Licht und Schatten: Otto-Gruppe präsentiert Jahreszahlen

25.05.2016

 (Bild: NH-Pressebild)
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Bild: NH-Pressebild unter Creative Commons Lizenz
Die Otto-Gruppe   hat nun auch ihre endgültigen Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2015/16 (Stichtag: 29. Februar) vorgelegt, mit denen die Hanseaten die vorläufigen Werte aus diesem Frühjahr   bestätigen. Konkret gab es ein Umsatzplus von 5,4 Prozent auf 12,1 Mrd. Euro, das damit sogar über dem vorläufig kommunizierten Wachstum von 4,3 Prozent liegt. Nach einem Jahresfehlbetrag von -32 Mio. Euro im Jahr zuvor gibt es nun unterm Strich einen Gewinn von 90 Mio. Euro - das gilt allerdings nur, wenn man dabei ausschließlich die fortgeführten Aktivitäten des Otto-Konzerns betrachtet.

Jahresbilanz: Kommende Verkäufe belasten aktuelles Ergebnis

Wenn man die eingestellten Aktivitäten ebenfalls berücksichtigt, ergibt sich ein anderes Bild. Getrübt wird die Bilanz dann durch die französische Versendergruppe 3Suisses   , die im Geschäftsjahr 2015/16 erneut beim Umsatz enttäuschte und hohe Verluste erzielte. Aus diesem Grund hatte der Konzern bereits angekündigt, bis zum Ende des laufenden Geschäftsjahres 2016/17 alle Handelsaktivitäten aus der französischen Gruppe zu verkaufen   . Diese Verkäufe stehen zwar noch aus, belasten aber bereits heute die Bilanz. Denn durch den Ausweis als „discontinued operations“ mussten Sondereffekte und absehbare Belastungen bereits im zurückliegenden Geschäftsjahr verbucht werden. Diese Belastungen durch die kommenden Verkäufe bei der 3SI-Gruppe - operative Verluste, Kosten für Restrukturierungen und Abfindungen, Abschreibungen auf Buchwerte und IT - summieren sich auf 280 Mio. Euro. Über die fortgeführten Aktivitäten allein konnte der Konzern zwar einen Jahresüberschuss von 90 Mio. Euro erzielen, mit den Belastungen durch den 3Suisses-Verkauf ergibt sich dann aber doch ein Fehlbetrag von -190 Mio. Euro - und damit einen Verlust auf Vorjahresniveau, da die Gruppe im Jahr zuvor einen Fehlbetrag von -196 Mio. Euro aus allen Aktivitäten verbuchen musste (siehe Tabelle).
Otto-Vorstandschef Hans-Otto Schrader (Bild: Otto Group)
Otto-Vorstandschef Hans-Otto Schrader (Bild: Otto Group)
Insgesamt konnte die Otto-Gruppe bei ihren fortgeführten Bereichen in allen Konzernsparten ein Umsatzplus verbuchen. Beim Geschäft mit den Finanzdienstleistungen der unter anderem auf Forderungsmanagement spezialisierten EOS-Gruppe   gab es ein Plus von fünf Prozent auf 678 Mio. Euro. Beim Segment "Service" konnte der Konzern durch Hermes   ein Wachstum von 15,3 Prozent auf 1,8 Mrd. Euro erzielen, was der Konzern bereits im Frühjahr mit Neukunden im B2B-Bereich begründet hatte. Für das umsatzstarke Handelssegment steht wiederum ein Plus von 3,7 Prozent auf 9,6 Mrd. Euro in den Büchern. Erreichen konnte man das nach eigenen Angaben durch wettbewerbsfähige Angebote, Services und IT. So konnte zum Beispiel der Otto-Versand um knapp zehn Prozent auf 2,6 Mrd. Euro netto   zulegen, was aber an auch Aktionsangeboten zum 20-jährigen Online-Jubiläum lag ("20 Jahre otto.de"). Ein deutliches Plus gab es auch bei Mode-Versender Bonprix   , der um 10,6 Prozent auf 1,4 Mrd. Euro netto   zulegen konnte. Die auf Best Ager fokussierte Witt-Gruppe   wuchs um 4,1 Prozent auf 756 Mio. Euro, während die Baur-Gruppe   ein Wachstum von 1,3 Prozent auf 683 Mio. Euro netto    schaffte. Bei der Schwab-Gruppe    gab es dagegen ein Minus von 6,9 Prozent auf 