Preissteigerungen und Umsatzrückgang: Madeleine startet Sanierungsverfahren

15.08.2023

 (Bild: NH-Pressebild)
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Bild: NH-Pressebild unter Creative Commons Lizenz
Die Madeleine Mode GmbH   soll in einem Eigenverwaltungsverfahren   neu aufgestellt werden. Deshalb hat die Geschäftsführung des Mode-Versenders aus dem bayerischen Zirndorf am 14. August 2023 einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Diesen Antrag hat das - für Madeleine zuständige Amtsgericht in Fürth - noch am selben Tag genehmigt und ein vorläufiges Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung angeordnet (AZ: IN 422/23). Bei diesem wurde der Rechtsanwalt Stefan Debus von der Kanzlei Müller-Heydenreich Bierbach & Kollegen   vom Gericht zum vorläufigen Sachwalter   bestellt.
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Bei Madeleine kriselt es (Bild: Madeleine Mode)
Notwendig ist eine Sanierung jetzt, weil Madeleine nach eigenen Angaben zum einen unter Preissteigerungen bei den Mode-Kollektionen leidet. Zum anderen habe die Inflation dazu geführt, dass zeitgleich auch der Umsatz gesunken ist. "Die Art, wie wir Mode einkaufen, hat sich wohl noch nie so grundlegend verändert, wie in den vergangenen anderthalb Jahren", beobachtet Daniela Angerer, die erst seit ein paar Monaten als Geschäftsführerin für den Mode-Spezialisten aus der TriStyle-Gruppe   zuständig ist und davor in der Klingel-Gruppe das Geschäft des Damenmode-Versenders Alba Moda   führte. Weil die Kosten gestiegen und die Umsätze gesunken sind, ist nach Angaben der Madeleine Mode GmbH eine "Liquiditätslücke" entstanden. Hier haben die bisherigen Gesellschafter und Finanzierungspartner des Mode-Händlers aber keine "für alle Seiten wirtschaftlich gangbare Lösung" finden können, wie Madeleine erklärt. Aus diesem Grund wird eine Aufstellung aus neuem Investor und neuer Finanzierung angestrebt.

Investorensuche wird eingeleitet

Ein M&A-Prozess soll zeitnah starten. Bei der Neuaufstellung und Investorensuche wird Madeleine von den Sanierungsspezialisten Schultze & Braun   unterstützt. Das Geschäft der Madeleine Mode GmbH läuft dabei ohne Einschränkungen weiter. Löhne und Gehälter der rund 230 Mitarbeiter sind für drei Monate über das Insolvenzgeld der Arbeitsagentur gesichert. "Wenn wir einen neuen Investor finden, ist eine wirtschaftliche Neuaufstellung und eine Sanierung in den nächsten Monaten möglich", erklärt Madeleine-Chefin Angerer. Madeleine wurde 1978 gegründet und verkauft eigene Damenbekleidung. Vertrieben wird diese über den Online- und Versandhandel an Kunden in der DACH-Region sowie an Verbraucher in Holland, Belgien, Frankreich, Griechenland, Großbritannien und den USA. Madeleine Mode ist eine Tochter der TriStyle-Gruppe   , die auf den Verkauf von Damenbekleidung an Kunden in der Zielgruppe 45plus ("Best Ager") spezialisiert ist. Zum Konzern gehört zudem der Mode-Anbieter Peter Hahn   . Die beiden Marken "Peter Hahn" und "Madeleine Mode" grenzen sich laut der TriStyle-Gruppe aber klar voneinander ab. Außer der Madeleine Mode GmbH sind keine anderen TriStyle-Gesellschaften in das Sanierungsverfahren involviert. Laut dem zuletzt veröffentlichten Konzernabschluss der TriStyle-Gruppe hatte die Madeleine-Gruppe zwar einen Netto-Umsatz von 144,4 Mio. Euro erwirtschaftet im vergangenen Geschäftsjahr 2021/2022, das am 30. September 2022 beendet wurde. Zum Vorjahr war der Umsatz damit allerdings gleich um zwölf Prozent gesunken (2020/2021: 164,1 Mio. Euro). Bei der ganzen TriStyle-Gruppe hatte sich der Netto-Umsatz von 610,1 Mio. Euro   (2020/2021) auf 545,8 Mio. Euro (2021/2022) reduziert - ein Minus von -10,5 Prozent. Diesen Rückgang begründet der Konzern mit einer "historisch schwachen Konsumstimmung infolge der geopolitischen Situation in Europa" sowie steigenden Inflationsraten und Energiekosten. Das Ergebnis (EBITDA) hat sich zeitgleich verschlechtert von zuvor 56,9 Mio. Euro (2020/2021) auf 11,5 Mio. Euro (2021/2022), was sogar einem Rückgang von -79,7 Prozent entspricht. Hinter der TriStyle-Gruppe steht die Private-Equity-Gesellschaft Equistone   , die seit acht Jahren an der Versender-Gruppe beteiligt   ist. Bei Eigenverwaltungsverfahren bleibt die Geschäftsführung im Amt und kann so selbst ein Unternehmen sanieren. Statt eines Insolvenzverwalters wird dabei ein Sachwalter bestellt, um die Geschäftsführung zu beaufsichtigen und die Interessen der Gläubiger zu wahren. Das unterscheidet Eigenverwaltungsverfahren von regulären Insolvenzverfahren, bei denen ein Insolvenzverwalter das Geschäft übernimmt. Verfahren in Eigenverwaltung werden in der Regel dann von Gerichten angeordnet, wenn ein Unternehmen einen Antrag für ein Eigenverwaltungsverfahren frühzeitig stellt und gute Aussichten auf eine Sanierung bestehen.
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