Kundenfrequenz zu gering: Tegut schließt ersten Digital-Markt Teo wieder

von Stephan Randler

14.07.2023

 (Bild: NH-Pressebild)
Bild: NH-Pressebild
Bild: NH-Pressebild unter Creative Commons Lizenz
Unter dem Namen "Teo" betreibt der süddeutsche Lebensmittel-Händler Tegut seit fast drei Jahren ein neues Kleinflächenkonzept. Konzipiert sind die Mini-Märkte als ein Art digitaler Selbstbedienungsladen   , bei dem Kunden ihre Einkäufe rund um die Uhr tätigen und per Smartphone bezahlen können. Nach dem Marktstart im November 2020 hat Tegut immer wieder neue Teo-Märkte eröffnet   und auch in diesem Jahr sollen noch zehn bis 15 weitere Standorte folgen. Zunächst aber wird ein bestehender Teo-Markt wieder geschlossen.
Thomas Stäb
Thomas Stäb (Bild: Tegut, Jan Potente)
Konkret verabschiedet sich Tegut mit seinem Kleinflächenkonzept im August 2023 aus dem Ortsteil Gläserzell, der zur osthessischen Stadt Fulda gehört. Hier wurde der Teo-Markt im Oktober 2021 eröffnet, um Anwohnern eine Einkaufsmöglichkeit in der Nähe zu bieten. Das Projekt wird nun aber beendet, weil die Frequenz vor Ort nach Angaben des Lebensmittel-Händlers schlichtweg zu gering war. "Leider wurde das Angebot in Gläserzell nicht so angenommen, wie wir uns das gewünscht hätten", bedauert Thomas Stäb (siehe Foto links), der bei Tegut als Geschäftsleiter für die Mini-Märkte verantwortlich ist.

Umzug an anderen Standort

In Gläserzell hat der Teo-Markt daher keine Zukunft mehr, an anderer Stelle geht es für genau diesen Markt aus Fulda dennoch weiter. Denn Tegut wird den rund 50 Quadratmeter kleinen Mini-Markt abbauen und an einem neuen Standort im unterfränkischen Landkreis Miltenberg wieder aufstellen. Denn laut Stäb warten Anwohner in zahlreichen anderen Gemeinden darauf, dass sie wieder Lebensmittel bei sich in der Nähe kaufen können. Daher werde Tegut den Teo-Markt aus Gläserzell einfach wieder neu aufstellen. Das geht vergleichsweise einfach, da die Mini-Märkte aus einer Holzkonstruktion bestehen. Bei einer Neuaufstellung oder einem Standortwechsel müssen daher zum Beispiel keine Wände gemauert oder eingerissen werden.
Tegut Teo Gläserzell
Der Mini-Markt "Teo" besteht aus einer Holzkonstruktion (Bild: Tegut, Jan Potente)
Mit dem Rückzug aus Gläserzell wird nun erstmals ein bestehender Teo-Standort wieder aufgegeben. Aktuell gibt es 31 Mini-Märkte, die Tegut in dem neuen Kleinflächenkonzept betreibt. Diese können rund um die Uhr öffnen, weil sie ohne Verkaufspersonal auskommen. Wer deshalb in einem Mini-Supermarkt einkaufen will, muss erst einmal einchecken. Denn zunächst stehen Kunden vor einer verschlossenen Tür. Um diese zu öffnen, gibt es zwei Wege. So lässt sich der Markt betreten, indem Verbraucher ihre Giro- oder Kreditkarte bei einem Terminal auflegen oder einstecken. Alternativ kann man vor Ort aber auch per App einchecken. Denn für die Teo-Märkte hat Tegut eine eigene Mobil-Anwendung entwickelt. Diese können Verbraucher kostenlos auf ihr Smartphone laden. Anschließend lässt sich ein Kundenkonto anlegen und eine Zahlart hinterlegen. Zusätzlich wird in der App ein QR-Code generiert, mit dem sich die Eingangstür öffnen lässt.
Danach können Kunden die Produkte einfach aus dem Regal nehmen und direkt einpacken. Über die App lassen sich nämlich Barcodes scannen und Artikel so bereits am Regal verbuchen. Wer dagegen über eine Bankkarte in einem Teo eincheckt, muss alle Artikel an einem Terminal einscannen (siehe Video). Danach wird der Einkauf mit Karte bezahlt. App-Nutzer dagegen können Käufe über das Zahlungsmittel abrechnen, das in der Anwendung hinterlegt ist. In beiden Fällen gilt: Wer fertig ist, verlässt den Laden einfach wieder. In der Regel hat ein Teo eine Fläche von 80 bis 150 Quadratmetern. Zum Vergleich: Klassische Supermärkte von Tegut haben eine Verkaufsfläche von 800 bis 2.500 Quadratmetern, auf denen Kunden ein Vollsortiment mit bis zu 23.000 Artikeln finden. In einem Teo-Markt dagegen werden nur ungefähr 950 Produkte für den täglichen Bedarf   angeboten. Hier zählen zum Sortiment neben frischen Lebensmitteln unter anderem auch Drogerie-Artikel, Haushaltswaren und Tiefkühlprodukte. Beim Preis gibt es nach Angaben von Tegut generell keinen pauschalen Aufpreis auf Produkte im Vergleich zu einem normalen Tegut-Markt. Es scheint also nicht am Preis gelegen zu haben, dass der Mini-Markt in Gläserzell nicht genügend Kunden überzeugen konnte.

Mini-Markt für täglichen Bedarf

Generell sollen Kunden dann in einem Teo-Markt kaufen, wenn sie noch spontan etwas brauchen und reguläre Läden bereits geschlossen haben. Ansprechen sollen die Mini-Märkte aber auch Menschen in ländlichen Regionen oder Stadtteile, wo es generell keine anderen Einkaufsmöglichkeiten mehr gibt. Tegut wurde 1947 in Fulda gegründet und betreibt momentan mehr als 300 Lebensmittelmärkte in Hessen, Thüringen, Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen. Im Fokus des Sortiments stehen nach eigenen Angaben frische, ökologische und regionale Lebensmittel. Das Angebot umfasst hier gängige Markenprodukte, Eigenmarken und Bio-Ware. Seit 2013 gehört Tegut zur Migros-Genossenschaft.
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