Vision 2025: Baur-Versand will über Content-Marketing verkaufen

Das vergangene Geschäftsjahr 2016/2017 (Ende: 28. Februar) musste der Baur-Versand mit einem spürbaren Umsatzminus beenden. Nun setzt die Otto-Tochter auf eine neue Online-Strategie, um die Umsätze zu steigern und die Kundenbindung zu erhöhen. Ab sofort ist im Online-Shop daher die neue Themen-Welt Lifestyle zu sehen, deren Start man bereits zu Jahresbeginn in Aussicht gestellt hatte.

Baur Online-Shop
Die Startseite mit den drei Kategorien des neuen Online-Shops (Bild: Screenshot)

Konkret gehört die neue Rubrik „Lifestyle“ nun zu insgesamt drei Kategorien, mit denen Besucher auf der Startseite des Online-Shops begrüßt werden (siehe Abbildung). Die beiden weiteren Kategorien sind „Damen“ und „Wohnen“. Zusätzlich gibt es am Seitenkopf eine weitere Menüleiste mit zusätzlichen Sortiments-Punkten wie „Herren“ oder „Sale“, die es so zwar auch schon früher im Baur-Shop gab.

Bislang waren aber auf der Startseite meistens einzelne Bestseller zu sehen, so dass sich der aktuelle Einstieg mit den drei Hauptkategorien schon deutlich von früheren Shop-Versionen unterscheidet.

Ebenfalls auffällig: Wer die Menü-Punkte „Damen“ und „Wohnen“ aufruft, kann sich im Anschluss direkt durch die entsprechenden Sortimente wühlen. Anders verhält es sich bei der neuen Rubrik „Lifestyle“: Hier präsentiert der Baur-Versand dann aktuelle Themen, die redaktionell aufbereitet werden.

Erst Tipps zum Wandern, dann der passende Rucksack

So wird zum Beispiel vor dem nahenden Feiertag am 01. Mai erklärt, woher der Ausdruck „Tanz in den Mai“ kommt, was es für Veranstaltungen zum Feiertag gibt und wie man dazu leckere Snacks für eine Maiwanderung zubereiten kann. Natürlich macht der Baur-Versand das nicht aus Nächstenliebe.

So finden Nutzer bei den Tipps zur Maiwanderung eine Auswahl an Rucksäcken, die sie bei Baur bestellen können. Ganz klar ist bei der neuen Rubrik „Lifestyle“ aber der Content der Köder, erst im zweiten Schritt geht es um das Verkaufen. Auf diese Weise hat der Baur-Versand nicht nur die Chance, über aktuelle Themen bei seinen Kunden spontan Begehrlichkeiten zu wecken und Impulskäufe anzustoßen. Wenn der redaktionelle Content genug hergibt, dürften Kunden auch nach einem Kauf immer wieder bei Baur.de vorbei schauen – um zu sehen, was es dort denn Neues gibt. Und wenn der Kunde schon einmal im Shop ist, kann die Otto-Tochter ihm auch was verkaufen.

Albert Klein Baur
Geschäftsführer Albert Klein (Bild: Baur-Gruppe)

„Lifestyle ist die neue, inspirierende Welt, mit der wir unsere Kundin begeistern und ihren Alltag begleiten wollen“, verdeutlicht Albert Klein, Geschäftsführer der Baur-Gruppe. „Dabei geht es vor allem um Kundenbindung.“ Das wolle man durch Inspiration, Beratung und vor allem relevante Themen erreichen. Diese will der Baur-Versand finden, da man als Händler die eigenen Kundinnen ja schließlich „sehr gut“ kenne.

Die neue Rubrik „Lifestyle“ ist Teil der Strategie „Vision 2025“, mit der sich die Baur-Gruppe fit für die Zukunft machen möchte. Weitere Eckpunkte sind, dass die Gruppe schneller und innovativer am Markt agieren soll.

