Weltbild-Pleite: Warum der Verlagsgruppe das Aus droht

von Redaktion Versandhausberater

17.01.2014 Vor kurzem hieß es noch, dass der Fortbestand von Weltbild aus Sicht der Geschäftsführung nicht gefährdet sei. Jetzt mussten die Verantwortlichen aber einen Insolvenzantrag für die Verlagsgruppe Weltbild GmbH stellen, weil die kirchlichen Gesellschafter das kriselnde Unternehmen nicht mehr finanzieren wollen. Die Verlagsgruppe dürfte wohl zerschlagen werden.

Vor kurzem hieß es noch, dass der Fortbestand von Weltbild aus Sicht der Geschäftsführung nicht gefährdet sei. Jetzt mussten die Verantwortlichen aber einen Insolvenzantrag für die Verlagsgruppe Weltbild GmbH stellen, weil die kirchlichen Gesellschafter das kriselnde Unternehmen nicht mehr finanzieren wollen. Die Verlagsgruppe dürfte wohl zerschlagen werden. Vergangenen Freitag hat die Verlagsgruppe Weltbild GmbH beim Amtsgericht Augsburg einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Dieser Schritt kommt zum aktuellen Zeitpunkt zwar unerwartet, eine Überraschung ist der Insolvenzantrag aber nicht. So hatte erst im September die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, dass die Verlagsgruppe "akut bedroht" sei und "seit längerem Verluste" mache (siehe Ausgabe 37/2013   und Chronik). Weltbild bestätigte damals, dass man Verluste schreibe.
Hintergrund sei, dass man sich "im Umbau zu einem Online- und Digitalgeschäft" befinde und dieser Umstand "zu einer vorübergehenden Verlustsituation" führe. So würden einerseits die "hohen Anlaufinvestitionen in das Digitalgeschäft erst zeitversetzt zu entsprechenden Gewinnen" führen. Andererseits entstünden Verluste, weil Weltbild das Altgeschäft seiner Filialen und des Kataloges auf den "künftig noch sinnvollen Kern" reduziere. Dennoch hatte es im vergangenen Herbst geheißen, dass "der Fortbestand des Unternehmens in keiner Weise gefährdet" sei - wenn auch mit dem kleinen Zusatz "aus Sicht der Geschäftsführung".

Umsatz sinkt, Finanzierungsbedarf steigt

Nun aber droht Weltbild doch das Aus. Ein Grund für den Insolvenzantrag sei zum einen gewesen, dass der Umsatz im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2013/2014 (Stichtag: 30. Juni) gesunken sei. Andererseits habe sich der Finanzierungsbedarf für die Sanierung verdoppelt, da Weltbild nun auch in den nächsten drei Jahren mit weniger Umsatz rechne. Entgegen "der Erwartung der Geschäftsführung" stehe aber die nötige Finanzierung nicht zur Verfügung, weil die katholischen Gesellschafter kein Kapital mehr zuschießen wollen.
Laut dem Aufsichtsratsvorsitzenden Peter Beer hätten die katholischen Gesellschafter der Verlagsgruppe im vergangenen Herbst entschieden, insgesamt 65 Mio. Euro zur Unterstützung der Neuaufstellung zur Verfügung zu stellen. Diese Kapitalspritze sei von der Geschäftsführung als "notwendig", nach Angaben von Beer aber auch als "ausreichend" genannt worden.
"Nunmehr wird der notwendige finanzielle Beitrag der Gesellschafter auf 135 Mio. bis 160 Mio. Euro für die Sanierung des operativen Geschäfts in den kommenden drei Jahren beziffert", verdeutlicht Beer. Für eine anschließende Entschuldung wäre zusätzlich ein weiterer dreistelliger Millionenbetrag erforderlich. "Ein derart hoher finanzieller Aufwand kann von den Gesellschaftern nicht verantwortet werden", rechtfertigt sich Beer. Zumal auch nicht sicher ist, wie sich Weltbild in Zukunft entwickelt und damit "erhebliche Unsicherheiten" verbleiben.

Weltbild-Strategie: 08/15-Sortiment mit moralischem Zeigefinger

Gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" hat man "umfangreiche Hilfen für die Mitarbeiter" angekündigt. Das könnte nötig sein. Der vorläufige Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz konnte zwar das Insolvenzgeld bereits vorfinanzieren. Da Insolvenzgeld aber maximal drei Monate lang gezahlt wird, ist Weltbild damit natürlich nicht gerettet. Um langfristig am Markt bestehen zu können, braucht Weltbild frisches Geld.
Es ist aber unwahrscheinlich, dass ein neuer Investor die Verlagsgruppe fortführen will. Denn der Umsatzrückgang im ersten Halbjahr des Weltbild-Geschäftsjahres 2013/2014 lässt darauf schließen, dass die Marke "Weltbild" gelitten hat. Überraschend wäre das nicht. Immer wieder wurde in den vergangenen Jahren über das Sortiment der Verlagsgruppe diskutiert (siehe Chronik). Bei Büchern wie "Shades of Grey" steht im Shop heute der Hinweis, dass Weltbild das Buch als "problematisch" ansehe und der Inhalt dem eigenen Menschenbild widerspreche.
Bei Amazon.de dagegen gibt es das Buch ohne moralischen Zeigefinger - und mit deutlich mehr Kundenrezensionen. Durchschnittsverbraucher dürften vor diesem Hintergrund Weltbild links liegen lassen, gläubigen Konsumenten wiederum der christliche Charakter fehlen. Nach einem Bericht des Internet-Portals Kath.net standen vor Weihnachten jedenfalls die Chancen größer, "auf jedem landläufigen Weihnachtsmarkt auf Restbestände der Inhalte des christlichen Weihnachtsfestes zu treffen als im Weltbild-Katalog".
Am wahrscheinlichsten ist daher, dass die Verlagsgruppe zerschlagen wird. Gut möglich, dass sich ein Konkurrent dann die Marke schnappt, auf Weltbild.de ein 08/15-Buchsortiment verkauft und damit kurzfristig noch von den vorhandenen Stammkunden profitieren will. Damit würde Weltbild das gleiche Schicksal ereilen wie erst Neckermann. Auch der Frankfurter Universalversender hatte kurz vor dem Aus noch versucht, sein Versandgeschäft mit stärkerer Online-Ausrichtung fortzuführen.
Hinweis: Der Insolvenzantrag betrifft nur die Verlagsgruppe Weltbild GmbH in Augsburg. Nicht betroffen sind die über die Deutsche Buch Handels GmbH organisierten Filialen, die Tochter-Gesellschaften in Österreich und der Schweiz und der Online-Händler Bücher.de - vorerst.
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