Bittere Realität: So vermiesen AO, Otto und Saturn den Online-Kauf

Eine neue Waschmaschine muss her. An sich kein Problem. Schließlich sitze ich ja an der Quelle und kenne genug Händler, die weiße Ware im Sortiment führen. Doch in der Praxis ist es alles andere als trivial, das passende Angebot in einem Online-Shop zu finden. Weil es die Versender den Kunden oftmals schwerer machen als man glauben mag. Dabei will ich doch nur bequem online kaufen.

Otto Now
„Otto Now“: Lange Wartezeit, kein neues Gerät im Angebot (Bild: Screenshot)

Wobei das so vielleicht gar nicht stimmt. Denn immer mehr Verbraucher leihen sich Produkte anstatt sie zu kaufen. Stichwort: Miet-Commerce. Also wäre das jetzt ja einmal eine gute Gelegenheit, um so einen Mietservice in der Praxis zu testen. Mein Wahl fällt daher zunächst auf das kürzlich gestartete Online-Portal Ottonow.de, wo neben Technik-Gadgets auch Haushaltsgeräte zur Miete angeboten werden. Im Angebot sind hier allerdings nur vier (!) Waschmaschinen, was nicht gerade einer üppigen Auswahl entspricht. Der Vorteil ist dafür, dass man sich schneller für ein Produkt entscheiden sollte.

Mein Wahl fällt dann rasch auf eine Hanseatic-Waschmaschine, die man für 9,99 Euro im Monat mieten kann. Aber Achtung: Diesen Preis gibt es nur, wenn man sich für 24 Monate an Otto bindet. Von der viel gerühmten Flexibilität bei Miet-Commerce-Modellen kann also keine Rede sein. Es gibt zwar kürzere Mietzyklen. Bei einer Mietdauer über nur drei Monate soll ich dann aber gleich 59,99 Euro im Monat bezahlen. Viel zu viel für ein Produkt, das neu 199,99 Euro im regulären Otto-Shop kostet.

„Otto Now“ hat zu wenig Angebot, AO.de braucht zu lange

Apropos neu: Wenn ich die Waschmaschine mieten will, bekomme ich lediglich ein Gerät in einem „neuwertigen“ Zustand – also keine Neuware. Will ich aber meine Wäsche in einer gebrauchten Maschine waschen? Eher nein. Aber es kommt noch schlimmer. Denn der Artikel ist erst „in Kürze vorrätig“ und in zwei Wochen bei mir. Das Problem: Ich brauche eine neue Waschmaschine – jetzt.

Also gebe ich nach dem Otto-Flop einem anderen Versender eine Chance. Dieses Mal an der Reihe: Der britische Elektronik-Versender AO, der seit Herbst 2014 in Deutschland aktiv ist und sich auf den Online-Handel mit weißer Ware konzentriert. Sollte also keine Probleme geben. Leider in der Praxis doch: Ich interessiere mich für eine Beko-Waschmaschine, bei der eine Lieferung am nächsten Werktag möglich ist (hier der 21. September). So steht es zumindest auf der Produktübersichtsseite. Doch ich bleibe skeptisch. Weil zwei Sternchen neben dem Datum stehen – und im Kleingedruckten diese Auflösung folgt: „Der frühestmögliche Liefertermin kann je nach Postleitzahl variieren.“

AO Online-Shop
Bei AO dauert die Lieferung doch länger als auf den ersten Blick (Bild: Screenshot)

Nach Eingabe meiner Adresse (bei Stuttgart) ist der frühestmögliche Liefertermin plötzlich erst der 25. September – also längst nicht mehr nur einen Tag nach der Bestellung, sondern fünf Tage später. Für mich ein Armutszeugnis. Schließlich rühmt sich AO damit, eine eigene Lieferflotte zu unterhalten. Und als Spezialist für weiße Ware sollte man seine Prozesse so optimieren, dass Kunden so schnell wie möglich ihre Bestellung bekommen. Schließlich kauft man eine neue Waschmaschine in der Regel ja, wenn das alte Gerät kaputt geht. Und dann braucht man auch so schnell wie möglich einen Ersatz.

