Lieferkettengesetz: Wo Excel statt einem ERP regiert
08.05.2024 Die meisten Unternehmen akzeptieren die Herausforderungen, die das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) an sie stellt. Doch die Hälfte nutzt zur Dokumentation Excel - statt passender Tools. Und das sind beileibe nicht nur KMUs, wie eine repräsentative Studie zeigt.
Doch wie sehr fordern das deutsche LkSG und zukünftig die erweiterten Anforderungen des jüngst durch den EU-Rat gebilligten EU-Lieferkettengesetzes die Unternehmen wirklich? Die Lieferkettenstudie von Creditreform und dem Handelsblatt Research Institut zeigt, wo Hersteller und Händler tatsächlich stehen.
Dazu wurden 2.000 Entscheidungsträger deutscher Unternehmen repräsentativ befragt. Die Auswertung zeigt:
- Die Mehrheit befürwortet Verantwortung in der Lieferkette (74,2 Prozent). 32 Prozent haben dies sogar in ihren Unternehmenswerten verankert und 22,4 Prozent sehen darin strategische Chancen.
- Auch KMU mit mehr als 250 aber weniger als 1.000 Mitarbeitern, die formal noch nicht von den Anforderungen des LkSG betroffen sind, achten intensiv (54,2 Prozent) oder teilweise (31,2 Prozent) auf ökologische und soziale Nachhaltigkeit entlang ihrer Lieferkette.
- Insgesamt lehnt nur eine Minderheit von 7 Prozent aus Prinzip ab, dass Unternehmen Verantwortung für ihre Lieferketten übernehmen müssen.
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Jetzt Mitglied werdenEntscheidender als die absolute Zahl der Mitarbeiter ist aber das Verhältnis. Während ein Konzern mit mehreren Tausend Beschäftigten den Aufwand gut stemmen kann, wird er in kleineren Unternehmen überproportional hoch, wie die Studienautoren schreiben.
Um ihren Sorgfaltspflichten nachzukommen, müssen Unternehmen umfassende Daten entlang ihrer Lieferkette erheben und dokumentieren. Hier sucht die Wirtschaft noch nach Standards und technischen Lösungen. Nur knapp die Hälfte der befragten Unternehmen (50,9 Prozent) nutzt teilweise oder vollumfänglich spezielle Tools, um die Lieferkette zu analysieren, Risiken zu identifizieren und darüber zu berichten. In fast genauso vielen Unternehmen basiert das Lieferkettenmanagement allerdings noch vorwiegend auf Excel.
Entsprechend sehen sie neben dem Zeit- und Kostenaufwand (41,4 Prozent) auch die Datenbeschaffung (36,1 Prozent), die Kommunikation und Abstimmung mit Lieferanten (30,9 Prozent) sowie die adäquate Dokumentation und Berichterstattung (29,7 Prozent) als größte Herausforderungen an. Um sie zu bewältigen, steigt die Bereitschaft, entsprechende Lösungen von spezialisierten Anbietern einzukaufen. Nur 18,4 Prozent schließen es aus, Geld für externe LkSG-Tools auszugeben.
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