Chance und Risiko: Verbraucher verkaufen bei eBay.de jetzt kostenlos

von Stephan Randler

02.03.2023

 (Bild: NH-Pressebild)
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Bild: NH-Pressebild unter Creative Commons Lizenz
Verbraucher können bei eBay Deutschland ab sofort größtenteils kostenlos verkaufen. Denn der Marktplatz-Betreiber verzichtet ab sofort auf typische Entgelte, die bislang bei Privatverkäufen auf eBay.de   fällig wurden. Wer daher jetzt ein Produkt einstellt, muss zum einen keine Angebotsgebühr mehr zahlen. Zum anderen wird auch keine Provision mehr fällig, wenn ein Artikel verkauft wird. Diesen Schritt unternimmt eBay Deutschland natürlich nicht ohne Hintergedanken. Denn der Online-Marktplatz soll jetzt für Verbraucher attraktiver werden.
Oliver Klinck
Oliver Klinck (Bild: eBay Deutschland)
Schließlich haben Gebühren und Provisionen nach Angaben von eBay.de bisher viele Verbraucher davon abgehalten, selbst Produkte auf dem deutschen Online-Marktplatz zu verkaufen. "Mit der Abschaffung der Gebühren möchten wir das Angebot gebrauchter Artikel erhöhen", verdeutlicht daher auch Oliver Klinck, der seit Herbst 2020 Geschäftsführer von eBay Deutschland   ist (siehe Foto links). eBay Deutschland will jetzt allerdings nicht nur Privatpersonen etwas Gutes tun, wenn Gebühren für Privatverkäufe wegfallen. Denn von dieser neuen Strategie sollen auch gewerbliche Händler profitieren - allerdings über Umwege. Die Idee: Wenn Verbraucher jetzt kostenlos auf eBay.de an andere Privatpersonen verkaufen können, steigt in einem ersten Schritt das Angebot auf dem Online-Marktplatz. Damit wiederum wird das Online-Portal für weitere Internetnutzer interessant, die auf der Suche nach günstigen Produkten sind. In der Folge besuchen mehr Internetnutzer den Online-Marktplatz, wodurch insgesamt der Traffic bei eBay.de steigt. Davon sollen dann auch gewerbliche eBay-Verkäufer profitieren. Schließlich kaufen Verbraucher eventuell auch bei einem gewerblichen Händler bei eBay.de, wenn sie ja ohnehin schon auf dem Online-Marktplatz unterwegs sind.

Potenzielles Schwungrad für gewerblichen Handel

Gewerbliche Händler sollen aber nicht nur davon profitieren, dass generell bei eBay.de der Online-Traffic steigt. Profi-Verkäufern will eBay Deutschland alleine auch schon dadurch etwas Gutes tun, dass künftig wahrscheinlich mehr Verbraucher selbst auf dem Online-Marktplatz aktiv werden und hier Artikel anbieten. Denn solche Privatverkäufer sind eine äußerst spannende Zielgruppe für die gewerblichen Händler, die selbst auf dem Online-Marktplatz verkaufen. "Wir wissen, dass Verbraucher, die eBay.de zum Verkaufen nutzen, im Durchschnitt doppelt so viel bei eBay kaufen, wie Konsumenten, die eBay ausschließlich zum Kaufen nutzen", berichtet Deutschland-Chef Klinck. Wenn also mehr privat auf eBay.de verkauft wird, dann wird auch mehr privat bei eBay.de konsumiert - was gewerblichen Händlern in die Karten spielen sollte.

Werbekampagne startet

Das kostenlose Verkaufen für Privatpersonen sei Klinck zufolge daher ein "Schwungrad", dass eBay generell nach vorne bringen kann. Allerdings birgt die neue Strategie auch eine Gefahr, die eBay Deutschland nicht unterschätzen sollte. Denn der gewerbliche Verkauf macht laut eBay.de auf der Online-Plattform aktuell etwa 80 Prozent des Handels aus. Dass Privatverbraucher nun bei eBay Deutschland kostenlos verkaufen, wird aber in einer großen Werbekampagne kommuniziert. Das ist einerseits zwar notwendig, um die Neuigkeit zu verbreiten. Andererseits trommelt eBay.de damit für ein Geschäftsfeld, das eine untergeordnete Rolle spielt. Beworben wird der Gratis-Verkauf für Privatverbraucher unter dem Motto: "Lass es los. Kostenlos". In einem TV-Spot zum Beispiel ist deswegen jetzt eine Person zu sehen, die sich von ihrer alten Geige trennt und das Musikinstrument daher bei eBay.de zum Kauf anbietet (siehe erstes Video unten). Durch solche Marketing-Maßnahmen könnte allerdings jetzt bei Konsumenten der Eindruck entstehen, dass eBay in erster Linie ein Online-Flohmarkt für Gebrauchtware ist. Ausgerechnet gegen diese Wahrnehmung aber hatten die Berliner viele Jahre angekämpft. Denn vor mehr als 15 Jahren hatte eBay Deutschland in einem TV-Spot unter dem Motto "3,2,1, meins" beschrieben, wie Verbraucher hier gebrauchte Waren ersteigern (siehe zweites Video).
Das hat letztlich so gut funktioniert, dass nach eigenen Angaben auch Jahre später immer noch ein großer Teil der Konsumenten den Marktplatz als Plattform für gebrauchte Artikel   wahrnahm. Weil es sich dann aber schon beim Großteil der verkauften Artikel um Neuware handelte, wollte man das auch in der Werbung entsprechend betonen. Passend dazu wurde in der Werbung der Fokus daher beispielsweise darauf gelegt, dass es "Millionen neuer Artikel   " bei eBay gibt. Dass nun der kostenlose Privatverkauf beworben wird, ist für eBay.de aber kein Rückschritt. Vielmehr sei der private Handel "tief in der DNA" von eBay.de verankert.

Rückkehr zum Flohmarkt-Image?

Verbraucher müssten zudem keine Auktionen anbieten, sondern könnten ja auch zum Festpreis verkaufen. Spannend bleibt dennoch, wie der Online-Marktplatz mit seiner neuen Gebührenstrategie bei der breiten Masse ankommt. Denn vielleicht lockt eBay Deutschland nun vor allem Nutzer auf sein Online-Portal, die immer nur von Privatpersonen kaufen wollen - und gar kein Interesse an gewerblichen Angeboten haben.
Für Privat-Verkäufer ist das Verkaufen bei eBay.de nun prinzipiell zwar kostenlos. Das gilt aber nur, wenn an Kunden in Deutschland verkauft wird. Es können daher Gebühren   anfallen, wenn Nutzer einen Versand in andere Länder anbieten. Dazu werden weiterhin Gebühren fällig für Zusatzoptionen. Das ist etwa der Fall, wenn Angebote mit Untertiteln in Suchergebnissen auf eBay.de beworben werden oder bei Auktionen ein Mindestpreis erreicht werden soll. Gewerbliche Händler   zahlen weiter Angebotsgebühren und Provisionen.
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