Das werden die fünf Roboter- und KI-Trends des Jahres 2023

von Joachim Graf

16.03.2023 Der weltweite Bestand an Industrie-Robotern hat mit rund 3,5 Millionen Einheiten einen neuen Rekord erreicht - der Wert der Installationen stieg geschätzt auf rund 16 Milliarden Euro. Das werden die wichtigsten Trends, die die Robotik und Automatisierung im Jahr 2023 prägen werden.

 (Bild: Fanuc)
Bild: Fanuc

Trend 1 - Energie-Effizienz

In Zeiten steigender Energiekosten ist Energieeffizienz ein Schlüssel zum Erfolg. Der Einsatz von Robotern trägt entscheidend dazu bei, den Energieverbrauch in der Fertigung zu senken. Im Vergleich zur traditionellen Fließbandproduktion, lassen sich mit Automation durch reduzierte Raumtemperatur erhebliche Energieeinsparungen erzielen. Gleichzeitig arbeiten Roboter mit hoher Geschwindigkeit und steigern damit die Produktionsraten, so dass die Fertigung insgesamt zeit- und energieeffizienter wird.

Um die Nachhaltigkeitsziele für ihre Produktion zu erreichen, setzen Unternehmen energiesparende Industrieroboter ein: Robotersteuerungen können zum Beispiel Bewegungsenergie in Strom umwandeln und in das Stromnetz zurück speisen. Diese Technologie reduziert den Energiebedarf für den Betrieb eines Roboters erheblich. Mit einem intelligenten Stromsparmodus, der die Energieversorgung des Roboters während des Arbeitstages nach Bedarf steuert, sind weitere Einsparungen möglich.

Trend 2 - Rückverlagerung (Reshoring)

Resilienz ist in verschiedenen Branchen zu einem wichtigen Grund für die Rückverlagerung geworden: Automobilhersteller investieren stark in kurze Lieferketten, um die Prozesse näher an ihre Kunden zu bringen. Diese Hersteller setzen Roboterautomatisierung ein, um leistungsstarke Batterien kostengünstig und in großen Stückzahlen herzustellen - so lassen sich Projekte für Elektrofahrzeuge wirksam unterstützen. Zudem macht ein solches "Reshoring" den Transport schwerer Batterien überflüssig. Das ist wichtig, weil immer mehr Logistikunternehmen aus Sicherheitsgründen davon Abstand nehmen, Batterien als Fracht zu versenden.

Die Rückverlagerung der Mikrochip-Produktion in die USA und nach Europa ist ein weiterer Reshoring-Trend. Da die meisten Industrieprodukte heutzutage einen Halbleiterchip benötigen um zu funktionieren, ist deren Bereitstellung in Kundennähe wichtig. Speziell entwickelte Roboter automatisieren beispielsweise die Herstellung von Siliziumwafern, übernehmen Reinigungs- und Säuberungsaufgaben oder testen integrierte Schaltkreise. Jüngste Beispiele für Rückverlagerungen sind die neuen Chipfabriken von Intel in Ohio oder das kürzlich angekündigte Chipwerk im Saarland, das vom Chiphersteller Wolfspeed und dem Automobilzulieferer ZF betrieben wird.

Trend 3 - Einfacher zu bedienen

Die Programmierung von Robotern ist einfacher geworden und auch für Nicht-Experten möglich. Anbieter von softwaregesteuerten Automatisierungsplattformen unterstützen die Unternehmen, indem Industrieroboter von den Nutzern ohne vorherige Programmiererfahrung bedienbar sind. Erstausrüster arbeiten Hand-in-Hand mit Low-Code- oder sogar No-Code-Technologiepartnern zusammen: So können Mitarbeiter aller Qualifikationsstufen einen Roboter selber programmieren.

Die einfach zu bedienende Software wird mit intuitiver Anwendungslogik verknüpft und ersetzt damit die aufwändige Roboterprogrammierung. Ein Beispiel: Traditionelle, schwere Industrieroboter lassen sich mit Sensoren und einer neuen Software ausstatten, die einen kollaborativen Einrichtungsbetrieb erlauben. Dies macht es den Arbeitern in der Werkhalle leicht, die schweren Maschinen an verschiedene Aufgaben anzupassen. Die Unternehmen nutzen auf diesem Wege das Beste aus beiden Welten: robuste und präzise Industrieroboter-Hardware und modernste Cobot-Software.

Einfach bedienbare Programmierschnittstellen, die es den Kunden möglich machen, Roboter selbst einzurichten, treiben auch das neu entstehende Segment kostengünstiger Lösungen an - die so genannte "Low-Cost-Robotik". Viele neue Kunden reagierten im Jahr 2020 auf die Pandemie, indem sie Roboterlösungen selbst ausprobierten. Die Roboteranbieter reagierten auf diese Nachfrage: Einfache Einrichtung und Installation unterstützen den kostengünstigen Robotereinsatz beispielsweise mit vorkonfigurierter Greifer-Software, Sensoren oder Steuerungen. Solche Einheiten werden oft über Webshops verkauft - Programmroutinen für verschiedene Anwendungen lassen sich aus einem App-Store herunterladen.

