„Unterschiedliche Auffassungen“: Jürgen Gerdes verlässt Deutsche Post DHL

Erst Anfang April hatte die Deutsche Post DHL Group ein brandneues Vorstandsressort für „Corporate Incubations“ geschaffen. Dieses Mandat übernahm damals Jürgen Gerdes, der bis dahin im Konzern für „Post, E-Commerce, Parcel“ (PEP) zuständig gewesen war. Doch der 53-Jährige hat nun sein Mandat niedergelegt, wie der Konzern mitteilt. Demnach verlässt Gerdes den Konzern zum 30. Juni 2018.

Jürgen Gerdes DPDHL
Jürgen Gerdes (Foto: Kai Bublitz)

Als Grund für die überraschende Trennung nennt DHL nun „unterschiedliche Auffassungen“ bei strategischen Schwerpunkten. Deshalb habe man sich „im besten gegenseitigem Einvernehmen“ auf ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Vorstand geeinigt.

Die Verantwortung für das neue Vorstandsressort „Corporate Incubations“ übernimmt mit sofortiger Wirkung daher Thomas Ogilvie, der bereits im Vorstand des Konzerns für Personalthemen zuständig ist und die neue Aufgabe zusätzlich zu seinen bisherigen Inhalten verantwortet.

Im gerade neu geschaffenen Ressort „Corporate Incubations“ hatte sich Gerdes (siehe Foto) zuletzt um neue Mobilitätslösungen wie die StreetScooter gekümmert, die elektrisch betrieben werden. Zuvor hatte der 53-Jährige über ein Jahrzehnt die PEP-Division geführt, die aktuell Frank Appel führt.

Der 56-Jährige verantwortet das Ressort „auf Weiteres“ bereits seit Anfang April zusätzlich zu seinen Aufgaben als Vorstandsvorsitzender, bis ein Nachfolger für Gerdes gefunden ist. Ob ihm die schlechten Zahlen seiner Sparte zum Verhängnis wurden? Der Konzern hatte jedenfalls zuletzt Medienberichten widersprochen, nach denen Gerdes als E-Commerce-Chef „hinweg komplimentiert“ worden sei.

Vergangene Woche hatte aber Deutsche Post DHL Group mitgeteilt, dass im ersten Quartal 2018 in der PEP-Sparte eine „negative Ergebnisentwicklung“ deutlich geworden sei. Um in den Jahren 2019 und 2020 eine positive Ergebnisentwicklung sicherzustellen, wurden mehrere Maßnahmen beschlossen.

Investieren will die Gruppe in Automatisierung und Digitalisierung, um die Produktivität der PEP-Sparte zu verbessern und Kosten zu senken. Dazu sollen Preiserhöhungen fortlaufend mit der Verlängerung bestehender und dem Abschluss neuer Verträge umgesetzt werden. Generell habe der Konzern nach eigenen Angaben in den vergangenen Jahren nicht ausreichend in das operative Geschäft investiert.

Auf Nachfrage von neuhandeln.de betont der Konzern zwar erneut, dass bei der PEP-Division das aktuelle Ergebnis „sehr enttäuschend“ sei und Maßnahmen zur Restrukturierung und Kostensenkung erfordere. Der Aufsichtsrat von Deutsche Post DHL Group habe Gerdes aber ausdrücklich für die über lange Jahre erfolgreiche Führung der PEP-Division und zuletzt für die Weichenstellung zu „Corporate Incubations“ gedankt, was „bahnbrechende Innovationsprojekte“ wie die StreetScooter umfasse.

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