Vorbild Mister Spex? Brille24 startet Offline-Kooperation

Der Online-Optiker Brille24.de geht beim Marketing neue Weg und kooperiert dazu mit der Rewe-Gruppe. In vier ausgewählten Hamburger Rewe-Märkten befindet sich daher nun ein Stand von Brille24.de, an dem Kunden ausgewählte Musterbrillen anprobieren können.

Brille24.de

Brille24.de ist jetzt auch im Einzelhandel präsent (Bild: Screenshot)

Von der Offline-Kooperation versprechen sich alle Beteiligten handfeste Vorteile. So will die Rewe-Gruppe ihren Kunden einen zusätzlichen Service bieten, während der Online-Optiker durch die Präsenz vor Ort neue Kundengruppen erreichen möchte. Der Kunde wiederum profitiert auch noch, weil er am Stand einen Einkaufsgutschein für Brille24.de in Höhe von 44,90 Euro zum Preis von nur 39,90 Euro für eine Brille in seiner Sehstärke bekommt.

Zwar kosten Brillen im Online-Shop von Brille24.de auch nur 39,90 Euro. Zusätzlich zahlen Kunden aber fünf Euro Versandkosten, was in der Endabrechnung 44,90 Euro für eine Brille macht. Wer bei Rewe vor Ort einen Gutschein kauft, spart sich also die Versandkosten.

Mister Spex: Bereits über 500 stationäre Optiker-Fachgeschäfte als Partner

Trotz solcher Vorteile, gibt es aber auch Nachteile für die Kunden. Für mich entscheidend ist: Wenn sich Kunden an dem Stand in einem Rewe-Markt informieren, sind sie auf sich allein gestellt. So gibt es keinen Optiker oder Berater vor Ort, der ihnen bei Fragen helfen kann.

Vielversprechender wirkt im direkten Vergleich die Multichannel-Strategie des Konkurrenten Mister Spex, der seit Herbst 2011 mit ausgewählten Partner-Optikern kooperiert.

Bei diesen können Kunden zum Beispiel einen Sehtest machen, wenn sie online eine Brille ordern möchten, aber ihre Werte noch nicht kennen. Kunden zahlen für einen Sehtest eine Pauschale von 9,90 Euro, die ihnen aber erstattet wird, wenn sie eine Brille im Anschluss online kaufen. Der Optiker erhält von Mister Spex eine Vergütung von 15 Euro für seinen Service.

Mister Spex Partneroptiker

Mit Mister Spex kooperieren bereits über 500 Optiker (Bild: Screenshot)

Auch nach dem Online-Kauf helfen die Partner-Optiker, da man vor Ort eine Brille nachträglich anpassen lassen kann – wofür die Partner-Optiker von Mister Spex jeweils fünf Euro erhalten. Die aktuell rund 500 Partner kooperieren übrigens auch gerne mit Mister Spex, um damit der Marktmacht der großen Filialisten etwas entgegen zu setzen und neue Kunden zu gewinnen.

Die Strategie von Mister Spex legt zudem nahe, dass eine Offline-Kooperation bei dem doch eher erklärungsbedürftigen Produkt „Brille“ sinnvoll ist und auf Kundenseite die Vorbehalte vor einem Online-Kauf ausräumen kann. Im laufenden Geschäftsjahr wollen die Berliner jedenfalls die Expansion ihres Partner-Netzwerks weiter vorantreiben, um Kunden „einen Rund-um-Serivce zu bieten, den sie beim Kauf einer Brille benötigen„. Bereits 2014 wurden erste Partnerschaften in Österreich gestartet, langfristig soll das Partner-Netzwerk international ausgerollt werden.

Roll-Out geplant: Brille24.de sieht in Rewe „strategisch wichtigen Partner“

Vor diesem Hintergrund stellt sich zwangsläufig die Frage, warum Brille24.de das Erfolgsmodell des Konkurrenten nicht einfach kopiert. Möglich wäre es jedenfalls. Laut dem Zentralverband der Augenoptiker (ZDA) gab es jedenfalls allein im Jahr 2013 in Deutschland rund 12.000 augenoptische Fachgeschäfte. Dazu zählen zwar auch knapp 2.000 Geschäfte der großen Filialisten, die als Partner nicht in Frage kommen. Bei 500 Partern in Deutschland und Österreich kooperiert Mister Spex dennoch erst mit einem Bruchteil der Branche.

Brille24.de setzt dennoch auf Rewe, weil der Konzern mit seinem Filialnetz „ein strategisch guter Partner“ sei. Nach einer Testphase plant Brille24.de daher auch einen größeren Roll-Out.

Ich glaube aber an das Modell nur bedingt, da Mister Spex im direkten Vergleich den Kunden mehr Pluspunkte bietet (Sehtest, Anpassung, etc.). Einen Vorteil hat Brille24.de aber trotzdem: Während Mister Spex jeden weiteren Partner aufs Neue überzeugen muss, kann Brille24.de durch die Kooperation mit Rewe im Prinzip sofort deutschlandweit Flagge zeigen – das spricht zumindest aus Marketing-Gesichtspunkten dafür, die Kooperation schnell auszubauen.

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2 Kommentare

  1. Meiner Meinung nach kann das sich doch nicht rechnen: 15 EUR für Sehtest, und dann kauft der Kunden „online“. Da verdient doch kein Optiker = Fachhandel was dran. Allen der Verwaltungsaufwand hinter einem solchen „Auftrag“ ist doch enorm.

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