"Fortbestand akut bedroht": Der Verlagsgruppe Weltbild droht angeblich die Insolvenz

von Redaktion Versandhausberater

13.09.2013 Laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) sei der Fortbestand der Verlagsgruppe Weltbild "akut bedroht" und die Zahlungsunfähigkeit "nicht ausgeschlossen". Weltbild dagegen lässt verlauten, dass das Unternehmen nicht gefährdet sei. Im vorletzten Geschäftsjahr 2011/2012 hat die Verlagsgruppe Weltbild GmbH allerdings schon Verlust gemacht. Dazu lauern bei Sortiment und der Gesellschafterstruktur nach wie vor Probleme, die dem Unternehmen langfristig schaden könnten.

Laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) sei der Fortbestand der Verlagsgruppe Weltbild "akut bedroht" und die Zahlungsunfähigkeit "nicht ausgeschlossen". Weltbild dagegen lässt verlauten, dass das Unternehmen nicht gefährdet sei. Im vorletzten Geschäftsjahr 2011/2012 hat die Verlagsgruppe Weltbild GmbH allerdings schon Verlust gemacht. Dazu lauern bei Sortiment und der Gesellschafterstruktur nach wie vor Probleme, die dem Unternehmen langfristig schaden könnten.Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) hat diese Woche geschrieben, dass der Fortbestand der Verlagsgruppe Weltbild "akut bedroht" sei. So mache Weltbild trotz eines Milliarden-Umsatzes "seit längerem Verluste". Und nach Informationen der FAZ verhielten sich die Geschäftsbanken so, dass eine Zahlungsunfähigkeit der Verlagsgruppe "nicht ausgeschlossen" sei. Hintergrund sei, dass sich die katholischen Gesellschafter der Verlagsgruppe uneinig seien (siehe Kasten).
Demnach würden sich einzelne Diözesen nicht mehr an den vor gut einem Jahr gefassten Beschluss gebunden fühlen, ihre Anteile in eine Stiftung zu überführen und stattdessen den Verkauf des Unternehmens bevorzugen (siehe Chronik). Laut "Handelsblatt" habe sich die Lage kurz vor Redaktionsschluss zwar wieder entspannt. Banken würden aber weiter Klarheit über die Zukunft fordern.

Weltbild sieht sich nicht bedroht

Bereits kurz nach der Veröffentlichung des FAZArtikels hat Weltbild den Inhalt dementiert. Aus Sicht der Geschäftsführung sei "der Fortbestand des Unternehmens in keiner Weise gefährdet". Weltbild befinde sich vielmehr in einem Umbau zu einem Online- und Digitalgeschäft. Dieser Umbau verursache aber eine "vorübergehende Verlustsituation".
Zahlen des Weltbild-Konzerns
(inkl. Auslandsgeschäft)
2011/122010/11
Umsatz822,2 Mio.862,7 Mio.
Ergebnis*1,5 Mio.26,1 Mio.
Gewinn0,4 Mio.13,9 Mio.
Gewinnvortrag24,6 Mio.62,0 Mio.
Bilanzgewinn24,7 Mio.75,6 Mio.
Quelle: Jahresabschluss; Angaben in Euro;
*Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit
So würden "hohe Anlaufinvestitionen in das Digitalgeschäft" erst zeitversetzt zu Gewinnen führen, argumentiert Weltbild. Auf Nachfrage des Versandhausberaters will Weltbild uns leider nicht verraten, wie sich der Umsatz und das Ergebnis im kürzlich abgelaufenen Geschäftsjahr 2012/2013 (Stichtag: 30. Juni) entwickelt haben.
Insider gehen davon aus, dass die Umsätze deutlich gesunken sind und rote Zahlen geschrieben wurden. So ein Szenario ist durchaus realistisch. Denn bereits im Geschäftsjahr 2011/12 waren sowohl beim Weltbild- Konzern als auch der Verlagsgruppe Weltbild GmbH der Umsatz und der Gewinn gesunken. Bei der Verlagsgruppe Weltbild GmbH steht 2011/12 außerdem ein Jahresfehlbetrag von 9,6 Mio. Euro im Jahresabschluss.
Weltbild begründet die rückläufigen Zahlen damit, dass "die zukunftsorientierten Investitionen in E-Book, IT und Filialumbau das Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr" belastet hätten. Im kürzlich abgelaufenen Geschäftsjahr 2012/13 dürfte es nicht anders ausgesehen haben. Schließlich hat Weltbild beispielsweise im März das E-Reader-Verbundprojekt "Tolino" an den Start gebracht, für das sicherlich auch Marketing- und Entwicklungskosten angefallen sind. Man kann also davon ausgehen, dass die Lage derzeit angespannt ist.

