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Digitalisierung am Bau: Ist die Branche bereit für einen höheren Grad an Transparenz?

(press1) - Experten sind der Meinung: Die Baubranche in Deutschland ist innovativ, scheut aber den Erfahrungsaustausch und die Datenoffenheit
München, 02. November 2016 - Durch die Generierung, Sammlung und Analyse von digitalen Daten kann mehr Transparenz entstehen. Für die Baubranche, die sich derzeit auf dem Weg in die digitale Welt befindet, ist dies ein Stressfaktor. Zu diesem Entschluss kamen die Experten André Borrmann, Leonhard Obermeyer Center (LOC), Christoph Eichler, ODE office for digital engineering, Thomas Kirmayr, Fraunhofer Institut, Ilka May, Arup Deutschland GmbH sowie Jim Forester, Newforma, in der Diskussionsrunde "Digitalization in the DACH region: How to handle the challenge of project information" am 14. Oktober in München. Philipp Dohmen, BuildingSmart Schweiz, übernahm die Moderation.

Die Angst vor der absoluten Transparenz
Die DACH-Region scheut die Datenoffenheit, welche sich durch die Digitalisierung langfristig zu einer absoluten Transparenz entwickelt, denn sie fürchtet den tiefgreifenden kulturellen Wandel der damit einhergehen muss. Zu dieser Veränderung sei die Branche noch nicht bereit. Dieser Angst entgegnete Ilka May: "Wir müssen schrittweise die Prozesse und Rahmenbedingungen schaffen mit Daten anders umzugehen ohne dabei die Kontrolle zu verlieren."

"Die Baubranche kann von den generierten Informationen nur profitieren, wenn sie die richtigen Tools einsetzt. Dadurch können Geschäftsentscheidungen besser getroffen, Fehler vermieden und die Kommunikation in den Projektteams verbessert werden", wirft Jim Forester hierzu in die Runde.

Laut Thomas Kirmayr fehlt allerdings der Erfahrungsaustausch innerhalb des Unternehmens und mit Dritten, wodurch sich die Branche in Sachen Vorsprung, Innovation und Fehlerreduzierung oft selbst ausbremst.

Die Forderung nach mehr Effizienz
Alle Diskussionsteilnehmer sind sich einig, dass ein zu starker Fokus auf die Kosten des Design- und Bauprozesses gelegt wird, obwohl 80% eines Projekts aus dem anschließenden Betrieb bestehen. Durch Simulationen vor der Bauphase könnten bereits in diesem Stadium viele Schwachstellen im Gebäude identifiziert und behoben werden.

Hier müssten neue Standards und KPIs festgelegt werden. Im Vordergrund sollten die Flexibilität und Effizienz der Gebäudefunktionen stehen: Als Beispiel wurde hier der Vergleich zwischen einem Krankenhaus und einem Bürogebäude gezogen. Ein Krankenhaus muss hinsichtlich kurzer Wege und Infrastruktur effizient gestaltet werden, ein Büro hingegen sollte den Bedürfnissen der Arbeitgeber entsprechen. Diese "Humaniation", der soziale Aspekt, sei nötig, um bessere Gebäude zu bauen.

Das Umdenken beginnt in der Ausbildung
Die Branchenexperten diskutierten auch über die Auswirkung des digitalen Wandels auf die Bildung. Laut André Borrmann geht die TU München in diesem Bereich mit gutem Beispiel voran: In interdisziplinären Projekten soll bei den Studenten das Verständnis für die Zusammenarbeit zwischen Architekten und Ingenieure gefördert werden.

Kritisiert wurde hingegen, dass durch die Industrialisierung alles fragmentiert und auf spezielle Prozesse optimiert wurde. Die Flexibilität der Branche ist hierbei auf der Strecke geblieben. Es herrscht derzeit eine unflexible Projektstruktur vor, die Geschwindigkeit und die Entwicklung agiler Methoden behindert. Dadurch können Unternehmen das Potential der Digitalisierung nicht freisetzen.

Wer sich transformiert gewinnt
Die Frage von Philipp Dohmen, wie sich die Branche durch die Digitalisierung verändern wird, beantworteten die Diskussionsteilnehmer unterschiedlich: Kirmayr sieht den Schatz in den Daten, sie sind die Quelle für neue Möglichkeiten und Geschäftsideen. Eichler ist der Meinung, dass der Hauptaspekt in der Interaktion zwischen Mensch und Maschine liegt. "Die Digitalisierung verbessert unser Leben. Sie ermöglicht effektivere Prozesse und eliminiert unwichtige und auch gefährliche Tätigkeiten unseres Berufsalltags durch Technologie und Maschinen", so Borrmann. May dagegen hofft, dass die Branche es endlich schafft, weniger über reine Investitionskosten zu sprechen und die funktionale Leistungsfähigkeit der Bauwerke bzw. die Bedürfnisse der Menschen in unserer bebauten Umwelt in den Vordergrund rücken.

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