„Hinter den Erwartungen“: Hermes stellt Same-Day-Delivery durch Liefery ein

Der Paket-Zusteller Hermes verabschiedet sich aus dem Geschäft mit Same-Day-Delivery. Aus diesem Grund wird zum 28. Februar 2021 das Tochter-Unternehmen Liefery eingestampft. Dieser Lieferdienst ist im Kern darauf spezialisiert, Online-Bestellungen noch am selben Tag den Kunden zuzustellen. Doch von diesem Geschäftsmodell verabschiedet sich Hermes nun – und zwar gleich aus mehreren Gründen.

Liefery Hermes
Liefery hat ausgeliefert (Bild: Hermes / Liefery)

Der entscheidende Punkt dürfte dabei in erster Linie sein, dass sich Hermes auf sein Kerngeschäft konzentrieren will. Und dazu zählt, Verbrauchern ihre Bestellung möglichst am nächsten Werktag zuzustellen („Next Day Delivery“).

Hierauf legt Hermes jetzt wiederum seinen Fokus, weil aus eigener Erfahrung letztlich die „Entwicklung der taggleichen Lieferung hinter den Erwartungen zurückgeblieben“ sei. Denn zum einen würden Kunden oft nicht zusätzliche Kosten bezahlen wollen, die für eine Zustellung am selben Tag anfallen. Und zum anderen gehe es Kunden bei der Zustellung gar nicht um Schnelligkeit.

Das ist allerdings nicht gerade eine neue Erkenntnis. Denn Untersuchungen hatten bereits vor Jahren ergeben, dass Kunden gar nicht unbedingt schnellstmöglich an ihre Ware kommen wollen. Passend dazu hat auch Liefery die Erfahrung gemacht, dass eine verlässliche Zustellung zu einem bestimmten Zeitpunkt für Konsumenten „weitaus relevanter“ ist als eine Express-Lieferung. Deshalb liefert Liefery inzwischen gar nicht mehr hauptsächlich am selben Tag, sondern vornehmlich am nächsten Tag. Weil hier aber auch Hermes Germany sein Kerngeschäft hat, gleichen sich beide Services zunehmend an.

Nachvollziehbar also, dass Liefery bei Hermes ausgedient hat. Die CEOs und Gründer (Nils Fischer und Jan Onnenberg) verlassen daher die Hermes-Gruppe ebenfalls zum 28. Februar 2021. Für die rund 170 Mitarbeiter werden Anschlussbeschäftigungen in der Otto-Gruppe geprüft, zu der ja Hermes gehört.

„Same-Day-Delivery insgesamt deutlich hinter den Erwartungen“

Selbst betreibt Liefery nur sechs eigene Depots, von denen aus Kunden beliefert werden. Dabei nutzt Liefery externe Kurier- und Lieferdienste, die Kunden ihre Bestellungen zustellen. Diese kommen von verschiedenen Online-Shops, die unter anderem Mode, Lebensmittel oder Medikamente anbieten und Liefery ihren Kunden bei den Zustelloptionen als Ergänzung zu klassischen Paketdiensten bereithalten.

Alle Auftraggeber wurden nach Angaben von Hermes frühzeitig über das Aus von Liefery informiert und hätten meist verständnisvoll reagiert. Denn generell herrsche auch bei Online-Händlern inzwischen ein Bewusstsein dafür, dass Same-Day-Delivery insgesamt deutlich hinter den Erwartungen geblieben sei.

Hinter Liefery steht die LieferFactory GmbH aus Berlin, an der sich Hermes Germany im Jahr 2015 mit 28,5 Prozent beteiligt hatte. Zwei Jahre später hatte Hermes die Mehrheit an Liefery übernommen. Ziel der Übernahme war, in das neue Express-Geschäft mit Same-Day-Delivery einzusteigen. Diesen Service bietet Hermes selbst nicht. Stattdessen liegt der Fokus darauf, Ware am nächsten Tag zuzustellen. Nach eigenen Angaben werden schon „deutlich über 90 Prozent“ der B2C-Sendungen am Folgetag zugestellt.

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