Trotz einer Übernahme: Home24 wächst nur einstellig

Rasantes Wachstum und horrende Verluste: So konnte man bislang eigentlich traditionell die Zahlen des Berliner Online-Möbelhändlers Home24 charakterisieren, der wiederum zu dem Portfolio des umtriebigen E-Commerce-Unternehmens Rocket Internet um CEO Oliver Samwer gehört. Doch die aktuellen Zahlen für das erste Quartal 2016 zeichnen nun ein etwas anderes Bild von Home24.

Home24 Umsatz
Trotz Fashion4Home wächst Home24 in Q1/16 nur einstellig (Bild: Rocket Internet)

Konkret konnte Home24 im ersten Quartal 2016 zwar einen Netto-Umsatz von 63,8 Mio. Euro erzielen. Bereits im Vorjahr lag der Umsatz aber bei 59,8 Mio. Euro, so dass sich im Jahresvergleich nur ein einstelliges Wachstum von 6,8 Prozent ergibt. So ein moderates Plus ist für Home24 ungewöhnlich, das im ersten Quartal 2015 den Umsatz noch mehr als verdoppeln konnte und im vergangenen Geschäftsjahr 2015 noch um 45,9 Prozent auf 233,7 Mio. Euro Netto-Umsatz zulegen konnte.

Dass sich Wachstumsraten bei Start-Ups im Laufe der Jahre abschwächen, liegt zwar in der Natur der Sache. Schließlich lassen sich auf einem kleineren Umsatzniveau einfacher hohe Zuwächse erzielen, was bei immer höheren Umsätzen zunehmend schwerer wird. Von einem Plus von 128 Prozent im ersten Quartal 2015 auf nun 6,8 Prozent im ersten Quartal 2016 ist es aber schon ein extremer Einbruch.

Weniger Wachstum, mehr Ertrag: Die neue Home24-Strategie

Leser von neuhandeln.de dürfte diese Entwicklung dennoch kaum überraschen. Denn bereits im vergangenen Geschäftsjahr 2015 hatte sich die Wachstumsdynamik bei dem Möbel-Händler spürbar abgeschwächt. Hintergrund war, dass Home24 im vergangenen Jahr seine Strategie geändert hatte und so den Fokus stärker als bislang auf die Profitabilität legt. “Nach dem starken Wachstum geht es jetzt um die nachhaltige Ausrichtung”, hieß es daher vor einem Monat gegenüber neuhandeln.de.

Mit dieser neuen strategischen Ausrichtung begründet der Möbel-Versender nun auch das moderate Plus im ersten Quartal 2016, das ebenfalls „eine Folge der strategischen Fokussierung auf dem Weg zur Profitabilität“ sei. Tatsächlich hat sich dann auch das bereinigte Ergebnis (EBITDA) verbessert, das im ersten Quartal 2015 noch bei tiefroten -19,9 Mio. Euro lag (vor anteilsbasierter Vergütung). Jetzt fällt dieser Wert mit -12,6 Mio. Euro zwar besser aus, rote Zahlen gibt es aber nach wie vor (siehe Tabelle).

Als Gründe für das bessere Ergebnis nennt Rocket Internet im Quartalsbericht, dass sich Home24 auf „effizienteres Marketing“ konzentriere und der Möbel-Versender von „operativen Verbesserungen“ und einer Rationalisierung profitiere. Was genau damit gemeint ist, hat Home24 bis Redaktionsschluss zwar nicht konkretisiert. Im vergangenen Jahr hatte der Online-Pureplayer aber insgesamt 35 von rund 1.200 Mitarbeitern entlassen und Arbeitsplätze beim Einkauf und der Marketingabteilung abgebaut. Diese Maßnahmen dürften sich auch im ersten Quartal 2016 in den Zahlen niedergeschlagen haben.

Verbessern konnte Home24 sein Ergebnis auch, weil sich die Marge von 35,8 Prozent (Q1/2015) auf 43,2 Prozent (Q1/2016) deutlich erhöht hat. Denn Home24 macht zunehmend Geschäft mit Eigenmarken. Das hat wiederum zwei Gründe. Zum einen haben die Berliner im vergangenen Jahr neun neue Eigenmarken entwickelt. Dazu profitiert Home24 nun vom Geschäft des Designmöbel-Händlers Fashion4Home, der seit Herbst 2015 zu Home24 gehört und eigene Möbel fertigt.

Apropos Fashion4Home: Im aktuellen Quartalsumsatz von 63,8 Mio. Euro netto ist auch das Geschäft des Designmöbel-Spezialisten enthalten, der im ersten Quartal 2015 noch nicht zum Geschäft von Home24 beigetragen hatte. Laut den Berlinern wiederum kam Fashion4Home im vorletzten Geschäftsjahr 2014 allein auf einen Netto-Umsatz von 18,7 Mio. Euro – pro Quartal als rund 4,5 Mio. Euro. Wenn man diese Zahl auch für das erste Quartal 2016 als Maßstab nimmt und vom Gesamtumsatz von 63,8 Mio. Euro abzieht, käme Home24 alleine ohne seinen Zukauf nur auf einen Umsatz von rund 59 Mio. Euro – was zum Vorjahr sogar einen Rückgang bedeuten würde.

Es bleibt aber leider bei solchen Spekulationen: Denn welchen Umsatz allein Home24 im ersten Quartal 2016 erzielt hat, wird nicht verraten. Was man natürlich auch entsprechend interpretieren kann.

Home24 verkauft Möbel in sieben europäischen Ländern (Deutschland, Österreich, Schweiz, Belgien, Italien, Frankreich, Holland). In Brasilien ist der Händler unter der Zweitmarke “Mobly” aktiv. Der Online-Händler wurde 2009 unter dem Namen FP Commerce gegründet und später in Home24 umbenannt.

Schon gewusst? Jeden Freitag erscheint der kostenlose Newsletter von neuhandeln.de – so erhalten Sie alle Beiträge bequem in Ihr Postfach und verpassen keine Artikel mehr. Über 3.000 Kollegen aus dem Versand- und Multichannel-Handel beziehen bereits den Newsletter – hier geht es zum Abo.