Aus mit Ansage: Rakuten schließt seinen deutschen Online-Marktplatz

von Stephan Randler

25.09.2020

 (Bild: NH-Pressebild)
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Bild: NH-Pressebild unter Creative Commons Lizenz
Der deutsche Online-Marktplatz Rakuten.de   gibt auf. So können Online-Händler ab Mitte Oktober 2020 wohl schon nicht mehr über die E-Commerce-Plattform an Endverbraucher verkaufen. Entsprechende Medienberichte   hat die Rakuten Deutschland GmbH auf Nachfrage von neuhandeln.de jetzt bestätigt.
Rakuten.de schließt
Rakuten.de schließt (Bild: Screenshot)
Demnach spiegle die Entscheidung nun die Herausforderungen wider, mit dem Rakuten-Marktplatz in Deutschland eine "relevante Marktpräsenz" zu erreichen. Denn nach eigenen Angaben gibt es nach wie vor erst 5.500 Online-Händler   , die hierzulande über die Rakuten-Plattform verkaufen. Zum Vergleich: Bei Amazon.de waren 2018 mehr als 300.000 Händler aktiv, wie eine Untersuchung vom Bundeskartellamt   zeigt. Der US-Versandriese hat seinen Marktplatz aber bereits 2002   gestartet, während Rakuten - noch unter dem Namen Tradoria aktiv - erst 2007 an den Start gegangen war. Punkten wollte Rakuten deshalb damit, dass Händler im Fokus stehen. Der Portal-Betreiber verkauft daher nicht selbst auf seinem Marktplatz - was Rakuten.de unterscheidet von etwa Amazon.de, wo ja Handelspartner im Wettbewerb mit dem Portal-Betreiber stehen. Für die Händler mag das doof sein, für die Kunden und den Marktplatz ist es aber genau richtig. Denn die US-Amerikaner hatten bereits Kunden, als der Marktplatz an den Start gegangen ist. Damit war Amazon.de für externe Händler als Verkaufsplattform interessant. Durch Handelspartner wurde das Angebot noch größer - und damit Amazon.de für noch mehr Kunden interessant. So entsteht ein positives Schwungrad und ein Portal lockt noch mehr Händler an - schließlich wollen sie ja dort verkaufen, wo auch ihre Kunden sind.

"Hohe Anstrengungen zur Gewinnung von Marktanteilen"

Bei Rakuten.de gibt es dagegen einen Teufelskreis: Wenn dort nur wenige Händler verkaufen, ist das Angebot auch für Kunden weniger interessant. Dadurch fehlt aber wieder für Anbieter ein Grund, um auf der Plattform zu verkaufen. Weil Rakuten selbst nicht als Händler auftritt, kann der Portal-Betreiber nicht selbst das Marktplatz-Angebot durch eigene Produkte ausbauen. Bleibt nur Marketing als Mittel, um eine Plattform bei Kunden und Händlern zu bewerben. Entsprechend in Werbung hat daher auch die Rakuten Deutschland GmbH investiert. Das steht etwa im zuletzt veröffentlichten Jahresabschluss. Demnach waren im Geschäftsjahr 2018 zwar die Provisionserlöse aus Verkäufen der Handelspartner um acht Prozent auf 8,1 Mio. Euro gestiegen. Wegen "anhaltend hoher Anstrengungen zur Gewinnung von Marktanteilen und Erhöhung des Bekanntheitsgrades" erlitt die Gesellschaft aber zeitgleich einen Jahresfehlbetrag - der mit 26,6 Mio. Euro sogar neun Prozent höher ausgefallen war als im Vorjahr. Vom deutschen Markt verschwindet die Marke "Rakuten" jetzt aber trotzdem nicht. Denn nach dem Marktplatz-Aus geht es weiter - wenn auch anders als vorher. So können Kunden künftig so genannte Rakuten-Punkte sammeln, wenn sie in externen Online-Shops einkaufen: zum Beispiel in dem Mode-Shop AboutYou.de   . Diese Rakuten-Punkte lassen sich dann wiederum einlösen, um unter anderem online Filme bei dem hauseigenen Video-Streaming-Dienst Rakuten TV   auszuleihen oder zu kaufen. Vor neun Jahren hatte das japanische Online-Unternehmen Rakuten   das deutsche Shopping-Portal Tradoria übernommen   . Die Plattform wurde in Rakuten.de umbenannt, um aus diesem Angebot den führenden Online-Marktplatz in Deutschland   zu formen. Dass man dieses Ziel verfehlen wird, hatte ich aber bereits vor Jahren prognostiziert   . Weil statt Händlern die Kunden im Fokus stehen müssten und ein Teufelskreis verhindert, dass der Marktplatz in Schwung kommt. Insofern überrascht nun der Zeitpunkt zwar, zu dem sich Rakuten verabschiedet. Letztlich war das Ende aber seit Jahren absehbar.
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