Auslandsreport: Bol.com wird zum Logistik-Dienstleister

Der holländische Online-Händler Bol.com will seinen Kunden noch mehr Service bieten. Aus diesem Grund steigt der umtriebige Universalversender erstmals in das Geschäft mit Logistik-Dienstleistungen ein. Das Konzept: Handelspartner von Bol.com können ihre Ware ab sofort nicht nur über den gleichnamigen Online-Marktplatz verkaufen. Auf Wunsch übernehmen die Holländer ab sofort auch das komplette Fulfillment und verschicken die Ware ihrer Partner.

Bol.comBol.com will auch fremde Waren schnell zustellen (Bild: Screenshot)

Beim neuen Service „Logistik über Bol.com“ liefern Handelspartner die Ware direkt an die Holländer, die dann sämtliche Produkte bei sich bevorraten. Wenn Kunden die Produkte von Dritten bestellen, kümmert sich Bol.com um Verpackung, Versand und Retourenabwicklung.

Im Prinzip macht Bol.com damit nun das, was Amazon hierzulande unter dem Motto „Versand durch Amazon“ anbietet. Auch hier können externe Handelspartner ihre Ware in einem Lager des Portalbetreibers einlagern und von dort aus an Kunden von Amazon verschicken lassen.

Die Vorteile bei Amazon sind für Händler, dass Bestellungen beim „Versand durch Amazon“ für Prime-Kunden versandkostenfrei geliefert werden und Kunden die Ware von Amazon und Handelspartner prinzipiell in einem Paket erhalten können. Das wiederum soll bei Kunden den Ausschlag dafür geben, bei einem Handelspartner mit „Versand durch Amazon“ zu kaufen.

Jede sechste Bestellung beinhaltet bereits Ware von Handelspartnern

Ähnlich argumentiert nun auch Bol.com und das meiner Meinung nach auch zu Recht. Denn in den vergangenen Jahren haben die Holländer stark in ihre Logistik investiert, so dass prinzipiell eigene Waren bei einer Bestellung bis 23 Uhr bereits am folgenden Werktag zugestellt werden.

Im direkten Vergleich ist das Tempo bei den Handelspartnern meist merklich langsamer, wo die Zustellung für dasselbe Produkt schnell einmal drei bis fünf Werktage dauern kann. Wenn die Ware nun von Bol.com versendet wird, sollen Handelspartner ebenfalls mit einer schnellen Zustellung punkten können. Auf diese Weise sollen Partner ihre Umsätze steigern, wovon in einem zweiten Schritt wiederum Bol.com durch mehr Einnahmen aus Provisionen profitiert.

Bei einem Versand über Bol.com können sich Kunden zudem prinzipiell die Bestellungen an einen Pickup-Point der holländischen Supermarktkette Albert Heijn liefern lassen. Zusätzlich profitieren Kunden auch bei Käufen bei Handelspartnern davon, dass Bestellungen ab einem Wert von 20 Euro kostenlos geliefert werden. Zudem können auch bei Bol.com die Produkte des Händlers mit Artikeln von seinen Partnern nun in einem gemeinsamen Paket ausgeliefert werden. Bereits heute ist bei jeder sechsten Bestellung auch Ware von einem Partner dabei.

Über die Online-Plattform Bol.com verkaufen nach eigenen Angaben nun schon über 12.000 gewerbliche Handelspartner aus Holland und Belgien. Dazu bieten rund 170.000 Verbraucher gebrauchte Ware an. Nach eigenen Angaben haben die Handelspartner zusammen im Jahr 2014 einen Umsatz von 100 Mio. Euro erzielen können, wobei Bol.com hier aber verschweigt, ob der Umsatz vor oder nach Retouren ist und die Mehrwertsteuer im Wert enthalten ist.

Bol.com hatte bereits im Herbst angekündigt, seine Verkaufsplattform aufwerten zu wollen.

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1 Kommentar

  1. Ist wohl nur eine Frage der Zeit bis Amazon auch Bol.com übernimmt?! Damit würde die NL & BE Expansion bestimmt um einiges schneller gehen.

Kommentare sind deaktiviert.