Trotz Regionalportal: Rakuten hält an seiner Strategie fest

Auch der deutsche Online-Marktplatz Rakuten setzt nun auf „Local Commerce“ – zumindest ein Stück weit. So finden Verbraucher ab sofort online unter der Adresse rakuten.de/bamberg eine Auswahl von Produkten, die von lokalen Händlern aus der gleichnamigen oberfränkischen Stadt stammen. Mit einem lokalen Online-Marktplatz wie etwa der „Online-City Wuppertal“ hat das neue Regionalportal aber dennoch wenig gemein – und das ist wahrscheinlich gut so.

Rakuten-Marktplatz Bamberg„Rakuten Bamberg“: Angebote von Händlern aus der Stadt (Bild: Screenshot)

Zur Erinnerung: Lokale Online-Marktplätze wie die „Online-City Wuppertal“ sollen stationären Einzelhändlern dabei helfen, ihr Sortiment auch online anzubieten. Zielgruppe sind Händler, die bislang nicht online verkaufen und oftmals Vorbehalte gegenüber dem Netz hegen.

Durch die Präsenz auf einem regionalen Online-Marktplatz sollen sie sich einen zusätzlichen Vertriebskanal erschließen und ihre Kunden auch dann erreichen, wenn sie einmal nicht in der Innenstadt unterwegs sind. Damit der Online-Verkauf in der Praxis auch wirklich funktioniert, werden Einzelhändler oft sogar für ECommerce-Themen wie Online-Marketing geschult.

„Rakuten Bamberg“: Zusätzlicher Vertriebskanal für bestehende Partner

Am Samstag durch die Stadt schlendern, sich beraten lassen und am Sonntag von der Couch aus bei demselben Händler online bestellen – diese Idee steckt letztlich zwar auch hinter dem neuen Bamberg-Portal von Rakuten. Der Unterschied aber im Vergleich zu Local-Commerce-Verfechtern wie der Online-City Wuppertal ist: Beim Bamberg-Portal von Rakuten handelt es sich um eine zeitlich begrenzte Aktion, die wegen zwei Großveranstaltungen in Bamberg gestartet wurde. Mit dieser Maßnahme will Rakuten sein Portal solchen Verbrauchern näher bringen, die den Online-Marktplatz noch nicht kennen (Hintergrund ist, dass Rakuten.de aus der ehemaligen Tradoria GmbH hervorgegangen ist, die 2007 in Bamberg gegründet wurde).

Weiter Unterschied zu typischen Local-Commerce-Marktplätzen: Auf dem Bamberg-Portal listet Rakuten solche Händler, die ohnehin bereits über den deutschlandweiten Online-Marktplatz Rakuten.de verkaufen. Auch wenn diese Partner durchaus ein Geschäft in Bamberg betreiben können, bleibt Rakuten bei seinem bestehenden Geschäftsmodell. Zielgruppe von Rakuten sind daher auch künftig vor allem Händler, die online eine Alternative zu Amazon und eBay suchen und daher nicht zwangsweise aus dem stationären Einzelhandel kommen müssen.

Und mit dieser Strategie dürften Rakuten auch besser fahren, obwohl man hierzulande nach wie vor hinter Amazon und eBay mit rund 7.000 Händlern nur die Nummer drei im deutschen Marktplatz-Geschäft ist. Der Vorteil von Rakuten aber ist, dass sich Handelspartner oft nur auf den Online-Handel konzentrieren, während die Verkäufer auf Local-Commerce-Portalen wie der Online-City-Wuppertal das ECommerce-Geschäft in vielen Fällen zusätzlich zum Verkauf im Laden stemmen müssen – was Einzelhändler in der Praxis allein zeitlich überfordern kann.

Wer online auf Regionalportalen wie der Online-City Wuppertal verkauft, adressiert damit auch nur eine lokale Kundschaft. Sinnvoller wäre aber der Online-Vertrieb über einen bundesweiten Marktplatz, um im Internet möglichst viele Kunden zu erreichen und den Kreis der potenziellen Käufer von vornherein nicht zu beschneiden. Für lokale Händler sollte daher ein Angebot wie Rakuten.de als Vertriebskanal eigentlich interessanter sein als ein spezialisiertes Lokal-Portal.

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1 Kommentar

  1. Naja,

    eigentlich ist Tradoria ja ganz genau mit solch kleinen Händler gestartet und gewachsen, sprich Händlern die zB ein Ladengeschäft hatten und sich ohne grosse IT-Kentnisse einen oft liebevoll gepflegten Onlineshop samt Anbindung an Marktplätze zugelegt haben.

    Nur genau diese Leute mit den oft eher überschaubaren Umsätzen wollte man dann ja nicht mehr haben und hat sich selbst als Amazon-Konkurrent definiert. Dabei ist Rakuten als Marktplatz für die typischen Amazon- und Ebay-Seller sicherlich genauso „intessant“ wir MeinPaket, Yatego etc (nämlich allenfalls als Beigeschäft).

    Insofern sieht das dauernde Hü und Hott mehr nach Konzeptionslosigkeit aus.

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