Trotz 65 Mio. Euro: Weltbild steht weiter auf der Kippe
31.01.2014 Ein Geldsegen in Millionenhöhe, erste Sanierungskonzepte und ein Appell an die Kunden: Bei der von der Pleite bedrohten Verlagsgruppe Weltbild geht es derzeit Schlag auf Schlag. Der Versandhausberater analysiert, was sich bei den Augsburgern seit dem Insolvenzantrag Mitte Januar getan hat. Und warum die Zukunft der Verlagsgruppe Weltbild nach wie vor ungewiss ist.
Seit dieser Woche steht fest: Bis zu 65 Mio. Euro sollen die katholischen Gesellschafter der Verlagsgruppe Weltbild für das angeschlagene Unternehmen aufbringen. Das hat der Verband der Diözesen Deutschland (VDD) beschlossen. Zu dem Gesamtvolumen von 65 Mio. Euro wird das Erzbistum München und Freising einen Betrag in Höhe von 20 Mio. Euro beisteuern, die übrigen 45 Mio. Euro bringen die übrigen Gesellschafter auf (siehe untenstehende Tabelle). Das Bistum Augsburg finanziert außerdem mit insgesamt 15 Mio. Euro einen Massekredit für die Verlagsgruppe Weltbild vor.
Trotz der Zusagen in Millionenhöhe bleibt die Zukunft der Verlagsgruppe Weltbild aber ungewiss. Denn bei den 65 Mio. Euro handelt es sich um exakt diejenige Summe, die bereits im vergangenen Herbst zugesichert worden war. Damals hatten die katholischen Gesellschafter nämlich entschieden, insgesamt 65 Mio. Euro zur Unterstützung der Neuaufstellung der Verlagsgruppe Weltbild zur Verfügung zu stellen. Diese Kapitalspritze war nach Angaben des Weltbild-Aufsichtsratsvorsitzenden Peter Beer damals von der Geschäftsführung als "notwendig", aber auch als "ausreichend" bezeichnet worden.
Im Januar sei dann aber ihm zufolge der notwendige finanzielle Beitrag der Gesellschafter auf 135 bis 160 Mio. Euro für die Sanierung des operativen Geschäfts in den kommenden drei Jahren beziffert worden. Für eine anschließende Entschuldung wäre zusätzlich ein weiterer dreistelliger Millionenbetrag erforderlich gewesen. Einen derart hohen finanziellen Aufwand hätten die Gesellschafter aber nicht verantworten können, da auch die Zukunft von Weltbild ungewiss sei (siehe Ausgabe 03/2014 ).
Und Unsicherheiten verbleiben trotz der 65 Mio. Euro an frischem Kapital. Denn diese Summe will der VDD nach eigenen Angaben "im Interesse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verlagsgruppe Weltbild" aufbringen. So könne die Finanzspritze verwendet werden, um den Geschäftsbetrieb der Gesellschaft und ihrer Töchter fortzuführen. Gegebenenfalls fließt das Geld aber in eine Transfergesellschaft, um Mitarbeiter von Weltbild in neue Beschäftigungsverhältnisse zu überführen.
So recht scheinen die Gesellschafter also nicht mehr an eine Rettung zu glauben. Die 20 Mio. Euro des Erzbistums München und Freising sollen zudem für ein Finanzierungskonzept der Weltbild-Beteiligung mit der Deutschen Buch Handels GmbH (DBH) verwendet werden. An der DBH besitzen Weltbild und Hugendubel jeweils 50 Prozent der Anteile. In der Holding ist das Filialgeschäft beider Unternehmen gebündelt, das bislang noch nicht vom Insolvenzantrag der Verlagsgruppe Weltbild GmbH betroffen ist.
Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung soll Hugendubel aus dem Verbund gelöst werden, damit der Holding aus dem Insolvenzantrag der Verlagsgruppe keine Schwierigkeiten drohen. Auf Nachfrage äußert sich das Erzbistum leider nicht.
TV-Kampagne soll wieder Vertrauen aufbauen
Unterm Strich dürften aber letztlich auch 65 Mio. Euro für die Verlagsgruppe Weltbild nicht reichen - schließlich war der Finanzierungsbedarf Mitte Januar ja auf mindestens die doppelte Summe beziffert worden. Für eine langfristige Lösung braucht Weltbild daher nach wie vor einen Investor oder Wettbewerber, der bei den Augsburgern einsteigt. Für diese scheint Weltbild aber immer unattraktiver zu werden. Bereits Mitte Januar hieß es, dass der Umsatz von Juli bis Dezember 2013 gesunken sei.Im Online-Shop appelliert nun auch Geschäftsführer Carel Halff an seine Kunden, dass sie weiter bei Weltbild kaufen sollen (Zitat: "In der aktuellen Situation sind treue Kunden wie Sie für uns besonders wichtig."). Es liegt daher nahe, dass Kunden durch das aktuelle Weltbild-Drama verunsichert sind und weniger bestellen. Auf unsere Nachfrage äußert sich die Verlagsgruppe nicht zu Umsätzen. Vertrauen will Weltbild anscheinend auch mit einer neuen TV-Kampagne aufbauen, in der Mitarbeiter selbst zu Wort kommen (Zitat: "Ich bin gerne für Sie da - auch in Zukunft!").
Ob das etwas hilft, bleibt aber fraglich. Neckermann hatte beispielsweise auch kurz vor dem Ende seine angespannte Situation offensiv in der Werbung angesprochen und mit einem Augenzwinkern in der Werbung thematisiert (Motto: "Sie haben kein Geld in der Kasse? Wir wissen, wie sich das anfühlt!") - der Frankfurter Universalversender ist dennoch Geschichte. Geschichte ist auch Josef Schultheis, zumindest bei Weltbild.
Dort war der auf Restrukturierungen spezialisierte Finanzexperte erst zum November in die Geschäftsführung eingestiegen. Seine Aufgaben übernimmt der vorläufige Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz, wie es auf dem Online-Portal Buchreport.de heißt. Auf Nachfrage war die Verlagsgruppe Weltbild leider auch zu dieser Personalie nicht für eine Stellungnahme erreichbar.
Abonnieren Sie unseren kostenlosen wöchentlichen Newsletter!