E-Commerce

Corona ist kein Katalysator für Onlinehandel

von Susan Rönisch

10.07.2020 Entgegen anders lautenden Hypothesen zum Start der Lockdown-Maßnahmen, hat sich die Corona-Krise bisher im Bereich Gebrauchs- und Verbrauchsgüter nicht als Katalysator für den Online-Handel erwiesen.

 (Bild: Christo Anestev auf Pixabay)
Bild: Christo Anestev auf Pixabay
Viele Berater sowie Handelsexperten waren gerade zu Beginn der Lockdown-Maßnahmen davon ausgegangen, dass diese forcierte Situation einen Paradigmenwechsel im Handel zugunsten von Online-Käufe einleiten könnte. Nach rund drei Monaten Beobachtung der Pandemie und ihren begleitenden Maßnahmen steht fest: Bisher haben sich in diesen betrachteten Handelssegmenten kaum Veränderungen beim Online-Kauf ergeben. Und das trotz der Skepsis der Befragten gegenüber dem stationären Einkauf und der Unlust am lokalen Shopping.

Denn seit Ende Mai geben 60 Prozent der Verbraucher an, dass ihnen Einkaufen unter den aktuellen Bedingungen keinen Spaß macht und auch die Risikoeinschätzung eines stationären Einkaufs hat sich seitdem kaum mehr verringert. Nach wie vor stört Kunden vor allem die Maskenpflicht und das Verhalten der anderen Kunden. Das führt dazu, dass über ein Drittel der Umfrageteilnehmer auch 10 Wochen nach Ende des Shutdowns noch keinen einzigen Einkauf in den bis dato geschlossenen Geschäften getätigt hat. Zu diesem Schluss kommt die aktuelle neunte Welle der Studienreihe "Corona-Handelstracker" von EY-Parthenon   und Innofact   , die seit dem Beginn der Krise im März läuft. Untersucht wurden die Branchensegmente Lebensmittel, Getränke, Drogerie, Medikamente, Tierbedarf, Baumärkte, Bekleidung, Bücher, Elektronik, Sport und Freizeit sowie Möbel.

Online kein adäquater Ersatz für stationärer Handel

Im Ergebnis haben die Befragten in neun von insgesamt elf untersuchten Branchensegmenten ihr Online-Kaufverhalten kaum verändert. Ausnahme bilden die Bereiche der Elektronikartikel und Bekleidung. Gaben Anfang der Krise etwas über sieben Prozent an, Elektronikartikel im Web zu kaufen, waren es in der letzten Messwelle Ende Juni 13 Prozent. Bei Bekleidung, Schuhe und Accessoires sind die Angaben zu Online-Bestellungen im Vergleich zum Anfang der Krise um knapp zehn Prozentpunkte auf 23 Prozent gestiegen.

Der Onlinekauf von Produkten, die derzeit noch in den Einkaufsstraßen der Republik präsent sind, scheint in den Augen vieler Verbraucher offensichtlich kein ausreichender Ersatz für das stationäre Shopping-Erlebnis zu sein. Dies führt im betrachteten Zeitraum der Monate März bis Juni oftmals zu Shopping- und Konsumverzicht. Seit der Wiedereröffnung sind die Käuferanteile auch insgesamt, also offline und online zusammengenommen, in vielen Branchen nur geringfügig gestiegen. Das bedeutet: Der Anteil der wegen Corona nicht getätigten Einkäufe liegt damit in fast allen Branchen auf einem unverändert hohen Niveau. Nachholeffekte beim Konsum lassen bisher auf sich warten. In einer weiteren Befragung hatte Innofact gefragt, inwiefern größere Anschaffungen aufgrund der Mehrwertsteuersenkung getätigt würden: 62 Prozent der 1.000 repräsentativ Befragten verneinten dies. Es sieht also zunächst mehr danach aus, dass die Verbraucher - in der neuen Normalität - ihren Konsum vorerst reduzieren.

Übrigens gibt es noch einen Fakt zur aktuell laufenden Diskussion um die Abschaffung der Maskenpflicht: 43 Prozent der Verbraucher sind nach wie vor der Ansicht, dass die Corona-Maßnahmen verfrüht gelockert wurden. 45 Prozent finden das Tempo genau richtig. Nur zwölf Prozent finden, dass zu spät gelockert wurde.
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