Versandhandel

Insolvenzverfahren eröffnet: Klingel sucht Investoren

von Joachim Graf

02.08.2023 Das Amtsgericht Karlsruhe hat jetzt das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung für die Klingel Gruppe eröffnet. Doch es gibt Hoffnung für die Online- und Versandhandelsgruppe im hundertsten Jahr ihres Bestehens.

Der Katalog- und Onlinehändler sucht Investoren und will Mitarbeitende loswerden (Bild: VHB)
Bild: VHB
Der Katalog- und Onlinehändler sucht Investoren und will Mitarbeitende loswerden
Inflation, Kaufzurückhaltung, Lieferkettenprobleme und eine teure IT-Umstellung haben die Rücklagen aufgefressen. Die Sanierungsmaßnahmen werden derzeit von den Geschäftsführern gemeinsam mit den Experten der Restrukturierungsgesellschaft PLUTA erarbeitet. Zum Sachwalter bestellt ist Rechtsanwalt Martin Mucha von der überregional tätigen Kanzlei Grub Brugger   .

Neben der K-Mail Order GmbH & Co. KG   befinden sich auch die Hamburger Tochtergesellschaften Impressionen Versand GmbH   und Einrichtungshändler Schneider GmbH   in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. In den drei Unternehmen arbeiten rund 1.800 Mitarbeitende. Die weiteren Gesellschaften der Firmengruppe sind von den Maßnahmen nicht betroffen.

Derzeit laufen Gespräche mit potenziellen Investoren. Ziel ist es, schnellstmöglich einen geeigneten Investor zu finden, um die Unternehmensgruppe zu sichern. In den vergangenen Monaten analysierte das Team die Geschäftsprozesse, optimierte betriebliche Abläufe, reduzierte die Kosten und führte zahlreiche Gespräche mit Geschäftspartnern, um den Klingel-Betrieb fortzusetzen.

Die Transformationsmaßnahmen zum Multichannel-Anbieter der vergangenen Jahre bei Klingel   sowie die erfolgte Digitalisierung von Vertriebs- und Marketingmaßnahmen allein hätten nicht ausgereicht, um dem sich in den vergangenen Monaten stark veränderten Marktumfeld weiterhin gerecht zu werden", hatte das Unternehmen im Mai erklärt. Mit der Konzentration auf starke Produkt- sowie Vertriebsmarken, dem Fokus auf Online-Handel neben dem Print-Geschäft, und der Integration von Prozessen und Daten will die Gruppe zukünftig Bestands- und Neukunden ein verbessertes Einkauferlebnis über eine Vielzahl von Plattformen hinweg bieten. Damit soll auch die Resilienz der Gruppe gestärkt werden, um zukünftig noch schneller auf Markt- und Kundenanforderungen reagieren zu können.

Als Ursachen der aktuellen Lage nennt Klingel die schwierigen Marktbedingungen, unter anderem bedingt durch die deutliche Konsumzurückhaltung seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs, signifikant gestiegene Kosten sowie die hohe Inflation. Hinzu gekommen sei eine hohe Liquiditätsbindung im Warenlager infolge von Verzögerungen in den Lieferketten während der Corona-Pandemie. Gleichzeitig müsse Klingel mit deutlichen Kostensteigerungen wirtschaften. Beispiele seien die signifikante Verteuerung von Katalogproduktion und -versand sowie gestiegene Kosten durch höhere Logistikpreise.

Zudem beeinträchtigte eine notwendige Umstellung der IT-Systeme, die im zweiten Halbjahr 2022 umgesetzt wurde, den Geschäftsbetrieb erheblich. Die Gruppe hat dabei eine Mainframe Lösung durch eine moderne Systemlandschaft ersetzt. Die Umstellung, die ebenfalls hohe Kosten verursachte, ist die technische Grundlage für die Transformation der Gruppe. Mittelfristig sollen hohe Effizienz- und Synergieeffekte erzielt werden. Die Fortsetzung der Optimierung der IT-Prozesse sei deshalb ein wichtiger Faktor der Sanierung.

Schmerzhafte Schritte bei den Mitarbeitenden sind in Planung. Gespräche über "Personalanpassungen" beginnen in Kürze mit den VertreterInnen der Belegschaft.
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