IT-Branche: Frauen von Rollenklischees stärker betroffen als Männer

von Frauke Schobelt

08.03.2022 Die IT-Branche ist nach wie vor eine Männerdomäne, entsprechend groß ist der Gender Gap in den Chefetagen. Die wenigen Frauen, die überhaupt Führungspositionen anstreben, kämpfen gegen Vorurteile und mangelnde Unterstützung. Das schreckt auch BewerberInnen ab.

 (Bild: Gerd Altmann auf Pixabay)
Bild: Gerd Altmann auf Pixabay
Der diesjährige Weltfrauentag am 8. März steht unter dem Motto #BreakTheBias. Der Aktionstag soll dafür sensibilisieren, mit Geschlechterklischees zu brechen und sich für eine Arbeitswelt frei von Stereotypen, Vorurteilen und Diskriminierung einzusetzen. Laut einer Umfrage des Eco-Verbandes der Internetwirtschaft   nehmen 15,5 Prozent der Frauen im Job Vorurteile aufgrund des Geschlechts wahr. Bei den Männern sehen sich nur 8,3 Prozent mit geschlechtsspezifischen Vorurteilen und Rollenklischees im Job konfrontiert. An der Umfrage in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsunternehmen Civey   beteiligten sich 2.500 Personen aus Deutschland.

Was Frauen im Weg steht

Insbesondere jüngere Menschen im Alter zwischen 18 und 39 Jahren (über 19 Prozent) sowie Angestellte ohne Leitungsfunktion (17,2 Prozent) nehmen geschlechtsbedingte Vorurteile im Joballtag wahr. Doch auch weibliche Führungskarrieren scheitern mitunter an Voreingenommenheit und geschlechtsspezifischen Rollenbildern. Im Weg stehen weiblichen Führungskarrieren nach Meinung der Befragten vor allem das mangelnde Angebot an Führung in Teilzeit (38,3 Prozent) sowie die Übernahme der Kinderbetreuung (37,2 Prozent). Insgesamt sehen 41,9 Prozent der Frauen die Kinderbetreuung als ursächlich an. Dem stimmen 32,2 Prozent der Männer zu.
Preview von Weltfrauentag 2022 - Hürden, die es Frauen erschweren, Führungspositionen einzunehmen
Vor allem die Kinderbetreuung und fehlende Teilzeit-Angebote stehen Frauen im Weg.

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Nur knapp 17 Prozent der Beschäftigten in der deutschen IT-Branche sind Frauen. Noch größer ist der Gender Gap in den Chefetagen. Hauptfaktoren, die Frauen von Führungspositionen abhalten, sind nach Auffassung der Befragten, dass Führungspositionen selten außerhalb der klassischen 40-Stunden-Woche besetzt werden (38,3 Prozent) und Frauen die Kinderbetreuung übernehmen (37,2 Prozent). An dritter Stelle wird die Personalpolitik genannt, die dazu beitrage, dass Männer in Chefetagen eher unter sich bleiben. Rund jeder vierte Befragte (26,5 Prozent) ist der Meinung, dass Männer bei Beförderungen zur Führungskraft durch die unternehmensinterne Personalpolitik bevorzugt werden. Dies attestieren 30,5 Prozent der Frauen und 22,2 Prozent der Männer.

"Es gibt eine ganze Reihe an tradierten Rollenklischees, die Frauen am Aufstieg hindern. So gelten Frauen häufig immer noch als technisch weniger begabt, zu emotional und zu wenig durchsetzungsstark für die Führungsrolle", kritisiert Lucia Falkenberg , Chief People Officer beim Eco Verband und der DE-CIX Group AG. "Um diesen Vorurteilen entgegenzuwirken braucht es konkrete Maßnahmen wie beispielsweise objektive, fachlich-sachliche Kriterien in Personalentscheidungsprozessen oder Unconscious-Bias-Trainings für Führungskräfte". Unternehmen seien zudem gut beraten, Führungspositionen auch in zeitgemäßen hybriden Arbeitsmodellen, kleiner Vollzeit oder im Job-Sharing zu ermöglichen.
Preview von Weltfrauentag 2022 - Geschlechtsspezifische Vorurteile im Job
Frauen haben mehr mit Rollenklischees zu kämpfen als Männer.

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Denn das Thema spiele auch für Bewerber und Bewerberinnen eine zunehmend wichtige Rolle. "Wer gute digitale Talente für sich gewinnen will, muss sich zum Thema Diversität klar positionieren und Frauen in allen Jobleveln sichtbar machen - das gilt insbesondere auch für Leitungspositionen", sagt Falkenberg. Neugeschaffene Jobs in der Digitalbranche, wie der Chief Information Officer, würden auch technikbegeisterte Quereinsteigerinnen und ihren Teams sehr gute Karriereaussichten bieten. Mit der Initiative "#LiT - Ladies in Tech" setzt sich der Eco-Verband dafür ein, Frauen aller Digital-Disziplinen sichtbarer zu machen, deren aktive Teilhabe an der Gestaltung der digitalen Transformation zu fördern und dem Fachkräftemangel nachhaltig entgegenzuwirken.
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