Mitten im Jubiläumsjahr: Klingel-Gruppe startet Sanierungsverfahren
11.05.2023
Sanierungskonzept wird erarbeitet
Das Geschäft der drei Gesellschaften läuft vollumfänglich weiter, konkrete Sanierungsmaßnahmen sollen in den kommenden Wochen erarbeitet werden. Bei dem Sanierungskonzept unterstützt Marcus Katholing von der Restrukturierungsgesellschaft Pluta den Multichannel-Händler als Chief Restructuring Officer (CRO), zum vorläufigen Sachwalter wurde Rechtsanwalt Martin Mucha von der Kanzlei Grub Brugger bestellt. Die Firmengruppe mit Sitz in Pforzheim wurde 1923 gegründet und feiert daher in diesem Jahr ihr 100-jähriges Firmenjubiläum . Kerngeschäft der Gruppe ist der Mode-Handel, ergänzt wird das Sortiment mit Schmuck, Schuhen und Lifestyle-Artikeln. Mit diesen Produkten wurde im Geschäftsjahr 2021 ein Netto-Umsatz von knapp einer Mrd. Euro erwirtschaftet. Der Impressionen-Versand und Schneider gehören seit 2017 zur Klingel-Gruppe. Damals hatte der Konzern wesentliche Vermögenswerte von der Creatrade-Gruppe übernommen, um dadurch das Klingel-Angebot "wirtschaftlich sinnvoll weiter auszubauen ".Impressionen-Standort wird geschlossen
Insgesamt beschäftigt die Klingel-Gruppe über 2.000 Mitarbeiter. Für die drei betroffenen Unternehmen K-Mail Order, Impressionen und Schneider arbeiten rund 1.800 Mitarbeiter. Nicht betroffen von den Verfahren sind die Mitarbeiter in anderen Gesellschaften der Firmengruppe. Dazu zählen zum Beispiel die Länder-Gesellschaften oder IT-Unternehmen. Hier beschäftigt der Konzern insgesamt mehr als 250 Mitarbeiter. Der Impressionen-Versand in Hamburg beschäftigt wiederum mehr als 60 Mitarbeiter. Wie es hier weiter geht, steht schon fest. So soll der Standort in Hamburg bis Ende Juni 2023 geschlossen werden. Die Marke und der Online-Shop bleiben dagegen erhalten und werden künftig von Pforzheim aus betrieben. Auf diese Weise will die Klingel-Gruppe sich Synergieeffekte erschließen. Dem Großteil der Mitarbeiter in Hamburg wurde bereits die Kündigung ausgesprochen, wie Klingel auf Nachfrage von neuhandeln.de erklärt. Leser von neuhandeln.de dürfte das nicht überraschen. Denn im Frühjahr hatte Klingel bereits auf Nachfrage von neuhandeln.de erklärt, dass an einer "Restrukturierungsmaßnahme bei Impressionen " gearbeitet werde.Klingel will Sanierungschancen "bestmöglich" nutzen
Bei allen drei Verfahren handelt es sich um vorläufige Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Bei diesen Eigenverwaltungsverfahren bleibt die Geschäftsführung im Amt und kann in Eigenregie das Unternehmen sanieren. Statt eines Insolvenzverwalters wird ein vorläufiger Sachwalter bestellt, um die Geschäftsführung zu beaufsichtigen und die Interessen der Gläubiger zu wahren. Verfahren in Eigenverwaltung werden von Gericht angeordnet, wenn ein Unternehmen diesen Antrag frühzeitig stellt und gute Aussichten auf eine Sanierung bestehen. Die Klingel-Gruppe hat sich nach eigenen Angaben entschieden, den Antrag auf Eigenverwaltung früh zu stellen. Dadurch sollen die "Sanierungschancen bestmöglich genutzt" werden. Wenn der Antrag angeordnet wurde, startet das vorläufige Eigenverwaltungsverfahren. In der Regel wird dann über einen Zeitraum von drei Monaten ein Sanierungsplan erarbeitet und anschließend dem Gericht vorgelegt. Im vorläufigen Verfahren übernimmt zudem die Bundesagentur für Arbeit für maximal drei Monate die Gehälter der Mitarbeiter. Die Angestellten erhalten daher statt des normalen Lohns dann Insolvenzgeld.Abonnieren Sie unseren kostenlosen wöchentlichen Newsletter!