Corona-Krise: Warum Amazon profitiert - und andere Online-Händler leiden

19.03.2020

 (Bild: IFH Köln)
Bild: IFH Köln
Bild: IFH Köln unter Creative Commons Lizenz
Eine aktuelle Mitgliederbefragung vom Bundesverband E-Commerce und Versandhandel   (BEVH) zeigt, dass viele Online-Händler durch die Corona-Krise bereits weniger Bestellungen   verzeichnen. Amazon dagegen braucht nun zusätzliche Mitarbeiter   , um die steigende Nachfrage zu bewältigen. Warum die Corona-Krise den Online-Handel spaltet, erklärt Kai Hudetz vom Institut für Handelsforschung   (IFH).
Kai Hudetz
Kai Hudetz (Bild: IFH Köln)
neuhandeln.de: Profitiert der Online-Handel, wenn die Läden zu sind? Kai Hudetz: "Der Handel wird aktuell von zwei gegenläufigen Trends geprägt. Auf der einen Seite gibt es eine große Nachfrage nach Gütern des täglichen Bedarfs bis hin zu Hamsterkäufen. Auf der anderen Seite geht der darüber hinausgehende Konsum quasi gegen null. Denn jetzt ist schlichtweg für viele Verbraucher nicht mehr der richtige Zeitpunkt, um sich Mode, Möbel oder Elektronikprodukte anzuschaffen. Viele Verbraucher haben zudem Angst vor Kurzarbeit oder fürchten sich vor Arbeitslosigkeit. Doch der Einzelhandel leidet eigentlich nicht erst seit diesen Tagen unter der Corona-Krise." neuhandeln.de: Geschlossen sind die Geschäfte doch aber erst seit kurzem? Hudetz: "Bereits in den vergangenen Wochen sind immer mehr Menschen den Innenstädten und den Einkaufszentren fern geblieben, weil sie Angst vor einer Ansteckung haben. Doch von der aktuellen Krise profitieren auch einige Player. Zum einen verschieben sich jetzt auch Lebensmittel-Käufe verstärkt ins Internet und Verbraucher bestellen bei Online-Supermärkten   , um sich so den Gang in ein Geschäft zu ersparen. Zum anderen profitiert Amazon als Online-Plattform von der Krise, da Kunden hier eben nicht nur Mode oder Elektronik bekommen. Denn Amazon bietet als Universalist quasi alle Produkte an. Dazu hat Amazon so viel Vertrauen bei Kunden aufgebaut, dass Kunden hier auch in der Krise erwarten, schnell und zuverlässig beliefert zu werden. Was sich aber auch noch ändern kann." neuhandeln.de: Die Großen werden also größer - und die Kleinen? Hudetz: "Die Corona-Krise beschleunigt Entwicklungen, die momentan ohnehin im Handel stattfinden. Und bereits heute wird der Online-Handel in Deutschland von Amazon dominiert. Der Leidtragende ist sicher der inhabergeführte Facheinzelhandel, der aktuell noch keinen Online-Vertrieb aufgebaut hat. Hier jetzt noch in den E-Commerce einzusteigen, dürfte kaum zu stemmen sein. Schließlich haben die Einzelhändler genug damit zu tun, ihr angeschlagenes Stationärgeschäft zu retten. Es gibt aber noch andere Tendenzen. So könnte die Krise dazu führen, dass der Markt für e-Food in Deutschland doch einmal ins Rollen kommt. Bislang waren vielen Verbrauchern hier die Mehrkosten für die Lieferung zu teuer. Jetzt lernen sie vielleicht die Vorzüge zu schätzen, wenn Lebensmittel bequem nach Hause geliefert werden. Wenn allerdings Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit drohen, dürften Kunden künftig noch mehr auf jeden Cent schauen - der aktuelle eFood-Boom wäre dann sicherlich schnell wieder vorbei."
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