Angeblich Umsatzrückgang im E-Commerce

Für diese These sprechen einige Gründe. Zum einen wurde im Juli bekannt, dass Weltbild seine Beteiligung an der Verlagsgruppe Droemer Knaur an Holtzbrinck verkauft (siehe dazu Chronik im Kasten unten). Gemunkelt wurde damals, dass Weltbild mit diesem Verkauf seine Liquidität erhöhen wolle. Auf Nachfrage hieß es, dass sich Weltbild auf den Ausbau seines Online- und Digitalgeschäfts konzentrieren wolle. Im Juni hatte uns ein Insider zugetragen, dass bei Weltbild die Umsätze im E-Commerce zweistellig zurückgehen sollen. Angeblich sei diese Entwicklung sogar von Weltbild gewollt.
Zahlen der Verlagsgruppe Weltbild GmbH
2011/122010/11
Umsatz674,0 Mio.709,7 Mio.
Ergebnis*-9,6 Mio.21,9 Mio
Verlust/Gewinn-9,6 Mio.11,4 Mio.
Gewinnvortrag29,5 Mio.69,1 Mio.
Bilanzgewinn19,9 Mio.80,5 Mio.
Quelle: Jahresabschluss; Angaben in Euro;
*Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit
So hätte Weltbild bei dem nicht preisgebundenen Sortiment abseits der Bücher seine Preise erhöht, um damit die Margen zu verbessern. Auf Nachfrage hieß es ebenfalls, dass sich Weltbild in einer Umbauphase zum Online- und Digitalgeschäft befinde und man die Entwicklung einzelner Sortimente nicht kommentiere.

Insider rechnen nicht mit einer Pleite

Nach den aktuellen Berichten über eine mögliche Insolvenz liegt aber nahe, dass an den Umsatzrückgängen etwas dran ist und Weltbild mit höheren Preisen sein Ergebnis verbessern will. Insider gehen dennoch nicht davon aus, dass die Verlagsgruppe vor der Pleite steht. So gebe es keine Hinweise aus dem Inneren des Unternehmens darauf, dass es demnächst schlagartig vorbei sein soll.
Im Konzernabschluss 2011/2012 wird dazu ein Eigenkapital von 172 Mio. Euro aufgeführt, was Weltbild ein paar magere Jahre überstehen lassen sollte. Damit das Unternehmen aber eine Zukunft hat, sollte sich allerdings die Gesellschafterstruktur ändern.

Weltbild richtet seine Geschäftstätigkeit nach christlichen Grundsätzen aus. Die Gesellschafter der Verlagsgruppe sind zwölf deutsche katholische Diözesen sowie der Verband der Diözesen Deutschlands und die Soldatenseelsorge Berlin. Die Verlagsgruppe hat im Geschäftsjahr 2011/12 rund 6.800 Mitarbeiter beschäftigt. Zahlen zum Geschäftsjahr 2012/13 hat Weltbild bis Redaktionsschluss nicht veröffentlicht.

Für die Zukunft sieht es nicht gut aus

Bücher wie der SM-Roman "Shades of Grey" sind im Online-Shop nach wie vor mit dem Hinweis versehen, dass der Inhalt "nicht dem Welt- und Menschenbild von Weltbild" entspreche. Das ist dem Umstand geschuldet, dass hinter dem Unternehmen katholische Gesellschafter stehen (siehe Kasten auf Seite 6). Parallel versucht Weltbild aber mit einem Allerweltssortiment gegenüber Amazon zu punkten. Viele Kunden dürften daher nichts über die "christlichen Grundsätze" von Weltbild wissen, sich aber wundern, warum Titel wie "Shades of Grey" dann vom Händler kritisiert werden.
Selbst mit einer kirchlichen Stiftung statt der einzelnen katholischen Gesellschafter im Hintergrund dürfte sich nichts ändern, da Weltbild dann nach wie vor an seinen Grundsätzen festhalten muss.
Weltbild könnte sich daher von vornherein als Spezialanbieter auf ein christliches Sortiment konzentrieren, was aber einen radikalen Umbau zur Folge hätte, da man mit so einem Spezialsortiment wohl deutlich weniger Umsatz macht und weniger Personal braucht. Alternativ käme ein Verkauf in Frage, wenn sich denn überhaupt ein Käufer mit den vorhandenen Altlasten herumplagen will. In beiden Fällen sieht es also nicht gut aus. Auch wenn man sich momentan als "nicht gefährdet" sieht.

