"Viel Luft nach oben": Markt für Curated Shopping boomt
15.01.2016
Aus und vorbei: P&C Düsseldorf verschickt keine Stilbox mehr (Bild: Screenshot)
Zielgruppe der Stilbox waren Männer, die entweder keine Zeit oder keine Lust zum Shoppen haben. Diese haben von Style-Experten individuelle Outfits zusammengestellt bekommen und als Paket erhalten. Zu Hause sollten Kunden dann in Ruhe die Mode anprobieren und nur das behalten, was ihnen auch gefällt. Damit der Anbieter möglichst den Geschmack der Kunden trifft, mussten diese vorab einen Fragebogen zu ihrem Modegeschmack ausfüllen. Versand und Rückversand waren dabei für Kunden kostenlos, es gab zudem ein 60-tägiges Rückgaberecht. Gestartet wurde der Service gerade einmal vor einem Dreiviertel Jahr . Warum man bereits jetzt wieder den Stecker zieht, hat die Bekleidungskette auf Nachfrage von neuhandeln.de bislang zwar nicht verraten. Nach einem Bericht der Fachzeitschrift Textilwirtschaft soll aber das Gesamtinteresse "hinter den Erwartungen“ geblieben sein. Vor diesem Hintergrund liegt die Vermutung nahe, dass das Potenzial für Curated-Shopping-Konzepte überschätzt wird. Gegen diesen Eindruck wehren sich aber geschlossen alle Online-Händler, die ausschließlich auf Curated-Shopping spezialisiert sind und deren Services der eingestellten "Stilbox" gleichen. "Wir wachsen weiterhin sehr stark und sehen zudem noch viel Luft nach oben", kontert beispielsweise Julia Bösch (siehe Foto links), Gründerin des auf Curated-Shopping spezialisierten Start-Ups Outfittery , das es seit 2012 gibt und zu den First-Movern in diesem Markt zählt. Ihr zufolge sei nicht nur das Interesse an Curated-Shopping "enorm groß", der Service überzeuge zudem die Kundschaft. "80 Prozent der Nutzer, die Curated Shopping einmal ausprobiert haben, möchten dies auch wieder tun", argumentiert sie gegenüber neuhandeln.de. Vor diesem Hintergrund kann sich die Outfittery-Gründerin nicht vorstellen, dass die Stilbox von Peek & Cloppenburg (Düsseldorf) wegen einem geringen Marktpotenzial eingestellt worden ist. Der Rückzug nach nur wenigen Monaten zeige ihrer Einschätzung nach vielmehr stellvertretend auf, dass sich solche Multichannel-Händler, die aus dem stationären Einzelhandel kommen, mit digitalen Ideen und Innovationen und deren Umsetzung "leider immer noch schwer tun".Auch Zalando ist mit seinem Curated-Shopping-Service sehr zufrieden
Ähnlich argumentiert auch Wettbewerber Modomoto , der wie Outfittery schon einige Jahre den Markt für Curated-Shopping beackert, auch als ein Anbieter der ersten Stunde gilt und ebenfalls Männer als Kunden adressiert - passend unter dem Motto: "Gut gekleidet ohne Shopping". Auch bei Modomoto sieht man keinerlei Anzeichen dafür, dass der Markt für Curated-Shopping eventuell kleiner ist als gedacht. "Wir haben im vergangenen Geschäftsjahr 2015 einen Umsatz im zweistelligen Millionenbereich erzielt und konnten damit unseren Umsatz verdoppeln", freut sich Geschäftsführerin und Gründerin Corinna Powalla (siehe Foto links). Darüber hinaus habe sich endgültig gezeigt, dass es sich bei Curated Shopping nicht nur um einen vorübergehenden Trend handle. Schließlich steige die Nachfrage auf Kundenseite konstant. Zufrieden zeigt sich gegenüber neuhandeln.de auch der Fashion-Versender Zalando , der erst im vergangenen Jahr sein Kerngeschäft um den zusätzlichen Curated-Shopping-Service "Zalon " erweitert hat. Nachdem das Angebot im Frühjahr 2015 zunächst nur in Deutschland getestet wurde, gibt es die Mode-Boxen heute zudem für Kunden in Österreich und in der Schweiz . Auch deshalb werde nach eigenen Angaben das neue Angebot "zunehmend angenommen". Positive Signale sendet auch das Curated-Shopping-Startup Kisura , das im Gegensatz zu den Konkurrenten Outfittery und Modomoto nicht Männer adressiert, sondern Frauen beliefert. "Wir blicken zurück auf unser bisher stärkstes Jahr", verdeutlicht etwa Gründerin und Geschäftsführerin Tanja Bogumil (siehe Foto links) im Gespräch mit neuhandeln.de. Vor diesem Hintergrund stehen bei dem Curated-Shopping-Spezialisten die Zeichen auf Wachstum und Internationalisierung. Derzeit bereiten die Berliner den Markeintritt in den USA vor. Starten will man in den Staaten im Frühjahr, womit Kisura erstmals im Ausland aktiv wäre. Befeuert werden soll das Geschäft im Heimatmarkt zudem erstmals über TV-Spots. Zufriedene Gesichter gibt es daher bei allen Curated-Shopping-Anbietern - nur nicht bei Peek & Cloppenburg (Düsseldorf), wo man den entsprechenden Service "Stilbox" bereits nach kurzer Zeit wieder beerdigt hat. Das spricht dafür, dass die Gründe für das Aus wohl im Unternehmen liegen und nicht auf den Markt zurückgehen. Für diese These spricht, dass Peek & Cloppenburg (Düsseldorf) mit dem hauseigenen Online-Shop FashionID auch erst seit Frühjahr 2013 aktiv ist und damit nicht gerade ein Vorreiter im E-Commerce ist. Laut Aussagen in der Textilwirtschaft zeige der Rückzug auf, dass P&C Düsseldorf im E-Commerce "äußerst zögerlich agiert". Möglicherweise ist Curated Shopping aktuell aber dennoch auch einfach eine Nummer zu klein für einen großen Filialisten. Denn trotz allen Erfolgsmeldungen: Die spezialisierten Start-Ups mögen zwar momentan stark wachsen, das aber nach wie vor auf einem überschaubaren Niveau - auch wenn die Anbieter statt konkreter Zahlen nur "zweistellige Beträge" nennen.Basis
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