Mass Customization: Spreadshirt freut sich auf Konkurrenz durch Amazon

Der E-Commerce-Riese Amazon erschließt sich in Deutschland nun das nächste Geschäftsfeld. Denn ab sofort macht der US-Konzern hierzulande auch in Mass Customization. So können nun Designer eigene Motive bei Amazon.de hochladen, um dann T-Shirts mit dem Design zu gestalten („Merch by Amazon„).

Merch by Amazon
Logo vom neuen Service (Bild: Screenshot)

Anschließend sind die selbst gestalteten Shirts im Online-Shop von Amazon.de erhältlich, wo Kunden die Ware dann ganz normal bestellen können. Sobald Kunden einen Artikel bestellen, werden die Shirts von Amazon nach eigenen Angaben produziert, verkauft und versandt.

Für jedes verkaufte T-Shirt erhalten die Designer dann von Amazon.de einen bestimmten Erlös, der vom Produktpreis abhängt. Von diesem zieht Amazon unter anderem Kosten für Material, Produktion, Fulfillment, Verpackung und Kundenservice ab.

Bei einem Produktpreis von 15,99 Euro verbleiben so für Designer zum Beispiel noch 1,74 Euro, wenn ein T-Shirt mit ihrem Motiv über Amazon.de verkauft wird. Damit geht zwar nur ein Bruchteil vom Verkaufspreis an die Designer. Diese müssen aber keine Ware im Vorfeld finanzieren und auf Vorrat produzieren lassen. Stattdessen reicht es quasi aus, einmal ein Design bei Amazon.de hochzuladen. Dann verdienen Designer, ohne sich jemals noch um ein einzelnes Produkt kümmern zu müssen.

Neu ist dieses Geschäftsmodell nicht. Schließlich besteht das Kerngeschäft von Spreadshirt ebenfalls darin, dass Designer auf das Online-Portal des Mass-Customization-Anbieters eigene Motive hochladen und Produkte gestalten können. Auch hier werden die Designer an Verkäufen beteiligt, wenn Kunden online Ware mit ihrem Motiv bestellen. Um Druck, Versand und Kundenservice kümmert sich dabei ebenfalls Spreadshirt für seine Designer, die bei Spreadshirt zwar selbst ihre Einnahmen pro Verkauf festlegen können, während Amazon seinen Partnern immer eine festgeschriebene Summe auszahlt.

Dennoch wildert Amazon.de mit seinem neuen Service nun im Hoheitsgebiet von Spreadshirt. Auf Nachfrage von neuhandeln.de gehen die Leipziger dennoch entspannt damit um, dass Amazon nun einen ähnlichen Service bietet wie Spreadshirt. „Wir freuen uns, dass Amazon Merch in Deutschland verfügbar ist“, argumentiert Spreadshirt. „Dieser Schritt wird sich positiv auf den Markt auswirken.“

Spreadshirt sieht seine „Gemeinschaft von Designern“ als Vorteil

Schließlich ist „Merch by Amazon“ in den USA schon seit drei Jahren verfügbar – ohne dass Spreadshirt dort einen „großen Impact“ beim eigenen Geschäft bemerkt habe.

Im Wettbewerb punkten will Spreadshirt damit, dass man Kreativen „eine Gemeinschaft von Designern“ biete. Amazon dagegen betreibe einen „eher allgemeinen Marktplatz“. Das mag zwar stimmen. Doch für Designer könnte es dennoch lukrativer werden, auf Amazon.de zu verkaufen – statt bei Spreadshirt.

Schließlich ist Amazon.de das größte E-Commerce-Unternehmen in Deutschland, wo Designer ihre Ware daher von Anfang an einem Millionen-Publikum präsentieren können. Spreadshirt.de dürften zudem nur Kunden besuchen, die sich für Designs interessieren. Bei Amazon.de dagegen können Designer auch Verbraucher erreichen, die das Portal zunächst aus einem anderen Grund besuchen. So gesehen kann es sogar ein Vorteil sein, dass Amazon.de ein Gemischtwarenladen ist. Schließlich kann man hier auch T-Shirts an Kunden verkaufen, die eigentlich nur ein neues Smartphone kaufen wollten.

Wenn Mass Customization bei Amazon.de an Fahrt aufnimmt, könnte es daher für Spreadshirt schon schwer werden. Zwar haben hier Designer noch den Vorteil, dass sie eigene Online-Shops gestalten und ihre Motive so zum Beispiel auch außerhalb der Plattform auf ihrer eigenen Website verkaufen können. Einen vergleichbaren Service dürfte Amazon.de aber ebenfalls anbieten, wenn es nötig wird. Wer wenn nicht der US-Riese verfügt schließlich über die passenden Mittel, um in IT zu investieren?

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