Gerade der Baur-Versand ist etwas unter Zugzwang. So war im vergangenen Geschäftsjahr der Umsatz hier um sechs Prozent gesunken. Konkret hatten ein „aggressiver Wettbewerb“ und eine „schwache Textilkonjunktur“ das Geschäft erschwert. Während das Geschäft mit Möbeln und Accessoires daher stagnierte, gab es beim Versandhandel mit Mode deutliche Rückgänge. Unterm Strich standen zwar unverändert schwarze Zahlen, die Umsatzrendite ist im Vergleich zum Vorjahr aber leicht gesunken.

Auch bei der gesamten Baur-Gruppe ging das Geschäft zurück – genau genommen um zwei Prozent auf 667 Mio. Euro. Während aber der Baur-Versand die Erwartungen nicht erfüllen konnte, gab es beim Service-Geschäft eine „sehr zufriedenstellende Entwicklung“. So konnte zum Beispiel die auf Logistik-Dienstleistungen spezialisierte Baur Fulfillment Solutions GmbH (BFS) neue Kunden gewinnen.

Im laufenden Geschäftsjahr will die Gruppe ihren Umsatz um rund fünf Prozent steigern und erstmals die Marke von 700 Mio. Euro knacken. Dabei rechnet die Gruppe mit ersten Umsatzeffekten aus den strategischen Ansätzen der Vision 2025 – wozu die neue Rubrik „Lifestyle“ im Baur-Shop gehört.

Zur Baur-Gruppe zählen neben dem Baur-Versand und dem Schuh-Anbieter I’m Walking auch Dienstleister wie die auf Logistik-Dienstleistungen spezialisierte Baur Fulfillment Solutions GmbH und die E-Commerce-Agentur Empiriecom. Zur Gruppe gehört außerdem noch die österreichische Unito-Gruppe, die ebenfalls mit verschiedenen Versendermarken im Handel aktiv ist (Marken: UniversalOtto ÖsterreichQuelleAckermann und Alpenwelt) und Service- und Logistik-Dienstleistungen anbietet.

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3 Kommentare

  1. Und dann geh ich auf baur.de um coole Stories über Damenmode zu lesen?

    Wäre es da nicht sinniger ein paar Facebook-Seiten und Youtube-Channels zu gründen und aufzubauen?

    • Weiß nicht. Man kann natürlich die These vertreten, dort einen Köder auszuwerfen, wo bereits die Fische sind. Andererseits finde ich es gerade mutig, sich eben nicht wieder in die Abhängigkeit der großen Gatekeeper zu begeben. Auf der eigenen Seite mag der Traffic vielleicht geringer sein. Dafür aber hat man die Besucher auf dem eigenen Portal – und damit Hausrecht. Insofern kann ich den Ansatz gut nachvollziehen.

      • Wenn der Content aber wieder nur vom Gatekeeper Google mit Traffic versorgt wird/ versorgt werden soll, würde ich zweimal überlegen. Wenn es wie zitiert wirklich um Kundenbindung geht, wäre es nachvollziehbarer
        Wenn ich aber lese
        „So wird zum Beispiel vor dem nahenden Feiertag am 01. Mai erklärt, woher der Ausdruck „Tanz in den Mai“ kommt, was es für Veranstaltungen zum Feiertag gibt und wie man dazu leckere Snacks für eine Maiwanderung zubereiten kann.“
        dann schrillen bei mir alle Alarmglocken. Das Netz quillt über ob solcher Informationen, jetzt soll ich dass aber demnächst bei Baur konsumieren UND dem Brand zutrauen, mich entsprechend zu informieren? Das schreit nach einem famosen Geldgrab. Das erinnert mich gar ein wenig an http://mariacron.de/#wanderwelten :o) Wo ist denn da die Uniqueness und/ oder Mehrwert die die Synapsen so triggert, dass die Kunden WIRKLICH wiederkommen!?

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