachfrage von neuhandeln.de betont Zalando, dass derzeit das Projekt   lediglich pausiert. Nach Angaben der Berliner ist aber offen, wann und wie es wieder einmal weitergehen wird mit dem Service   .

Minimaler Aufwand für nachhaltige Kunden

Verfügbar war dieser zum Start für Kunden von Zalando in Berlin und Düsseldorf. In Nordrhein-Westfalen wurde das Projekt aber bereits Anfang 2022 abgeschlossen, zuletzt war das Angebot daher nur in Berlin verfügbar. Hier konnten Kunden über "Care & Repair" zum Beispiel eine Schneiderei beauftragen, um so Löcher, Risse oder auch Reißverschlüsse bei ihren Textilien reparieren zu lassen. Dazu konnte man Mode bei einer Reinigung abgeben, um Flecken oder Gerüche zu entfernen. Wer abgenutzte Sohlen erneuern lassen wollte, konnte dafür einen Schuster beauftragen. In all diesen Fällen mussten Nutzer nicht selbst mühsam einen geeigneten Betrieb suchen. Vielmehr konnten Interessenten eine Website nutzen, auf der Betriebe gelistet wurden. Hier konnte man einen Dienstleister wählen und beauftragen. Nutzer mussten lediglich angeben, was gemacht werden soll - anschließend wurden passende Betriebe vorgeschlagen.
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Danach hatten lokale Logistik-Unternehmen die gebrauchte Mode bei den Kunden zu Hause abgeholt und dann dem Betrieb übergeben, der mit der Reparatur oder Reinigung beauftragt worden war. Nach einer Reparatur oder Reinigung bekamen Kunden ihre Mode wieder nach Hause geliefert. Wer also gebrauchte Mode über Zalando reparieren oder reinigen lassen wollte, musste nicht einmal das Haus verlassen. Für Abholung und Rückgabe wurden 5,95 Euro fällig. Dazu kamen die Kosten für Reparatur oder Reinigung. Für kleine Arbeiten wurde dabei nur wenige Euro fällig, beispielsweise wenn ein Knopf angenäht oder eine Naht repariert werden musste. Für aufwändigere Reinigungen wurde dagegen schon mittlere zweistellige Beträge fällig. Wer aber mit solchen Summen konfrontiert wird, verzichtet unter Umständen auf Reinigung oder Reparatur - und kauft lieber neu. Dennoch witterte Zalando großes Potenzial. "Immer mehr Kunden wollen die Lebensdauer ihrer Kleidung verlängern", argumentierte Zalando zum Projektstart. "Allerdings wissen viele Menschen nicht genau, wie sie Kleidung reparieren können oder wo es Dienstleister in ihrer Nähe gibt, die diese Arbeiten übernehmen könnten." Mit dem Pilotprojekt wollte Zalando es also Kunden erleichtern, getragene Kleidung ausbessern zu lassen und so die Lebensdauer ihrer Mode zu verlängern.

Kundenbindung im Fokus

Reparieren oder reinigen lassen konnte man dabei nicht nur Artikel von Zalando. Denn verfügbar war der Service auch für Mode, die Kunden zuvor bei anderen Anbietern gekauft hatten. Schließlich hatte Zalando nicht nur als Projektziel ausgegeben, den Lebenszyklus von Mode zu verlängern. Der neue Service sollte den Berlinern auch dabei helfen, engere Beziehungen zu Kunden aufzubauen. Keine schlechte Idee. Wer nämlich bei Zalando interessante Services nutzen kann, kauft dort womöglich auch künftig neue Mode ein. Wie viele Kunden den Reparatur- und Reinigungsservice nun aber tatsächlich genutzt haben und welche Dienstleistungen am meisten nachgefragt wurden, verrät Zalando nicht. Stattdessen heißt es, dass das Pilotprojekt für die Berliner "viele Einblicke, Daten und Feedback geliefert" habe. Mit diesen gewonnenen Erfahrungen will Zalando jetzt "verbesserte Dienstleistungen" entwickeln, mit denen sich die Lebensdauer von Kleidung verlängern lässt. "Wir gehen davon aus, dass sich "Care and Repair" in Zukunft zu einem Geschäftsmodell innerhalb von Zalando entwickeln kann", erklärt Zalando gegenüber neuhandeln.de. "Wir können aber zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Informationen geben, wie dies genau aussehen wird."

Service hat noch Luft nach oben

Verbesserungspotenzial sieht Zalando unter anderem noch bei der Datenintegration. Kein Wunder. Denn bislang war der Service nicht direkt bei Zalando verfügbar, sondern über eine Website fernab vom Online-Shop. Hintergrund ist, dass die Daten der lokalen Dienstleister von einem Partner zur Verfügung gestellt werden. Denkbar wäre, dass Zalando den Repair-Service künftig direkt in seinen Online-Shop und seine Mobil-App integriert. Es wäre nicht das erste Mal, dass nachgebessert wird. Denn zum Start mussten alle Kunden ihre Kleidung noch selbst verpacken, um sie dem Logistikdienstleister zu übergeben. Später hatte der Kurierdienst eine frankierte Verpackungsbox dabei, in die Kunden ihre Textilien nur noch hinein legen mussten. Kunden war es nämlich zu mühselig, sich selbst um eine passende Verpackung zu kümmern.