Diesen verspricht immerhin die MediaMarktSaturn-Gruppe bei ihrer Vertriebsmarke Saturn. Hier gibt es die gewünschte Beko-Waschmaschine nämlich schon innerhalb von nur zwei bis drei Werktagen.

Saturn Same-Day-Delivery
Der Saturn-Service ist nur teilweise „Premium“ (Bild: Media-Saturn)

Es kommt aber noch besser. Denn beim Check-Out im Online-Shop bekomme ich als Option vorgeschlagen, dass ich den Artikel bereits in den nächsten drei Stunden erhalten kann. Same-Day-Delivery und eine Kooperation mit dem Kurier-Netzwerk Tiramizoo machen’s möglich.

Zusätzlich zu den regulären Versandkosten von 39,90 Euro kostet mich diese „Premium-Lieferoption“ aber noch einmal 14,95 Euro extra. Dafür kann ich aber sofort loslegen und muss die Maschine nicht selbst in den dritten Stock schleppen. So gesehen ein fairer Preis. Bei Saturn also alles im Lot? Nicht ganz. Denn auf dem Verpackungsmaterial bleibe ich sitzen.

Die Aussage des Kuriers: Hätte Saturn die Ware ganz normal geliefert, hätte ich auch die Verpackung mitnehmen lassen können. Bei Tiramizoo-Zustellungen sei das dagegen prinzipiell nicht möglich.

Ich muss gestehen: Die genaue Gesetzeslage kenne ich nicht. Wenn ich aber schon eine „Premium-Lieferoption“ buche und insgesamt 45 Euro für den Versand bezahle, fände ich es angemessen, wenn der Service dann auch wirklich einen Premium-Charakter hat. Und dem Kunden die Entsorgung der Verpackung erspart. Begeistern kann mich also auch Saturn nicht. Geschweige denn AO oder Otto.

Schon gewusst? Jeden Freitag erscheint der kostenlose Newsletter von neuhandeln.de – so erhalten Sie alle Beiträge bequem in Ihr Postfach und verpassen keine Artikel mehr. Über 3.944 Kollegen aus dem Versand- und Multichannel-Handel beziehen bereits den Newsletterhier geht es direkt zum Abo.

4 Kommentare

  1. Bei mir in Berlin war AO die erste Wahl mit der schnellsten Lieferzeit inkl. Anschlussservice.
    Wenn man bedenkt dass man eine Waschmaschine immer dann braucht wenn eine kaputt gegangen ist sind die Lieferzeiten wirklich von allen schlecht. Wer will denn schon für Tage in den Waschsalon gehen.

  2. Also im letzten Jahr hatte ich meine Waschmaschine bei Saturn bestellt.
    Die Lieferung hat tatsächlich etwas gedauert aber telefonische Absprache des Liefertermins, Hochschleppen und Mitnahme der alten Maschine war in den Versandkosten von 0,-€ bereits enthalten.
    Ein zeitlich begrenztes Angebot… hab da wohl Glück gehabt.

    Die Entsorgung der Verpackung musste der Autor selber übernehmen? Das klingt für mich, als wenn hier intensiv nach einem Haar in der Suppe gesucht wurde.
    Alle deutschen Händler zahlen dafür, das der Verbraucher die Umverpackungen umsonst(!) in der gelben Tonne entsorgen kann.
    Worüber wird hier gejammert?

    • Der Witz ist doch: Wenn ich 30 Euro für die reguläre Lieferung per Spedition bezahle, nimmt der Zusteller die Packung mit. Wenn ich aber die „Premium-Lieferoption“ buche und insgesamt 45 Euro zahle, bleibe ich auf der Packung sitzen.

  3. „Im Angebot sind hier allerdings nur vier (!) Waschmaschinen, was nicht gerade einer üppigen Auswahl entspricht.“

    Nichts verstanden, aber wayne. Relevanz richtet sich bei solchen Ansichten wohl auch nach Farbe aus. 😉 Bei allen Angeboten fallen ganz andere Fehler auf, wo man mal wieder genau merkt, mit welcher Denke hier „Angebote“ entworfen wurden.

1 Trackback / Pingback

  1. Best-of-commerce.de - Presseschau | best-of-commerce.de

Kommentare sind deaktiviert.