Curated Shopping bei Zalando: Das sagen die Betroffenen

Auf Nachfrage von neuhandeln.de hat Zalando einen Bericht der Internet World Business bestätigt, in das Geschäftsfeld Curated Shopping einsteigt. Demnach soll in den kommenden sechs Monaten ein Styling-Service starten, bei dem Kunden statt einzelner Textilien gleich komplette Outfits zugeschickt bekommen. Diese werden von Stylisten für die Kunden ausgewählt.

Zalando Online-ShopNoch konzentriert sich Zalando auf sein Kerngeschäft (Bild: Screenshot)

Mit dem neuen Service wildert erstmals ein großer Mode-Versender in einem Gebiet, das momentan noch von spezialisierten Start-Ups besetzt ist. So bietet beispielsweise der 2012 gegründete Fashion-Versender Outfittery an, dass Kunden ausgewählte Outfits zugeschickt bekommen. Um den Geschmack der Kunden zu treffen, müssen diese zunächst einen Fragebogen ausfüllen. Anhand dieser Informationen stellen die Stylisten dann individuelle Sets zusammen. Was nicht gefällt, kann anschließend kostenlos retourniert werden.

Auch bei Zalando soll es zunächst einen Fragebogen geben, um den Geschmack der Kunden zu ermitteln. Ansprechen dürfte zudem auch Zalando mit seinem Service solche Kundengruppen, die sich zwar schick einkleiden wollen, einzelne Teile aber nicht mühsam online zusammen suchen möchten. Outfits will Zalando sowohl für Frauen als auch Männer zusammenstellen.

„Dieser Schritt wird die letzten Kritiker verstummen lassen“

Trotz dieser Gemeinsamkeiten sehen die von mir befragten Start-Ups den Vorstoß von Zalando alles andere als kritisch. Outfittery beispielsweise ist die aktuelle Situation nicht einmal ein Statement wert. Offener zeigt sich der 2013 gestartete Versender Kisura, bei dem ebenfalls Stylisten individuelle Outfits für Kunden zusammen stellen – wobei im Gegensatz zu Outfittery statt Männern hier Frauen angesprochen werden sollen. Auf Nachfrage von neuhandeln.de werten die Gründer Tanja Bogumil und Linh Nguyen den Eintritt von Zalando als positiv:

„Seit zwei Jahren leisten wir Pionierarbeit im Bereich Curated Shopping für Frauen. Dieser Schritt wird nun auch die letzten Kritiker und Zweifler verstummen lassen und zeigt, in welche Richtung sich die Zukunft des Modehandels bewegt: personalisierte Kaufangebote und Service statt Anonymität.“

In die gleiche Kerbe schlängt Andreas Fischer, der sich als Geschäftsführer von Modomoto ebenfalls auf Curated Shopping spezialisiert hat. Seiner Einschätzung zufolge wird der Markteintritt von Zalando seinem Jungunternehmen ebenfalls nicht schaden können:

„Wir sind davon überzeugt, dass alle Marktteilnehmer von der steigenden Aufmerksamkeit profitieren werden. Curated Shopping ist die bessere Alternative zum in die Jahre gekommenen Angebot des stationären Handels und damit ein Milliardenmarkt. Der Verdrängungswettbewerb wird nicht zwischen den wenigen Anbietern ausgetragen, sondern vielmehr zulasten des Einzelhandels gehen.“

Als neutraler Branchen-Beobachter sehe ich im Vorstoß von Zalando allerdings durchaus eine Gefahr für die Spezialisten. Denn deren Geschäftsmodell basiert auf dem Service-Versprechen, dass Kunden einfach an schicke Mode kommen (Motto von Modomoto: „Gut gekleidet ohne Shopping“). Exakt dieses Service-Versprechen (siehe dazu auch den Videoclip unten) kann aber ein Mode-Versender wie Zalando kopieren und seinen Kunden als Zusatz-Service anbieten, wodurch aus meiner Sicht das Alleinstellungsmerkmal der Start-Ups flöten geht.

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Diese müssen zudem erst eine bekannte Marke und einen Kundenstamm aufbauen. So kommt Modomoto zum Beispiel im Augenblick auf einen zweistelligen Millionenumsatz im Jahr und bedient dabei 200.000 aktive Kunden. Outfittery wiederum kommt derzeit erst auf halb so viele Kunden. Zalando dagegen verfügt über eine starke Marke und zum Ende des dritten Quartals 2014 auch noch über europaweit 14,1 Mio. aktive Kunden, denen man einen Styling-Service in Zukunft schmackhaft machen kann. Dagegen dürften es die Spezialisten schwer haben.

Auch im Re-Commerce droht eine Konsolidierung

Sie sind aber nicht die einzigen jungen Online-Pureplayer, denen künftig ein schwerer Stand droht. So dürften die Re-Commerce-Spezialisten noch damit zu kämpfen haben, dass Amazon immer mehr Gebrauchtware ankauft und damit in ihrem Geschäftsfeld wildert.

Auch im Erotik-Geschäft herrscht Bewegung. Denn hier positioniert sich der Big Player Beate Uhse zunehmend als Lifestyle-Spezialist für junge Frauen – und damit genau in der Nische, die bislang das Start-Up Amorelie für sich allein beanspruchen wollte.

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1 Kommentar

  1. Eine gute Nachricht finde ich. Besser kann ein Shop-Betreiber doch seine Kunden nicht kennenlernen – und somit eine weitere, wichtige Datenbasis für ein zielführendes Empfehlungsmanagement legen. Gute Idee von Zalando im Kontext „bester Shop-Feed“.

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