Nur ein Jahr nach dem Neustart: "Emmas Enkel" schließt in Stuttgart wieder

von Stephan Randler

09.11.2020

 (Bild: NH-Pressebild)
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Bild: NH-Pressebild unter Creative Commons Lizenz
Das Lebensmittel-Geschäft Emmas Enkel   in Stuttgart ist wieder Geschichte. Denn vor kurzem wurde das Kleinflächen-Konzept der Supermarkt-Kette Real   geschlossen, die den Standort in Stuttgart erst im Herbst 2019 eröffnet   hatte. Dass nun bereits ein gutes Jahr nach dem Start schon wieder der Stecker gezogen wurde, überrascht nicht wirklich. Denn das Aus von "Emmas Enkel" war letztlich abzusehen.
Emmas Enkel Stuttgart
Emmas Enkel schließt in Stuttgart (Screenshot)
Doch der Reihe nach: Unter dem Namen "Emmas Enkel" hatte Real in der Stuttgarter City ein kleines Lebensmittel-Geschäft betrieben, das mit einem großen Real-Markt wenig gemein hatte. So gab es auf einer Mini-Fläche von 45 Quadratmetern nur 500 Produkte für den täglichen Bedarf. Verkäufer gab es auch nicht, dafür aber war "Emmas Enkel" rund um die Uhr geöffnet. Denn hier sollten Kunden aus dem Stadtgebiet spontan einkaufen gehen, wenn am Wochenende oder Abends zu Hause plötzlich die Lebensmittel knapp wurden oder Kunden spontan Lust auf einen Snack bekamen. In so einem Fall konnten Kunden die Ware im Geschäft an einem Touchscreen bestellen. Alternativ gab es die Möglichkeit, die Artikel bereits unterwegs über eine Smartphone-App zu kaufen und danach im Laden abzuholen. In beiden Fällen bekam der Kunde nach der Bestellung einen QR-Code - entweder in der Mobile-App oder auf dem Kassenbon am Terminal. Diesen Bon musste man dann vor Ort an einen Scanner halten. Danach wurden die gewünschten Produkte automatisch nebenan aus einem Lager entnommen und dem Kunden daraufhin im Ladengeschäft auf einem Fließband ausgegeben.

"Keine Pläne, den Ausbau des Konzepts weiterzuverfolgen"

Offiziell beerdigt wurde "Emmas Enkel" in Stuttgart nun, weil das Ladengeschäft - wie auch der Online-Marktplatz real.de - organisatorisch zum Digital-Geschäft der Supermarkt-Kette gehört. Dieses Digital-Geschäft hatte wiederum die Schwarz-Gruppe zum 01. Oktober übernommen   , die ja hinter Kaufland und Lidl steht. Mit dieser Übernahme will der Wettbewerber sein E-Commerce-Geschäft ausbauen und den Online-Marktplatz Real.de ab dem nächsten Jahr   unter der Vertriebsmarke "Kaufland" betreiben. Im Zuge dieser Transaktion wurde der Store von "Emmas Enkel" in Stuttgart geschlossen. Und das war abzusehen. Denn bei Verkäufen fallen gerne solche Projekte unter den Tisch, die nur ein Randgeschäft darstellen und nicht den eigentlichen Kern bilden. Vor diesem Hintergrund überrascht es daher nicht, dass die Schwarz-Gruppe - der neue Eigentümer der Digital-Sparte von Real - das Store-Format nicht weiter führt. Doch auch Real hat nach eigenen Angaben keine Pläne, einen "Ausbau eines derartigen Konzepts weiterzuverfolgen". Und selbst das ist keine Überraschung. Denn zumindest bei meinem Praxis-Test konnte der Store nicht überzeugen und gerade der Einkauf vor Ort war schwieriger als gedacht: So konnte man unter anderem munter Ware bestellen, die gar nicht mehr vorrätig war   .
Emmas Enkel Stuttgart
Das Ladengeschäft mit den Touchscreen-PCs (rechts im Bild zu sehen; Quelle: Real)
Mit dem Aus in Stuttgart endet eine wechselhafte Geschichte. Denn unter dem Namen "Emmas Enkel" war ursprünglich 2011 ein eFood-Anbieter gestartet, bei dem Kunden in mehreren Filialen kaufen und dazu online Lebensmittel bestellen konnten. 2014 war dann die Metro-Gruppe eingestiegen, zu der bis zu diesem Jahr   auch die Supermarkt-Kette Real gehört hatte. Anschließend wurden erst die Filialen geschlossen   und dann auch noch der Online-Handel beendet   , für den man aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit keine Zukunft mehr sah. Im Herbst 2019 kam es dann mit dem neuen Kleinflächen-Konzept in Stuttgart zu einem Mini-Comeback. Parallel betreibt Real unter dem Namen "Emmas Enkel" auf dem Metro-Campus in Düsseldorf nach wie vor einen Supermarkt. Dabei handelt es sich aber um einen konventionellen Verbrauchermarkt, der mit dem Store in Stuttgart nur den Namen gemein hat.
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