Spurensuche: Wieso Amazon.de den Re-Commerce aufgibt
21.08.2015
In wenigen Tagen schließt Amazon seinen Ankaufsservice (Bild: Screenshot)
Bei Momox brummt das Re-Commerce-Geschäft seit Jahren (Bild: eigene Grafik)
Amazon-Ausstieg: 3 Gründe sprechen für die Abkehr vom Re-Commerce
Interessant: Alle bekannten Re-Commerce-Spezialisten wie AsGoodAsNew, Momox oder ReBuy verkaufen ihre Gebrauchtwaren auch oft über Online-Marktplätze wie Amazon oder eBay. Momox ist nach eigenen Angaben sogar der größte Händler in Deutschland, der über den Online-Marktplatz von Amazon verkauft. Ein Grund für den Rückzug von Amazon aus dem Re-Commerce könnte damit also sein, dass die US-Amerikaner mit ihrem eigenen Angebot an Gebrauchtwaren ihren größten Partnern das Geschäft nicht erschweren wollen. Das ist aber eher unwahrscheinlich. Schließlich heißt es ja immer wieder hinter vorgehaltener Hand, dass Amazon vielmehr die Verkäufe seiner Partner analysiert und Bestseller dann selbst verkauft. Dass sich Amazon aus dem Re-Commerce zurückzieht, hat daher wohl eher folgende Gründe:- Re-Commerce wohl allenfalls ein Zusatzgeschäft: Auch wenn der Handel mit Gebrauchtware boomt: Die Umsätze mit alten Büchern und Tablets dürften für Amazon noch Peanuts sein. Zwar kam die Berliner Momox GmbH als der aktuell größte Player in Deutschland zuletzt auf einen Jahresumsatz von 80 Mio. Euro. Dagegen hatte Amazon aber im selben Zeitraum hierzulande einen Netto-Umsatz von 11,9 Mrd. US-Dollar erzielt (u.a. über Einnahmen aus eigenen Verkäufen und Provisionen aus dem Marktplatz-Geschäft). Selbst bei einer guten Entwicklung dürfte Re-Commerce daher nur einen Bruchteil vom gesamten Umsatz bei Amazon ausmachen, während der Händler aber parallel einen zusätzlichen Prozess in der Logistik braucht (Ankauf).
- Gutschrift-Modell für Verbraucher weniger attraktiv: Wer bei Amazon gebrauchte Ware eintauscht, bekommt dafür nur einen Gutschein. Es gibt damit im Gegensatz zu Anbietern wie ReBuy kein Geld für Gebrauchtes. Laut den spezialisierten Re-Commerce-Anbietern sind Verbraucher aber in erster Linie an Geld interessiert, wenn sie alte Produkte einsenden. Nach Informationen von neuhandeln.de hat Amazon dennoch nie geplant, für Gebrauchtware auch einmal Geld auszuzahlen. Hintergrund dürfte sein, dass man das Gutschein-Modell auch in den USA verfolgt und für alle Länder einheitliche Prozesse will. Bevor man nur hierzulande den Prozess bei dem Ankaufsservice ändert, lässt man es vielleicht ganz bleiben. In den USA haben Verbraucher eine andere (Gutschein-)Mentalität, was erklären könnte, warum das Trade-In-Programm - trotz dem Aus in Deutschland - dort nach wie vor angeboten wird.
- Für Re-Commerce bleibt der Amazon Marketplace: Auch wenn Kunden ihre gebrauchte Ware nicht mehr direkt an Amazon abtreten können: Wer alte Produkte loswerden will, kann diese weiter selbst über den Amazon Marketplace anbieten. Damit bietet Amazon auch in Zukunft eine Plattform für Re-Commerce, ohne selbst gebrauchte Ware ankaufen zu müssen. Das könnte auch ein Grund sein, warum Amazon sein Trade-In-Programm beendet. Verbraucher dürften gebrauchte Waren aber lieber bei Händlern bestellen als bei Privatpersonen. So geben Unternehmen wie die AsGoodAsNew GmbH bis zu 30 Monate Garantie, was es bei Privatverkäufen nicht gibt.
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