Madeleine-Chefin Daniela Angerer: "Müssen zum Kern der Marke zurück"

von Stephan Randler

16.08.2023

 (Bild: NH-Pressebild)
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Bild: NH-Pressebild unter Creative Commons Lizenz
Seit kurzem befindet sich die Madeleine Mode GmbH   in einem Eigenverwaltungsverfahren   , über das der Mode-Versender aus der TriStyle-Gruppe   saniert werden soll. Im Gespräch mit neuhandeln.de verraten Madeleine-Chefin Daniela Angerer und Detlef Specovius von der Restrukturierungsgesellschaft Schultze & Braun   , warum die Sanierung gestartet wurde – und wie Madeleine nun wieder in die Erfolgsspur finden soll.
Daniela Angerer
Daniela Angerer (Bild: Madeleine Mode)
neuhandeln.de: Wie hat sich das Geschäft bei Madeleine zuletzt entwickelt? Daniela Angerer: "Natürlich sind wir nicht damit zufrieden, wie sich das Geschäft in den vergangenen anderthalb Jahren entwickelt hat. Das hat aber verschiedene Gründe. Zum einen leiden wir wie nahezu die gesamte Modebranche noch unter den Nachwirkungen der Corona-Pandemie. Denn Madeleine ist nicht zuletzt spezialisiert auf Anlass-bezogene Mode, die während der Corona-Pandemie kaum nachgefragt wurde. Schließlich gab es in dieser Zeit ja wenig bis keine Veranstaltungen, Feiern oder Events, auf denen festliche Mode getragen wird." neuhandeln.de: Und nur deshalb hat der Umsatz abgenommen? Angerer: "Es wäre falsch, alles nur auf die Corona-Pandemie und die inflationsbedingte Kaufzurückhaltung zu schieben. Denn für die aktuelle Schieflage sind auch Punkte verantwortlich, die hausgemacht sind. Im Kern ist Madeleine seit der Gründung vor rund 45 Jahren eigentlich positioniert als eine Premium-Marke für Damenmode, die sich durch hochwertige Qualität, elegante Kollektionen und eine unverwechselbare Handschrift auszeichnet. Doch gerade diese Handschrift ist zuletzt zunehmend verloren gegangen. Dazu wurde versucht, Madeleine als Luxus-Marke zu positionieren. Mit den teils 20 Prozent höheren Preisen hat man aber die angestammten Preislagen verlassen und ist in den Augen der Kundin zu teuer geworden." neuhandeln.de: Wo wollen Sie jetzt ansetzen? Angerer: "Die Mode von Madeleine hat zunehmend an Einzigartigkeit verloren und wurde zu vergleichbar. Jetzt geht es darum, wieder zum Kern der Marke zurückzukehren und elegante Premium-Mode mit einer unverwechselbaren Handschrift für moderne Eleganz zu schaffen. Denn die Marke Madeleine hat nach wie vor ihre Daseinsberechtigung für Best Ager und viel Potenzial in einer Zielgruppe, die zwar vielleicht keine Luxus-Mode kaufen möchte, sich allerdings auch nicht mit dem Mittelpreissegment zufriedengeben will." neuhandeln.de: Geht es bei der Neuausrichtung denn wirklich nur um das Sortiment? Angerer: "Wir müssen auch digitaler werden. Zwar haben wir aktuell bereits einen Online-Anteil von über 50 Prozent. Viele Online-Umsätze werden aber noch dadurch angestoßen, dass Kunden einen gedruckten Katalog erhalten oder ein anderes Print-Werbemittel. Wir müssen uns daher fragen, wie wir auch im Internet für unsere Zielgruppe an Sichtbarkeit gewinnen und die Reichweite im Netz erhöhen. Beim Marketing geht es zudem darum, die Effizienz zu steigern. Es geht aber nicht darum, die Werbekosten einfach zu reduzieren. Unternehmen, die das machen, dürften in wenigen Jahren damit zu tun haben, dass ihnen die Neukunden fehlen. Wer nicht wirbt, stirbt. Dieses Motto gilt gerade auch im E-Commerce." neuhandeln.de: Gesucht wird jetzt ein Investor. Was passiert, wenn niemand einsteigt?
Detlef Specovius
Detlef Specovius (Bild: Schultze & Braun)
Detlef Specovius: "Wenn kein Investor einsteigt, wird die Madeleine Mode GmbH abgewickelt werden müssen. Davon gehen wir aber nicht aus. Denn die Marke Madeleine hat Potenzial und nach wie vor eine Daseinsberechtigung und auch einen Platz am Markt. Denn zum einen wächst in den kommenden Jahren weiterhin die Zahl der Best Ager, die über eine hohe Kaufkraft verfügen. Zum anderen ist Madeleine wie kaum eine andere Marke in diesem Segment im Kern auf elegante Anlass-bezogene Mode spezialisiert, mit der sich Frauen stilvoll in Szene setzen. Daran haben sie nach wie vor großes Interesse – auch wenn die Energiekosten aktuell vielleicht mehr Budget in Anspruch nehmen als früher." Über die beiden Gesprächspartner: Daniela Angerer ist seit dem Juni 2023 als Geschäftsführerin für die Madeleine Mode GmbH zuständig. Davor war sie in ihrer Karriere bereits als Geschäftsführerin für die Klingel-Tochter Alba Moda verantwortlich   und im Otto-Konzern als Geschäftsführerin für die Schwab Versand GmbH   zuständig. Rechtsanwalt Detlef Specovius wiederum ist Fachanwalt für Insolvenzrecht   und seit 1993 bei Schultze & Braun in den Fachgebieten Insolvenzverwaltung und Restrukturierung tätig.
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