[Anzeige]

Retail Logistics 4.0: Der Wandel im Handel verlangt mehr als Algebra

Gastbeitrag von Dr. Volker Lange

Wachstum allein ist nicht alles. Technologische Entwicklungen und Innovationen machen vor dem Handel nicht halt. Online- und Offline-Welten kollaborieren in der Zukunft verstärkt miteinander und prägen die logischen Prozesse und digitalen Anwendungen.

 (Bild: Pixabay/ geralt)
Bild: Pixabay/ geralt

Das verändert in starkem Maße die klassischen Rollen der Akteure des Handels und zwingt zur Auseinandersetzung mit neuen Geschäftsmodellen.

Die Zahlen sprechen für sich und das Wachstum im Online-Handel ist ungebrochen. 72,6 Milliarden ¤ hat der E-Commerce Bereich in Deutschland erwirtschaftet, bei +11,6 % Plus im Vergleich zum Vorjahr. Das digitale Geschäft ist der Motor des Handels und welcher Verantwortliche würde sich über zweistellige Wachstumsraten nicht freuen, gerade auch im Vergleich zum stationären Handel der sich mit zwei Prozent begnügen muss.

Die Einkaufsgewohnheiten der Konsumenten verändern sich aufgrund zunehmender Digitalisierung, vereinfachten Zugängen zu Waren und Dienstleistungen über Marktplätze und online Plattformen, die ein schier unerschöpflich vielfältiges Angebot offerieren. Damit einher steigen aber auch gleichermaßen die Erwartungen der Konsumenten an ein Serviceniveau, das sowohl Echtzeitinformationen fordert als auch die individuellen Wünsche nach dem Lieferort und der Lieferzeit beinhaltet.

Wenn im Zeitalter der Digitalisierung der Handel vor tiefgreifenden Transformationsprozessen steht, Konsumenten sich hybride verhalten und sowohl online als auch offline shoppen, so bleibt dennoch eine Konstante bestehen: Menschen und Waren müssen physisch zusammenkommen, Angebot und Nachfrage einander entsprechen.

Für den Online-Handel besteht eine besondere Herausforderung in der Logistik nach dem Klick, die die Potenziale der Digitalisierung konsequent ausschöpft. Das betrifft nicht nur die originären logistischen Prozesse, sondern insbesondere die Wechselwirkungen mit weiteren Systemparametern. Die Nutzung von Big Data und KI steigt im gleichen Maße wie die Antwort auf Fragen nach Transparenz. Datenqualität ist die Basis, denn nur mit qualitativ hochwertigen Daten kann die Digitalisierung zum Erfolg werden. Logistische Stammdaten bilden einmal mehr die Grundlage für alle weiteren Optimierungen. An dieser Stelle sind von vielen Unternehmen noch Hausaufgaben zu erfüllen.

"Die Zukunft der Handelslieferkette ist radikal digital" so kann man es im November Trend-Report von Roland Berger lesen. Dieser Paradigmenwechsel im Umfeld der Digitalisierung basiert u.a. auf internen und externen Treibern, mikro- und makroökonomischen Veränderungen sowie technologischen und handelsspezifischen Trendentwicklungen. Im logistischen Kontext sprechen wir von der Silicon Economy. Kurz gesagt ist die Silicon Economy die Daten- und Plattform Ökonomie, in der Menschen, Unternehmen, Assets und IoT-Devices miteinander interagieren.

So groß die Bedeutung für den Handel ist, so gravierend sind die Auswirkungen dieses Transformationsprozesses. Handel und Logistik sind von diesen Veränderungen direkt betroffen und beeinflussen sich gegenseitig. Die Aufgabe ist es, die Entwicklungen zu erkennen, mit Konzepten Antworten zu finden und innovative Ideen zur Umsetzung zu verhelfen. Für den Onlinehandel sind insbesondere zwei Themen von besonderer Relevanz: die letzte Meile und die Verpackung.

Mehr denn je gilt es die letzte Meile mit innovativen Konzepten zu gestalten. Die online und offline Welt des Handels begegnet der analogen und digitalen Welt des Kunden und die Logistik muss sich diesen Multi- / Omnichannel Formaten stellen und in erweiterten Dimensionen denken und handeln. Das breite Portfolio an Technologien und Systemen mit vielen innovativen Lösungen muss an die spezifischen Gegebenheiten der letzten Meile ausgerichtet werden. Dabei kann die vorhandene Infrastruktur in Bezug auf Raum, Zeit und Kooperation deutlich besser genutzt werden. Von innovativen Transport-Konzepten wie die der Elektromobilität, des Crowd-Transportations oder autonomer Liefer-Roboter über Konsolidierungsaktivitäten mit Mikro-Depot und intelligenten Warenübergabesystemen bis hin zu digitalen Assistenzsystemen, unterirdischen Transportsystemen oder einer geräuscharmen Nachtlogistik bieten sich viele Alternativen.

Weitgehend unterschätzt und unterbewertet ist die Verpackung. Dabei geht an ihr im E-Commerce kein Weg vorbei und im Rahmen der Nachhaltigkeitsdiskussion sind Materialeinsatz und Entsorgungsaufwendungen ebenso ein Thema wie schlechte Füllgrade der Pakete und die Rückführung der Retouren. Intelligente Konzepte sind gefragt wie die des deutsch-französischen Start-ups Living-Packets. Dieses hat einen spezielle Kunststoffbehälter entwickelt die mehrfach genutzt werden können und dank speziellem Schloss und Netz auch ohne Paketklebeband und Füllmaterial auskommen. Auch sind die Boxen mit Tracking Sensoren und Kameras ausgestattet, Versand Labels werden durch ein digitales Display ersetzt. So will man in den kommenden zehn Jahren insgesamt 1,5 Milliarden Mehrwegboxen in den Verkehr bringen um 100 Milliarden Pakete zu ersetzen.

Den digitalen Möglichkeiten kommt die Rolle des Chancengebers zu In Punkto Nachhaltigkeit geht an der Logistik kein Weg vorbei.


Versandhausberater-Autor: Dr. Volker Lange ist Leiter Verpackungs- und Handelslogistik AutoID-Technologien beim Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik  

Verantwortlich für den Inhalt der Gastbeiträge sind die jeweils herausgebenden Unternehmen.

Ihr Gastbeitrag fehlt hier? Einfach Plus-Mitglied werden und dann zum Eintrag Ihres Unternehmens im Dienstleister-Verzeichnis hochladen.