216 Mio. Euro netto. Zwar konnte bei Schwab die Große-Größen-Marke Sheego    zulegen und erstmals einen dreistelligen Millionenumsatz    erzielen. Dafür wurde aber parallel das Geschäft des Universalversenders Schwab    weiter zurückgefahren, was bereits seit Jahren praktiziert wird. Bei der Heine-Gruppe gab es Minus von 4,8 Prozent auf 458 Mio. Euro. Hier konnte zwar der auf Haushaltswaren spezialisierte Multichannel-Händler Manufactum    zulegen, der zur Gruppe gehört. Dafür gab es Umsatzrückgänge bei den Textilanbietern Heine    und Alba Moda, die auch zur Gruppe gehören. Alba Moda    gehört inzwischen aber nicht mehr zum Konzern, da der Mode-Versender zum Start in das aktuelle Geschäftsjahr 2016/2017 an die Klingel-Gruppe verkauft wurde   .
Otto Group Umsatz
Die aktuellen Kennzahlen des Otto-Konzerns im Überblick (Tabelle: Otto Group)
Bei der Mytoys-Gruppe    konnte der Konzern durch Investitionen in Logistik und IT den Umsatz gleich um knapp 20 Prozent auf 508 Mio. Euro    erhöhen. Auch Sportscheck konnte zulegen und wuchs um 7,7 Prozent auf 319 Mio. Euro. Weil das Geschäft des Multichannel-Händlers aber zuletzt stark rückläufig war, liegt der aktuelle Sportscheck-Umsatz gerade einmal auf dem Niveau des Geschäftsjahres 2013/2014, in dem der Umsatz um 5,1 Prozent auf 319 Mio. Euro gesunken war. Das Start-Up Collins   mit den Marken About you   und Edited   wächst weiter dynamisch und steuert auf die Umsatzmarke von 100 Mio. Euro zu, wobei dieses Wachstum nicht zuletzt über Investitionen in TV-Werbung    erkauft sein dürfte. Das Geschäft dürften zudem neue Projekte befeuert haben wie ein Schweizer Online-Shop    und ein Shopping-Club   , die in den vergangenen Monaten gestartet wurden. Während das Geschäft in Deutschland generell brummt und hier die Umsätze aller Konzern-Händler zusammen um 5,1 Prozent zulegen konnte, kriselt das Geschäft im Ausland nach wie vor. So sank der Umsatz der Otto Group Russia    um 35 Prozent auf 260 Mio. Euro, was der Konzern mit einem stark rezessiven Umfeld und einem volatilen Rubel-Kurs begründet. Weil die Otto-Gruppe in Osteuropa aber auch die Marketing-Ausgaben reduzierte, konnte man operativ wieder schwarze Zahlen schreiben. Auch in Frankreich hatte das Geschäft erneut enttäuscht, weshalb es ja zu den Verkäufen kommt. Der Otto-Konzern ist mit seinen drei Sparten Multichannel-Einzelhandel, Service und Finanz-Dienstleistungen insgesamt mit über 120 Unternehmen in 20 verschiedenen Ländern aktiv. Im vorletzten Geschäftsjahr 2014/15 hatte das gesamte Geschäft der Gruppe mit einem Mini-Plus von 0,5 Prozent    mehr oder weniger stagniert. Der Konzern musste beim Ergebnis vor Steuern zudem einen Verlust von -125 Mio. Euro    verbuchen, nachdem es zuvor einen Gewinn von 244 Mio. Euro gab. In die Verlustzone rutschte die Otto-Gruppe damals aus verschiedenen Gründen. So wurde zum Beispiel in Frankreich das Geschäft der 3Suisses-Gruppe    umgebaut, wodurch Umsätze gesunken und Kosten für die Restrukturierung angefallen waren. Schwierig war auch das Geschäft in Osteuropa, wo die Umsätze in Euro durch den Verfall des Rubels gleich zweistellig zurückgingen. In Deutschland wurde zudem bei der Otto-Tochter myToys.de    in einen neuen Logistikstandort investiert, dazu hatten bei dem Multichannel-Händler Sportscheck    noch IT-Umstellungen das Ergebnis belastet. Außerdem waren Anlaufinvestitionen für neue Online-Shops wie das Multishop-Projekt Collins    angefallen.
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