Jahresergebnis

Bonprix schrumpft zum zweiten Mal in Folge und tauscht den Geschäftsführer aus

von Joachim Graf

27.03.2024 In seinem bis Ende Februar laufenden Geschäftsjahr 2023/24 ist Bonprix erneut geschrumpft: Es ging um 14 Prozent auf 1,52 Mrd. Euro nach unten. Bereits im Geschäftsjahr davor musste der "Fashion Brand und Fokusunternehmen der Otto Group" ein Minus von neun Prozent vermelden. Insbesondere viele ausländische Märkte seien von einer starken Konsumzurückhaltung im Modebereich geprägt gewesen.

Dr. Torben Hansen ist ab 1. April 2024 neuer CEO von Bonprix (Bild: Bonprix)
Bild: Bonprix
Dr. Torben Hansen ist ab 1. April 2024 neuer CEO von Bonprix
"Herausfordernde makroökonomische Rahmenbedingungen" sieht das Unternehmen als Grund für den heftigen Rückgang. Dieselbe Begründung hatte Bonprix bereits zur Begründung des letztjährigen Umsatzrückgangs genannt   . Immerhin: Das Geschäft im Heimat- und Kernmarkt Deutschland konnte 2023/2024 bei einem leichten Umsatzrückgang von rund einem Prozent an das Vorjahresniveau 2022/2023 anknüpfen.

Der bisherige CEO Dr. Richard Gottwald verabschiedet sich also mit schlechten Zahlen zum 31. Mai 2024 in den Ruhestand. Bereits zum 1. April 2024 startet Dr. Torben Hansen als neuer Vorsitzender (CEO & Sales). Zusammen mit Technologievorstand Matthias Wlaka , der zu Beginn des Jahres ins Unternehmen kam, soll Hansen "das Geschäftsmodell strategisch weiterentwickeln" und Bonprix "zu einer starken internationalen Modemarke ausbauen".

Bonprix will sich "auf strategische Digitalisierungsthemen konzentrieren" und setzt neben der Zentralisierung von Prozessen in den europäischen Märkten zudem einen besonderen Fokus auf das Produkt und die Digitalisierung der gesamten Wertschöpfungskette. So soll unter anderem ein rein virtuelles 3D-Produktdesign bis 2025 fast vollständig ohne physische Produktsamples auskommen. Durch die so erzielte Flexibilität und Materialreduktion soll die Produktentwicklung insgesamt schneller, kosteneffizienter und nachhaltiger werden. Grundsätzlich will sich das Unternehmen mit dem Einsatz neuer Technologien und KI-Lösungen in allen Bereichen vom Sourcing über das Design bis hin zum Verkauf in die Lage versetzen, die Bedürfnisse seiner internationalen Kundschaft optimal zu erfüllen.

Matthias Wlaka soll in der neu geschaffenen Position des CTO zentral alle IT-Aktivitäten des Unternehmens steuern, um Bonprix technologisch schlagkräftiger zu machen. Unter seiner Verantwortung soll die Migration auf SAP S/4 und der Wechsel des Frontends auf Amazon Web Services (AWS) realisiert sowie der internationale Rollout der Prozess- und Technologielandschaft forciert werden.

Eine hohe Priorität des Managements soll Bonprix als internationale Modemarke mit einem starkem Produktfokus etablieren. Hierzu gehört unter anderem die gezielte Weiterentwicklung und Neuausrichtung der Modesortimente, die vor dem Hintergrund veränderter Bedürfnisse der weiblichen Kernzielgruppe zukünftig moderner und markenkonformer umgesetzt werden soll. "Unsere Marktforschung zeigt, dass das Interesse an Mode bei unserer überwiegend weiblichen Zielgruppe langsam wieder steigt", schreibt das Unternehmen. Man sei zuversichtlich, dass sich dies perspektivisch "wieder in einer erhöhten Kauffrequenz widerspiegeln werde".

In den europäischen Auslandsmärkten führte die gesunkene Ausgabebereitschaft überwiegend zu Umsatzrückgängen im jeweils ein- bis zweistelligen Bereich, wobei Österreich und die Schweiz etwas besser abschnitten und Finnland ein leichtes Umsatzwachstum verzeichnete. Im sehr wettbewerbsintensiven US-amerikanischen Markt ist die Entwicklung der Marke Venus   zweistellig rückläufig.

Man habe aufgrund der starken Preissensibilität und Kaufzurückhaltung der Kundschaft "den Fokus klar auf eine effiziente und ergebnissichernde Steuerung unseres Geschäftes gelegt", erläutert Bonprix-Finangeschäftsführer Dr. Kai Heck die Geschäftsentwicklung.
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