Chronik: Ereignisse im Geschäftsjahr 2012/13

Juli 2012: Pläne für kirchliche Stiftung werden öffentlich
Auf einer Gesellschafterversammlung wird beschlossen, dass die katholischen Gesellschafter ihre Anteile an dem Unternehmen in eine Stiftung einbringen werden. Diese Stiftung soll der alleinige Gesellschafter der Verlagsgruppe werden und dabei gemeinnützige, kulturelle und kirchliche Ziele verfolgen. Im Herbst 2011 hieß es noch, dass man die Verlagsgruppe verkaufen will, notwendige Maßnahmen "ohne jeden Verzug entschlossen aufgenommen werden" sollten.
Hintergrund: Im Herbst 2011 hatten Medien berichtet, dass man bei Weltbild erotische Literatur im Internet kaufen kann, obwohl katholische Gesellschafter hinter dem Unternehmen stehen. Weltbild hatte erklärt, dass man online das ausgewählte Angebot der Kataloge und Filialen um das lieferbare Großhandelsangebot des deutschen Buchhandels ergänze und so Erotik in das Online-Sortiment gekommen war.
Dezember 2012: Langjähriger Geschäftsführer gehtZum Jahresende verlässt Geschäftsführer Klaus Driever das Unternehmen. Der damals 47-Jährige beendet seinen Vertrag aus persönlichen Gründen vorzeitig. Driever war seit 1998 bei Weltbild tätig und über zehn Jahre als Geschäftsführer für das ECommerce- Geschäft verantwortlich. Er wechselt zur Allianz AG.
Januar 2013: Weltbild zieht sich aus Polen zurück Die Verlagsgruppe Weltbild gibt ihr Engagement in Polen auf. Bis Mitte 2013 sollen alle 45 Filialen und der polnische Online-Shop Weltbild.pl geschlossen werden. Zuvor hatte man einen Partner gesucht, der das Geschäft in Polen übernimmt - ohne Erfolg.
März 2013: Weltbild schmiedet Anti-Amazon-Allianz Gemeinsam mit den Buchhändlern Hugendubel, Thalia und Bertelsmann ("Der Club") bringt Weltbild den neuen E-Reader "Tolino" auf den Markt. Gemeinsam will man dem großen Konkurrenten Amazon etwas entgegensetzen, dessen eigener EReader "Kindle" in Deutschland bei Redaktionsschluss auf Platz 1 der Bestseller-Liste in der Amazon-Rubrik "Elektronik" steht. Auf Nachfrage erklärt Weltbild, dass es künftig keine E-Reader mehr unter eigenem Namen geben soll. Zuvor hatte Weltbild eigene Geräte entwickelt, um vom E-Book-Geschäft zu profitieren.
April 2013: Neues Hightech-Lager soll Service steigern Nach 14 Monaten Bauzeit nimmt die Verlagsgruppe am Standort Augsburg-Lechhausen ein Lager in Betrieb, in das ein zweistelliger Millionenbetrag investiert wurde. In dem vollautomatischen Kistenlager wird Ware in Shuttle-Boxen zu Mitarbeitern an die Kommissionierstationen transportiert. So sollen Bestellungen schneller kommissioniert und zeitiger ausgeliefert werden.
Juli 2013: Weltbild bereinigt sein Portofolio gleich zweimal Weltbild trennt sich von der Verlagsgruppe Droemer Knaur, an der den Augsburgern 50 Prozent der Anteile gehören. Man munkelt, dass Weltbild mit dem Verkauf seine Liquidität erhöhen will. Offiziell heißt es, dass sich Weltbild auf das Digitalgeschäft konzentrieren wolle. Öffentlich wird im Sommer ebenfalls, dass der virtuelle Zeitungskiosk Pubbles.de zum 30. September eingestellt wird.
An der Pubbles GmbH hielten Weltbild und Hugendubel erst anderthalb Jahr zuvor 50 Prozent der Anteile. Auch wenn sich Pubbles aus dem Endkundengeschäft verabschiedet, will man das Unternehmen in Zukunft nutzen, um beispielsweise neue EBooks im Rahmen des Verbundprojekts "Tolino" zu beschaffen.
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