Wenn Real.de zu Kaufland wird: "Kunden dürften wenig Berührungsängste haben"

von Stephan Randler

29.07.2020

 (Bild: NH-Pressebild)
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Bild: NH-Pressebild unter Creative Commons Lizenz
Im Juni hatte die Schwarz-Gruppe angekündigt   , den Online-Marktplatz Real.de   zu übernehmen und in Zukunft einmal unter ihrer hauseigenen Vertriebsmarke "Kaufland   " betreiben zu wollen. Schließlich gibt es aktuell bei Kaufland kein E-Commerce-Angebot. Doch nicht nur deshalb ist nun die Übernahme eine strategisch clevere Entscheidung, wie Marktplatz-Spezialist Marcel Brindöpke im Interview analysiert.
Marcel Brindoepke
Marcel Brindöpke (Bild: eigenes Foto)
neuhandeln.de: Warum baut Kaufland kein eigenes Online-Angebot auf? Marcel Brindöpke (42): "Supermarkt-Ketten spielen im Internet noch nicht die Rolle, die sie stationär gewohnt sind. Im Gegenteil. Im Netz werden sie vielmehr von Online-Pureplayern und Platzhirschen wie Amazon bedroht. Um das zu ändern, könnten Anbieter zwar prinzipiell auch selbst einen Online-Shop starten oder einen Marktplatz aufbauen. Diese Aufbauarbeit ist aber teuer und Reichweite bekommt man auch nicht geschenkt. Deshalb ist es sinnvoll, ein fertiges Portal zu übernehmen, anstatt es selbst zu probieren." neuhandeln.de: Aber E-Commerce-Angebote lassen sich heute doch quasi per Mausklick starten? Brindöpke: "Aufbau und der Betrieb von Marktplätzen sind absolutes Spezial-Wissen. Und in Real.de steckt enorm viel Marktplatz-Know-how. So betreibt Real den gleichnamigen Online-Marktplatz zwar erst seit Frühjahr 2017   . Technisch basiert das Portal aber auf der Infrastruktur des Online-Angebots Hitmeister.de, das Real damals übernommen hatte - und das ja bereits im Jahr 2007 gestartet   war. Entsprechend ausgereift ist das Produkt. Denn oft wird unterschätzt, wie viel Reife eine komplexe Software braucht, um wirklich gut zu sein - ohne dabei von veralteten Systemen belastet zu sein." neuhandeln.de: Birgt es aber nicht Gefahren, wenn nun erneut Besitzer und Marke wechseln? Brindöpke: "Sowohl Kunden als auch Lieferanten dürften wenig Berührungsängste mit dem neuen Besitzer haben. Schließlich sind sowohl Kaufland als auch Real als Vollsortimenter im Lebensmittel-Einzelhandel prinzipiell ähnlich aufgestellt. Und der Online-Marktplatz Real.de hat außerdem heute auch im Non-Food-Bereich eine geeignete Reputation aufgebaut, von der Kaufland profitieren kann." neuhandeln.de: Welche langfristige Perspektive ist für Kaufland dann mit der Real-IT möglich? Brindöpke: "Real.de kam im vergangenen Geschäftsjahr 2018/2019 auf ein Brutto-Warenvolumen von über einer halben Mrd. Euro. Damit liegen die Umsätze in einer Region, in denen auch das Marktplatz-Business abheben kann. Zwar wird Real.de bzw. Kaufland.de wohl kaum das nächste Amazon. Dennoch hat die Plattform das Potenzial, bei ähnlichen Sortimenten an das Umsatzniveau von Online-Portalen wie Otto.de aufzuschließen. Was Real.de zudem an Marktplatz-Know-how mitbringt, kann die Schwarz-Gruppe zudem um ihre Logistik und Standorte ergänzen. Dazu kommt der Werbedruck, den Kaufland für das Online-Angebot über seine Print-Beileger in Zeitungen und Anzeigenblättern erzeugen kann." Marcel Brindöpke (siehe Foto oben) ist Gründer und Geschäftsführer der Hey Connect GmbH   , die Mode-Marken die Anbindung an Online-Marktplätze ermöglicht: von der Erstellung des Contents, der technischen Anbindung und der monatlichen Abrechnung bis hin zum Fulfillment der Bestellungen.
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