Krise bei Beate Uhse: Online-Handel geht an EDC, Filial-Lösung offen

Am 10. Juli 2019 hat das Amtsgericht Flensburg für die Be you GmbH – also die Muttergesellschaft der erst im vergangenen Jahr neu strukturierten Beate-Uhse-Gruppe – die vorläufige Insolvenzverwaltung angeordnet (Aktenzeichen: 56 IN 117/19). Das gilt zudem für drei Tochter-Unternehmen wie die Versa Distanzhandel GmbH, die bislang den Online-Shop Beate-Uhse.com betrieben hat (AZ: 56 IN 120/19).

Beate Uhse
Bei Beate Uhse kriselt es erneut (Bild: Screenshot)

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt wurde Rechtsanwalt Sven-Holger Undritz von der Wirtschaftskanzlei White & Case. Warum Beate Uhse erneut Probleme hat, verrät man zwar auf Nachfrage von neuhandeln.de nicht.

Fest steht dafür aber, dass für das Filialgeschäft jetzt ein strukturierter M&A-Prozess gestartet wurde. „Aufgrund verschiedener Nachfragen betreffend die Fortführung der Shops in Deutschland habe ich mich dazu entschlossen, die geeigneten Erwerber über einen geordneten Auswahlprozess zu ermitteln“, verdeutlicht Undritz.

Beim Versandgeschäft hat bereits der holländische Erotik-Spezialist EDC Retail eine Vereinbarung zur Übernahme sämtlicher Online-Aktivitäten der Beate-Uhse-Gruppe unterzeichnet. EDC Retail betreibt bereits über ein halbes Dutzend Sex-Shops wie EasyToys. Nun wird das Portfolio erweitert um Shops der Be-You-Marken Pabo (Holland, Belgien), Adam & Eve (Frankreich) und Beate Uhse (Deutschland).

„Wir sind hoch erfreut über die Akquisition von Beate Uhse und die starke Markenbekanntheit“, erklärt Eric Idema, Eigentümer und Geschäftsführer von EDC Retail. Durch effiziente Prozesse könne man die Marken der Gruppe besser positionieren und zu einem starken Wachstum führen. Doch ob das wirklich gelingt? Beate Uhse mag zwar eine hohe Markenbekanntheit haben. Die Frage ist aber, für was diese Marke bei den Konsumenten steht. Ein Selbstläufer scheint das Geschäft jedenfalls ja nicht zu sein.

Hohe Bekanntheit – doch für was steht die Marke?

Vielmehr drängt sich jetzt der Eindruck auf, dass Beate Uhse ein angestaubtes Marken-Image hat und junge Wettbewerber wie Amorelie bei der Kundschaft besser ankommen. Die für den Online-Shop Amorelie.de verantwortliche Sonoma Internet GmbH aus Berlin hat ihren Netto-Umsatz jedenfalls allein im Jahr 2017 von zuvor 36,3 Mio. Euro auf 56,1 Mio. Euro erhöht, während sich parallel das Ergebnis (EBITDA) im Jahr 2017 auf 12,1 Mio. Euro ebenfalls deutlich verbessert hat (Vorjahr: 1,1 Mio. Euro).

Auch EDC berichtet, dass die Online-Nachfrage nach Erotikartikeln zuletzt „nachhaltig und bedeutend“ gewachsen sei und durch Kinofilme wie „Fifty Shades of Grey“ zusätzliche Impulse erhalten habe. Und von diesem Trend sollte an sich auch Beate Uhse profitieren – gerade wegen der bekannten Marke.

Die Beate Uhse AG hatte bereits im Jahr 2017 einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. 2018 wurden die operativen Gesellschaften im Rahmen des Insolvenzplans in der neuen „be you GmbH“ vereint. Anfang 2019 hieß es, dass die finanzielle Sanierung „erfolgreich abgeschlossen“ sei. Zuvor hatte die Gruppe nach eigenen Angaben unter anderem die Personalkosten „signifikant“ gesenkt und die Logistik an einen externen Dienstleister vergeben. Obendrein wurden Filialen an Wettbewerber Orion verkauft. Positiv entwickelte sich damals nach eigenen Angaben dafür das Geschäft im Online- und Einzelhandel – umso überraschender kommt daher die erneute Krise.

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