Offiziell: Otto-Konzern mit deutlichem Verlust in 2014/15

Auf neuhandeln.de hatte ich bereits Ende März berichtet, dass der Hamburger Otto-Konzern mit all seinen Tochtergesellschaften im Geschäftsjahr 2014/2015 (Stichtag: 28. Februar) einen weltweiten Netto-Umsatz von 12,1 Mrd. Euro erzielen und damit zum Vorjahr minimal um 0,5 Prozent zulegen konnte. Zum Ergebnis wollten sich die Hanseaten damals allerdings auch auf Nachfrage nicht äußern – obwohl laut Medienberichten ein Verlust vor Steuern entstanden sei.

Otto Group KennzahlenOtto-Bilanz: Minimales Umsatzplus, starker Ergebniseinbruch (Bild: Screenshot)

Seit heute steht fest: Das Ergebnis (EBIT) des Handelskonzerns ist im Geschäftsjahr 2014/2015 von zuvor 401 auf 79 Mio. Euro geschmolzen, beim Ergebnis vor Steuern (EBT) musste die Otto Gruppe sogar einen Verlust in Höhe von -125 Mio. Euro hinnehmen – nachdem es im Jahr zuvor ein positives Vorsteuerergebnis von 244 Mio. Euro gegegeben hatte (siehe Grafik).

Überraschen dürfte das Leser von neuhandeln.de nicht. Schließlich hatte der Handelskonzern im letzten Herbst bereits erklärt, dass man mit deutlichen Einbußen beim Ergebnis rechne.

Die Gründe für die roten Zahlen sind vielfältig. Zum einen wird in Frankreich das Geschäft der 3Suisses-Gruppe umgebaut, zu der unter anderem der Mode-Versender 3Suisses gehört. Hier werden keine Kataloge mehr verschickt und Kunden stattdessen nur noch online auf Angebote des über 80 Jahre alten klassischen Versandhändlers aufmerksam gemacht. Dadurch sind zum einen die Umsätze gesunken, zum anderen sind Kosten für die Restrukturierung angefallen.

Investitionen bei Collins, myToys und SportScheck belasten das Ergebnis

Schwierig war für den Konzern aber auch das Geschäft in Osteuropa, wo durch die Krise in der Ukraine das bislang sehr profitable Geschäft in Russland stark durch den Verfall des Rubels belastet wurde. Die Umsätze fielen hier um 23,5 Prozent auf 400 Mio. Euro, in Landeswährung betrug der Rückgang nur 2,5 Prozent. Doch auch in Deutschland gab es einige Brandherde.

So wurde im vergangenen Jahr bei der Otto-Tochter myToys.de in einen neuen Logistikstandort investiert, bei dem Tochterunternehmen Sportscheck gab es Umstellungen bei der IT. In beiden Fällen haben die Investitionen das Ergebnis (EBIT) des Konzerns „stärker belastet als im Vorjahr„.

Außerdem sind im vergangenen Geschäftsjahr 2014/2015 auch Anlaufinvestitionen für neue ECommerce-Projekte wie das Multishop-Projekt Collins entstanden, die das Ergebnis drücken.

Prinzipiell habe obendrein dem Otto-Konzern der schwierige Textilmarkt zu schaffen gemacht, der in Deutschland im vergangenen Kalenderjahr nach Studien erneut rückläufig war. So hätten zwar der Otto-Versand als auch die Bonprix-Gruppe, die Witt-Gruppe und die Baur-Gruppe zwar deutlich positive Ergebnisse erzielen können, die aber zum Vorjahr dennoch zurückgeblieben sind. Konkrete Zahlen der einzelnen Töchter nennt der Konzern aber nicht.

Im Geschäftssegment „Multichannel- Einzelhandel“ konnte der Konzern mit allen Händlern nur einen Netto-Umsatz von weltweit 9,9 Mrd. Euro umsetzen, was ein Prozent weniger ist als im Jahr zuvor. Das EBIT der Sparte sank von zuvor 247 Mio. auf -8 Mio. Euro (siehe Grafik).

Otto Group KennzahlenDas Ergebnis (EBIT) sank in allen drei Konzernsparten (Bild: Screenshot)

Über die Umsätze der einzelnen Töchter wie Sportscheck, Baur und Otto hatte ich bereits vor einem Monat detailliert berichtet, alle Kennzahlen können Interessenten hier nachlesen.

Beim Service-Geschäft sind die Umsätze um 14,9 Prozent auf 1,495 Mrd. Euro mit Händlern außerhalb der Otto-Gruppe gestiegen, die über Hermes versenden. Das EBIT sank aber auch hier von zuvor 34 Mio. Euro auf -20 Mio. Euro, was an Investitionen in die Infrastruktur liegt.

Bei den Finanzdienstleistungen (größtenteils Einnahmen der EOS Gruppe) sank der Umsatz um knapp sechs Prozent auf 644 Mio. Euro, das EBIT verringert sich von 208 Mio. Euro auf 185 Mio. Euro. Beide Rückgänge sind vor allem dem schwierigen Geschäft in Russland geschuldet.

Der Otto-Konzern ist mit seinen drei Sparten Multichannel-Einzelhandel, Service und Finanz-Dienstleistungen insgesamt mit über 120 Unternehmen in 20 verschiedenen Ländern aktiv.

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1 Kommentar

  1. „Die Gründe für die roten Zahlen sind vielfältig.“
    Das stimmt! Aber vielleicht sind es doch ganz andere Ursachen. Wenn man sich mal die ganze Markenvielfalt anschaut, die OTTO heute ausmacht, dann erkennt man eine ungeheure Marktmacht konzentriert in EINEM Managment. Frueher alles unabhaengige Unternehmen, die ihre eigene „Markenpolitik“ machten. OK. Einige in die Pleite, andere zu interessanten Uebernahmekandidaten. Aber eigenstaendig. Heute ein Marken-Verbund gefuehrt von EINEM Managment. Auch wenn man die Dezentralisierung darstellt, die Einigung einer vielschichtigen Unterschiedlichkeit ist immer der kleinste gemeinsame Nenner. Hinzu kommen Manager, die Versandhandel als theoritische strategische Moeglichkeit definieren, Versandhandel aber es nie begriffen haben. Bestes Beispiel: Der Bestellvorgang ist zum absoluten Intelligenztest abqualifiziert worden an dem der Besteller nur scheitern kann. Somit wird auch jede Aktivitaet akquisitorisch positioniert, die Loyalitaet zum Kunden einseitig aufgekuendigt. Tatsache ist auch, dass man neue Angebotsformen nicht hanseatisch unterkuehlt sondern aktionistisch laut promoten muss. Eine Kunstscenerie mit einem Gorilladialog kann gegen eine freche FKK Zalando „Schrei vor Glueck“ Kampagne nicht bestehen. Es mag sicherlich viele faktische Gruende fuer die OTTO Entwicklung geben. Die durchschlagenden emotionalen Gruende sind noch gar nicht identifiziert.
    „Otto….find ich gut?“ Natuerlich. In der Bewaeltigung von Krisen war OTTO schon immer Weltmeister.

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