Trend 4 - Künstliche Intelligenz (KI) und digitale Automatisierung

Angetrieben von fortschrittlichen digitalen Technologien bieten Roboterhersteller und Systemintegratoren neue oder weiterentwickelte Anwendungen an, die Geschwindigkeit und Qualität verbessern. Vernetzte Roboter transformieren damit die Fertigung und werden zunehmend als Teil eines vernetzten digitalen Ökosystems arbeiten: Cloud Computing, Big Data Analytics oder 5G-Mobilfunknetze bilden die technologische Grundlage für eine optimierte Leistung. Der 5G-Standard wird eine vollständig digitalisierte Produktion ermöglichen und die Verkabelung in der Fertigung überflüssig machen.

Künstliche Intelligenz (KI) bietet der Robotik großes Potenzial und ermöglicht eine Reihe von Vorteilen in der Fertigung: Das Hauptziel des KI-Einsatzes besteht darin, Schwankungen und Unvorhersehbarkeiten in der äußeren Umgebung besser zu bewältigen - entweder in Echtzeit oder offline. Damit spielt KI, die das maschinelle Lernen unterstützt - das so genannte "Machine Learning" - eine immer größere Rolle in Softwareangeboten, von denen laufende Systeme profitieren. Dazu zählen beispielsweise: Prozessoptimierung, vorausschauende Wartung oder bildverarbeitungsbasiertes Greifen.

Diese Technologie hilft Herstellern, Logistikanbietern oder Einzelhändlern, die mit häufig wechselnden Produkten, Aufträgen und Beständen zu tun haben. Je größer die Vielfalt und Unvorhersehbarkeit der Umgebung, desto wahrscheinlicher ist es, dass KI-Algorithmen eine kosteneffiziente und schnelle Lösung bieten. Beispiele dafür sind Hersteller oder Großhändler, die mit Millionen verschiedener Produkte zu tun haben, deren Zusammensetzung sich regelmäßig ändert. KI ist zudem in Umgebungen nützlich, in denen mobile Roboter Objekten oder Personen begegnen. Diese müssen voneinander unterschieden werden und die Roboter müssen lernen, unterschiedlich zu reagieren.

Trend 5 - Zweites Leben für Roboter

Da Industrieroboter eine Lebensdauer von bis zu dreißig Jahren haben, sind neue technische Ausrüstungen eine gute Gelegenheit, alten Robotern ein zweites "Leben" zu geben. Hersteller von Industrierobotern wie ABB, Fanuc, KUKA oder Yaskawa betreiben spezialisierte Reparaturzentren in der Nähe ihrer Kunden, um gebrauchte Geräte ressourceneffizient zu überholen oder aufzurüsten. Diese "Prepared-to-Repair"-Strategie für Roboterhersteller und ihre Kunden spart ebenfalls Kosten und Ressourcen. Kunden langfristige Reparaturen anzubieten, ist zudem ein wichtiger Beitrag für die Kreislaufwirtschaft.
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VHB Spezial 'Logistik, Warehousing, Retouren 2023'

Resilienz und Nachhaltigkeit bestimmen die Logistik 2023. Gleichzeitig kommen Robotik und Künstliche Intelligenz endgültig in Logistik, Warehousing und Fulfillment an. Wir zeigen Ihnen Trends und Handlungsoptionen auf und geben konkrete Hilfen. So erfahren Sie unter anderem, wie Sie Ihr Retourenmanagement optimieren, was bei der Inventur zu beachten ist und wie Sie Mitarbeitende für Lager und Logistik finden.

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 (Bild: Karstadt Warenhaus GmbH)
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1. Teil: Resilienz und Nachhaltigkeit bestimmen die Logistik 2023 2. Teil: Deutsche bereit, mehr Geld für den Versand auszugeben 3. Teil: Das werden die fünf Roboter- und KI-Trends des Jahres 2023 4. Teil: So bereiten Onlineshops ihre Kundschaft auf kostenpflichtigen Versand vor 5. Teil: Marketingfehler triggern Retouren in Deutschland 6. Teil: Das sind die besten und bekanntesten Paketdienstleister für Versender 2023

Kommentar von Susan Rönisch

Pflichttermin Jahresinventur: Was Retailer beachten müssen

"The same procedure as every year" - dieser Satz wird von vielen wohl zuerst immer noch mit dem Silvester-Sketch "Dinner for one" in Verbindung gebracht. Doch er trifft ebenso für das Ende des Geschäftsjahres und die damit einhergehende Inventur zu - und das unabhängig davon, ob das Geschäftsjahr eines Unternehmens mit dem Kalenderjahr endet oder das Unternehmen ein versetztes Geschäftsjahr hat. Für Unternehmen, die bilanzieren, ist die Jahresinventur ein wichtiger Pflichttermin. Was dabei zu beachten ist, erläutert Mario Schnurr von der Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung Schultze & Braun.

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Bild: Jens P. Raak / Pixabay
8. Teil: Wie Sie Mitarbeitende für Logistik und Lager finden 9. Teil: Wettbewerb zwingt Händler zu schnellen Lieferzeiten
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