„Leider keine andere Wahl“: Lockdown zwingt Adler zum Insolvenzantrag

Die Adler Modemärkte AG hat beim Amtsgericht Aschaffenburg einen Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Begründet wird dieser Schritt jetzt mit dem erneuten Lockdown, durch den sehr viele Standorte des Händlers bis mindestens Ende Januar 2021 geschlossen sind und der zu Corona-bedingten Umsatzeinbrüchen geführt habe. Die daraus entstandene Lücke bei der Liquidität konnte Adler weder durch staatliche Unterstützungsfonds noch mit Investoren schließen.

Thomas Freude
Thomas Freude (Bild: Adler Modemärkte)

„Die erneute Corona-bedingte Schließung fast aller Standorte hat uns leider keine andere Wahl gelassen“, klagt Thomas Freude (siehe Foto), der die Adler Modemärkte AG als Vorstandsvorsitzender führt. „Wir werden alles tun, um Adler schnellstmöglich zu sanieren und in eine positive Zukunft zu führen.“

Der Geschäftsbetrieb soll fortgeführt und Adler über einen Insolvenzplan saniert werden. Denn bei einer Eigenverwaltung wird der Betrieb unter einem (vorläufigen) Sachwalter fortgeführt. Zur Unterstützung wurde Rechtsanwalt Christian Gerloff zum Generalbevollmächtigten der Gesellschaft bestellt.

Die Adler Modemärkte AG aus Haibach bei Aschaffenburg (Bayern) hat Mode-Kunden ab 55 Jahren als Zielgruppe und verkauft neben Eigenmarken auch ausgesuchte Fremdmarken an Kunden im Alter ab 55 Jahren. Neben einem Online-Shop betreibt das Multichannel-Unternehmen insgesamt 171 stationäre Modemärkte, die sich größtenteils in Deutschland (142 Märkte) und Österreich (24 Stores) befinden.

Neunmonatsumsatz 2020 bereits deutlich unter dem Vorjahr

In Deutschland sind wegen des zweiten Corona-Lockdowns seit 16. Dezember im Einzelhandel nahezu alle Geschäfte geschlossen bis auf Ausnahmen wie Supermärkte. Um die Verbreitung des Corona-Virus einzudämmen, sollten diese Maßnahmen ursprünglich bis zum 10. Januar 2021 gelten. Zu Beginn des Jahres wurden diese Corona-Maßnahmen allerdings bis zum 31. Januar 2021 verlängert. Wie es danach weitergeht, wollen Bund und Länder erst am 25. Januar 2021 beraten. Gut möglich daher, dass diese Maßnahmen dann erneut verlängert werden – wenn die Corona-Zahlen sich nicht verbessern. Auch in Österreich gibt es aktuell einen Lockdown, weshalb hier ebenfalls Mode-Geschäfte geschlossen sind.

Das vorletzte Geschäftsjahr 2019 hatte die Adler Modemärkte AG mit einem Netto-Umsatz von 495,4 Mio. Euro und einem EBITDA von 70,3 Mio. Euro beendet. In den ersten neun Monaten 2020 waren die Konzernumsätze von zuvor 353,6 Mio. Euro (9M/2019) auf 238,9 Mio. Euro (9M/2020) gesunken, weil bereits wegen des Lockdowns im Frühjahr 2020 die stationären Standorte geschlossen waren. Parallel hatte sich das EBITDA von zuvor 33,3 Mio. Euro (9M/2019) auf -19,2 Mio. Euro (9M/2020) verschlechtert.

Die Adler Modemärkte AG ist die strategische und operativ tätige Führungsgesellschaft des Konzerns. In Deutschland betreibt Adler seine stationären Modemärkte selbst oder über die Tochtergesellschaften Adler Mode GmbH und Adler Orange GmbH & Co. KG. Auch diese zwei Töchter sowie die Adler Orange Verwaltung GmbH haben Anträge auf Eröffnung von Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung gestellt.

In Luxemburg, Österreich und der Schweiz betreibt Adler die Modemärkte über Tochtergesellschaften, die vom Insolvenzantrag nicht betroffen sind und ihre Geschäfte deshalb im normalen Geschäftsgang fortführen. In Deutschland will Adler sämtliche Standorte nach dem 31. Januar 2021 wieder eröffnen – wenn Corona-Maßnahmen es erlauben und die bestehenden Beschränkungen aufgehoben werden.

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1 Kommentar

  1. Nach einer Adhoc-Meldung von heute läuft das Verfahren nun auch:

    „Das Amtsgericht Aschaffenburg hat dem Antrag der Adler Modemärkte AG (ISIN DE000A1H8MU) vom 11. Januar 2021 heute stattgegeben und ein (vorläufiges) Eigenverwaltungsverfahren gemäß § 270b Abs. 1, Abs. 2 InsO (n.F.) eröffnet.“

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